Gasthof Mühle in Gaißach:"Klassisch boarisch" - mit modernem Touch

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Vor einem Jahr wurde der Gasthof Mühle in Gaißach nach aufwendiger Renovierung wieder eröffnet - den Wirt Andreas Frei freut es. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach umfangreicher Sanierung lockt das Traditionswirtshaus wieder Einheimische und Ausflügler an. Das erste Jahr nach der Neueröffnung brachte für Wirt Andreas Frei allerdings einige Herausforderungen mit sich, zum Beispiel die Suche nach Personal.

Von Lorenz Szimhardt, Gaißach

Von außen wirkt der Gasthof Mühle in Gaißach recht unscheinbar: ein alt aussehendes Gasthaus mit einem kleinen, neuen Vorbau, ein Biergarten mit fünf großen, weißen Sonnenschirmen sowie einigen Tischen und Stühlen, die zum Verweilen einladen, ein Kinderspielplatz und ein großer, Schatten spendender Kastanienbaum. Beim Öffnen der Eingangstüre zeigt die "Mühle" sich in einem anderen Licht: Eine Inneneinrichtung aus hellem Holz und neumodische, in die Decke integrierte Leuchten sorgen bei den Gästen für einen modernen ersten Eindruck. Aber auch die traditionellen Einrichtungselemente kommen nicht zu kurz: Ein grüner Kachelofen mit eingearbeiteten Verzierungen und Bierkrüge mit Zinndeckel zieren die große Stube. Den für ein bayrisches Lokal typischen Stammtisch gibt es selbstverständlich ebenfalls. Er befindet sich direkt am Kachelofen und ist der einzige Tisch des Lokals, der von einer älteren, von der Decke hängenden Lampe mit zwei Glühbirnen beleuchtet wird.

Der Biergarten vorm Haus: Viele Radfahrer und sonstige Ausflügler bleiben hier für Kaffee und Kuchen oder ein Bier stehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gleich neben dem Stammtisch findet sich der Bar-Tresen. Er ist ebenfalls aus Holz und wird von einem großen, kupferfarbenen, zur Zapfanlage gehörenden Rohr überspannt. Hier schenkt Andreas Frei, der Wirt des Gasthofs, seit bald einem Jahr seinen Gästen Bier von der Klosterbrauerei Reutberg und andere Drinks wie Himbeer Spritz aus, aber auch alkoholfreie Getränke und Spirituosen. Frei ist 33 Jahre alt und hat vor der Gaißacher Mühle schon fünf Jahre lang den Landgasthof Zum Bei in Greiling betrieben. Die Entscheidung, die Mühle zu übernehmen, sei bereits 2019 gefallen, sagt der junge Gastronom.

Bis zur Eröffnung sollte es jedoch noch knapp zwei Jahre dauern. Der Umbau des Gasthofs habe sich länger hingezogen als ursprünglich gedacht, erzählt Frei. Dies habe unter anderem daran gelegen, dass der vordere Teil des Gebäudes dem Denkmalschutz unterliege. Zudem sei das Haus in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand gewesen.

Bis auf das Grundmauerwerk wurde alles erneuert und auf heutige Standards gebracht

Frei bezeichnet den Umbau sogar als "Kernsanierung". Sowohl die Gebäudeisolierung als auch der Boden und der gesamte Innenausbau seien komplett neu gemacht worden. Bis auf das Grundmauerwerk habe man alles erneuert und auf heutige Standards gebracht. "Die grundsätzliche Form des Gebäudes hat sich aber nicht verändert", sagt Frei. Vor den jetzigen Steinfliesen habe der Boden lediglich aus Holzplatten bestanden, die auf dem darunter liegenden Kies verlegt wurden, erzählt der Wirt. Was der Umbau den privaten Eigentümer gekostet hat, weiß er als Pächter nicht. "Das möchte ich auch gar nicht wissen, glaube ich", sagt er dazu. Wenn man sich anschaue, was es allein koste, ein Fenster denkmalschutzgerecht anfertigen zu lassen, seien das Summen, bei denen man den Hut ziehen müsse vor demjenigen, der sich einem solchen Projekt annimmt.

Der Gastraum wurde im Zuge der Kernsanierung komplett umgebaut. Sogar der Boden wurde neu gemacht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Über das erste Jahr nach der Neueröffnung könne er sich alles in allem "nicht beschweren", sagt Frei. Der Start war jedoch etwas holprig: Direkt nach dem ersten Wochenende musste Frei die Mühle aufgrund von Problemen mit dem Brandschutz wieder zusperren. Diese Zeit konnte der Wirt jedoch erfinderisch überbrücken: "Ich habe einfach meinen Imbisswagen in den Biergarten gestellt", sagt er mit einem Schmunzeln. Den hohen Gästeandrang im vergangenen Jahr führt Frei unter anderem auf die weggefallenen Pandemiebeschränkungen und das Verlangen der Bürger zurück, wieder einmal zum Essen zu gehen. "Da waren die Leute heiß drauf", fügt er hinzu.

"Das liegt aber natürlich auch an der eigenen Leistung, ob die Leute auch bei schlechtem Wetter zum Essen kommen"

Besonders groß sei der Zulauf im Sommer. "Der Biergarten zieht natürlich", konstatiert der Wirt. Im Winter hingegen gebe es ruhigere Zeiten wie beispielsweise nach Weihnachten. Dennoch sei die Mühle auch in der kalten Jahreszeit gut besucht. "Das liegt aber natürlich auch an der eigenen Leistung, ob die Leute auch bei schlechtem Wetter zum Essen kommen oder bloß, weil der Biergarten schön ist", so Frei. Die angebotene Küche sei "passend zum Haus: klassisch boarisch". Dennoch versuche er, "immer bisschen etwas Modernes mit reinzubringen", sagt der Wirt. Man müsse heutzutage beispielsweise auch vegane und vegetarische Gerichte auf der Karte haben, um für jeden etwas bieten zu können. "Da kommt man mit der bayerischen Küche allein nicht so weit", erklärt Frei. Soweit es geht, versucht er seine Produkte regional zu beziehen. So kommt zum Beispiel das Fleisch von einem Metzger aus Bad Tölz und das Gemüse frisch vom Münchner Großmarkt.

Teile der "Mühle" unterliegen dem Denkmalschutz. Das bereitete beim Umbau Schwierigkeiten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Als größte Herausforderung im ersten Jahr bezeichnet er, das Personal für den Gasthof zu finden; ein Problem, mit dem die Branche nahezu überall zu kämpfen hat. Aktuell sei er zwar "richtig gut aufgestellt", sagt der Wirt, aber "das Personal-Karussell in der Gastronomie dreht sich sehr schnell". Das Publikum des Gasthauses sei gut gemischt. Leute aus der Umgebung, aber auch Ausflügler besuchten die Mühle. Zum Beispiel die Fahrradfahrer, die den Bodensee-Königssee-Radweg benutzen. Der führe direkt am Gasthof vorbei, erzählt Frei. Er sei jedoch kein "Fan von Angeboten". Der Wirt will potenzielle Gäste vor allem mit seiner Karte und gutem Essen überzeugen. Für Handwerker wird in der Mühle dennoch mittags ein vergünstigtes "Arbeiteressen" angeboten. Mit Blick auf die Zukunft hat sich der Wirt vorgenommen, "nie stehen zu bleiben" und immer wieder Veränderungen voranzutreiben, um für seine Gäste interessant zu bleiben.

Die Mühle ist von Donnerstag bis Sonntag jeweils von zehn Uhr bis 22 Uhr für seine Gäste geöffnet. Informationen zur Anfahrt können Interessierte unter www.muehle-gaissach.de finden.

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