Kommunale Migrationspolitik:Bangemachen hilft nicht

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Im Gemeindehaus der evangelischen Kirche findet das erste Patentreffen in Icking statt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Willkommen in Icking: Die Gemeinde kümmert sich schon vorsorglich um die Integration Geflüchteter.

Kommentar von Felicitas Amler, Icking

Wir leben in schrecklichen Zeiten. Die Stimmung gegen "die" Flüchtlinge ist keineswegs nur an den Stammtischen aufgeheizt. Die AfD räumt mit ihrer ausländerfeindlichen Politik selbst in wohl situierten Winkeln des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen ab. Die Migrationspolitik im Bund konzentriert sich bis tief in die Sozialdemokratie und die vermeintlich so weltoffene grüne Partei hinein auf Abschottung, Abwehr, Abschiebung. Und die Gemeinden hier im Landkreis mussten erst durch ein ultimatives Wort des Landrats dazu angetrieben werden, sich endlich um ausreichend Unterkünfte zu kümmern. Noch in der Pressekonferenz, die Landrat Josef Niedermaier im Sommer gemeinsam mit dem Sprecher der 21 Bürgermeister, Stefan Fadinger, zur Ankündigung einer strikten Quote gab, demonstrierte dieser nicht etwa Zusammenhalt, sondern äußerte Bedenken: Wenn eine Kommune Container für Geflüchtete aufstelle, könnten diese womöglich zehn Jahre lang stehen bleiben. Als sei dies ein Schreckensszenario.

Was für ein Lichtblick, dass die Politik in Icking offenbar weniger aufs Klagen, Bangen und Angstmachen setzt. Dort wird nicht um Hilfe für die Gemeinde gerufen, sondern nach Helferinnen und Helfern für die Geflüchteten. Sorgsam und rechtzeitig. Man wisse zwar noch gar nicht, so die Zweite Bürgermeisterin Claudia Roederstein, wann genau wie viele Geflüchtete nach Icking kommen werden. Aber dass Hilfsbereitschaft nötig ist, sei klar. Gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Sabine Sommer lädt Roederstein zu einem Patenabend ein. Die beiden erreichen damit zwei Ziele: die Erstaufnahme und die Integration von Geflüchteten zu erleichtern und der Bürgerschaft das Gefühl zu geben, hier geschieht etwas Gutes im Sinne des Zusammenlebens aller mit allen. Wie viel angenehmer wären die Zeiten, wenn diese Solidarität wenigstens im reichen Oberland allerorten geübt würde.

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