Die Geretsrieder Bombe ist entschärft. Und diesmal war das Sprengkommando noch schneller als am Dienstag. Um 15.45 Uhr, nicht einmal eine Stunde nach dem Beginn der Arbeiten, meldete die Stadt: "Der Kampfmittelräumdienst hat die Abwurfbombe erfolgreich entschärft. Alle evakuierten Personen dürfen in ihre Häuser zurückkehren." Bei der ersten Bombe am Dienstag hatten Sebastian Braun, Josef Semegi und Usam Bach eineinviertel Stunden gebraucht. Nun waren sie schneller, obwohl Braun zunächst von einer etwas schwierigeren Situation gesprochen hatte.
Zwei Tage nachdem im Geretsrieder Stadtteil Gartenberg bei Bauarbeiten eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und entschärft worden ist, wiederholte sich also der Einsatz. Am Donnerstagvormittag war auf derselben Baustelle eines Vierspänners am Rotkehlchenweg erneut ein Blindgänger gefunden worden. Nach ersten Einschätzungen handelte es sich dabei wieder um eine 75 Kilogramm schwere Fliegerbombe mit einer Sprengkraft von 37 Kilogramm, hieß es seitens des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Laut Sprengmeister Sebastian Braun, der mit Kollegen des Kampfmittelräumdienstes in Geretsried eingetroffen war, war die neu entdeckte Bombe ähnlich gut zugänglich wie jene vor zwei Tagen. Allerdings sei sie von Gestein ummantelt ("kiespaniert") gewesen, weshalb die Bergung und Entschärfung etwas länger hätte dauern könnte als am Dienstag, so seine Einschätzung.
Wie am Dienstag mussten wiederum etwa 1800 Menschen ihr Zuhause verlassen. Rings um den Fundort wurde der Polizei zufolge ein Sicherheitsbereich mit einem Radius von 300 Metern definiert. Die Evakuierung hatte um 13:24 Uhr begonnen. "Polizei, Feuerwehr und THW werden alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger persönlich auffordern, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen", erklärte die Stadt. Mehr Polizisten als am Dienstag waren im Einsatz, auch die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk (THW) und das Rote Kreuz (BRK) waren mit zahlreichen Helfern bei der Einsatzzentrale an der Feuerwache Elbestraße versammelt.
Da Geretsried am 9. April 1945 als Standort zweier großer Rüstungsbetriebe von der US-Army bombardiert wurde, wird in bestimmten Bereichen der Stadt bei Bauarbeiten grundsätzlich nach Altlasten gesucht. Warum im aktuellen Fall nicht beide Bomben gleichzeitig entdeckt wurden, erklärte Rathaussprecher Thomas Loibl so: Es werde mit Geräten gearbeitet, die Metall orten. Auf der Baustelle am Rotkehlchenweg seien aber auch so viele kleine Metallteile im Boden, dass es schwieriger sei, ganze Sprengkörper ausfindig zu machen. Deshalb sei dort bei jeder Erdbewegung stets ein Fachmann an Ort und Stelle, um im Ernstfall einzuschreiten.
Nach den Recherchen des Arbeitskreises Historisches Geretsried waren 76 amerikanische Flugzeuge von mehreren Stützpunkten in England gestartet und hatten mehr als 2000 Bomben über der Dynamit-AG im Wolfratshauser Forst abgeladen. Die Rüstungsfabrik war an diesem Tag die letzte Station des Geschwaders, das sich über Fürstenfeldbruck, Landsberg, Memmingen näherte und schließlich Wolfratshausen erreichte. Die Sprengkörper wurden demnach innerhalb von drei Minuten, von 17.19 bis 17.22 Uhr, über dem Rüstungsstandort abgeworfen.