Brauchtumsspektakel:Auf die Plätze, fertig, Knochenbruch

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Mit dem Schlitten über die Schanze: Beim Gaißacher Schnablerrennen springen die wagemutigsten Schlittenfahrer bis zu 25 Meter weit. (Foto: Reuters)

Beim Gaißacher Schnablerrennen geht es auf Schlitten durch den Wald - dem Sieger winkt Ehre, den Verlierern mindestens Prellungen.

Frederik Obermaier

Auf dem Hornschlitten durch den Wald, um vereiste Kurven, zum Schluss meterweit über eine Schanze: Das traditionelle Gaißacher Schnablerrennen findet heuer voraussichtlich am 16. Januar statt, wie das Hohe Komitee des Schnablervereins Gaißach mitteilt. "Wir hoffen es zumindest", sagt Vereinspräsident Kaspar Rest. In den vergangenen Jahren fiel das waghalsige Hornschlittenrennen häufig aus - am Lehener Berg lag nicht genug Schnee. Heuer gibt es sechs Ausweichtermine. Der letzte ist der 27. Februar.

"So wie es bis jetzt aussieht, bleibt es beim 16. Januar", sagt Rest, "die Vorbereitungen laufen." An diesem Samstag will der Gaißacher Schnabler- und Schlittenverein anfangen, die rund 1,5 Kilometer lange Schlittenstrecke zu präparieren. Seit fast 80 Jahren treffen sich die Gaißacher einmal pro Jahr in der Faschingszeit, um maskiert mit Schlitten oder zweisitzigen Schnablern - also Hornschlitten, mit denen einst die Bergbauern ihr Heu ins Tal brachten - über einen Hohlweg ins Tal zu jagen. Zwei Halbstarke hatten 1928 gewettet, wer von ihnen von der auf 1100 Metern gelegenen Schwaigeralm schneller den Lehener Berg hinabrauschen werde. Mit ihrer Mutprobe begründeten sie eine Brauchtumsspektakel, das heute weit über den Isarwinkel hinaus bekannt ist und Tausende Zuschauer nach Gaißach lockt.

Gewinner der waghalsigen Fahrt ist, wer am schnellsten unten ankommt. Zusätzlich prämiert werden die beiden Schnabler-Fahrer, die mit ihrem Schlitten am weitesten über die Naturschanze am Gerstlandhang fliegen. Der Rekord liegt bei rund 25 Metern - und die Regeln sind streng: So sind als Schlitten- und Schnablerfahrer nur Gaißacher zugelassen. Auswärtige müssen sich als Beifahrer begnügen.

Bremsen und Lenkung sind an Schlitten und Schnablern tabu - denn, so heißt es im Gaißacher Rennfahrerlied: "Ja wir rennan ohne Deichsel ohne Brems / ja des Rennats is was wunderschöns!" Die Folgen sind meist schmerzhaft, Blessuren und Knochenbrüche keine Seltenheit. Erst 2009 musste ein Fahrer nach einem Sturz mit einer Rückenverletzung im Krankenhaus behandelt werden. Die bei der Landung zu Bruch gegangenen Schlitten und Schnabler werden traditionell auf Kosten des Schnablervereins wieder repariert.

Beginn des Rennens ist um 13 Uhr. Wie viele Schlitten- und Schnablerfahrer teilnehmen, gibt der Gaißacher Schnablerverein erst eine Woche vor Startschuss bekannt. 2009 waren es 47 Schlitten- und 43 Schnablerfahrer. Ob das Rennen am 16. Januar stattfindet oder aus Schneemangel womöglich kurzfristig verschoben werden muss, erfahren Interessenten am Infotelefon (08042/98776) des Schnablervereins.

© SZ vom 04.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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