Bad Tölz:Behutsame Operation

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Das Wohn- und Geschäftshaus am Fritzplatz mit seinem markanten Erkerturm ist mit dem Mauthäusl verbunden, in dem unter anderem das Bulle-von-Tölz-Museum untergebracht ist. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftshaus am Tölzer Fritzplatz wird saniert und ausgebaut. Dabei sollen historische Vorbilder berücksichtigt werden. An der Ladenzeile im Erdgeschoss ändert sich wenig

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Mit seinem Eckturm, seiner Loggia-Altane, seinem Walmdach und seinem geschweiften Zwerchgiebel gehört das denkmalgeschützte Anwesen am Fritzplatz 1 zu den Blickfängen in Bad Tölz. Gegenüber vom zentralen Busbahnhof gelegen ist es gleichsam das Entree zum Altstadtteil Gries. Das Wohn- und Geschäftshaus, das Geschäfte, eine Eisdiele und Praxen beherbergt und eine Einheit mit dem angeschlossenen Mauthäusl samt dem Bulle-von-Tölz-Museum bildet, soll nun saniert und ausgebaut werden. Dem entsprechenden Bauantrag stimmten die Tölzer Stadträte in der jüngsten Sitzung des Bau- und Stadtentwicklungsausschusses einmütig zu. An der Ladenzeile im Erdgeschoss ändert sich durch die Umbaumaßnahmen nahezu nichts.

Wie Stadtbaumeister Florian Ernst mitteilte, sollen die Grundflächen der acht Wohnungen neu organisiert werden. Geplant seien zudem zwei Maisonette-Wohnungen im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss. In einer der drei Praxen im ersten Obergeschoss soll es künftig Gewerbe geben. Der Grundriss der Ladenzeile im Parterre ändere sich nur geringfügig. Allerdings sind dort Nutzungsänderungen vorgesehen: Künftig soll es darin eine Café-Bar, eine Eisdiele, eine Weinbar und ein Friseurgeschäft geben. All dies erfordert 43 statt 35 Stellplätze, die acht fehlenden Parkflächen sollen für jeweils 5000 Euro abgelöst werden.

Das Haus am Fritzplatz wurde 1890 von der Kaufmannsfamilie Steigenberger errichtet und Anfang des 20. Jahrhunderts aufgestockt. Als dreigeschossiger, putzdekorierter Walmdachkomplex in barockisierenden Jugendstilformen ist es als Einzelobjekt in die Denkmalliste aufgenommen. Ehe nun der Ausbau verhandelt wurde, hatte es Stadtbaumeister Ernst zufolge intensive Gespräche mit dem Gebietsreferenten des bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der unteren Denkmalbehörde, dem Eigentümer und der Stadt gegeben - online und vor Ort.

Dabei habe man vereinbart, die Fenster zum Fritzplatz im ersten Obergeschoss nach historischem Vorbild als Sprossenfenster zu errichten, so der Stadtbaumeister. Der Ausbau des Dachgeschosses sei aus Sicht der Denkmalpflege grundsätzlich möglich. Allerdings gibt es für den geplanten Einbau der Dachfenster strenge Vorgaben: Beim barocken Quergiebel seien die Fenster "nur in Richtung Jungmayrplatz denkbar, um die westliche Stadtbildkulisse nicht zu stören", so Ernst. Die historischen Türen sollen "baulich mit dem Gebäude verbunden bleiben", die Dachsparren könnten im Zuge der Dämmung zwar verkleidet werden, "wünschenswert wäre es dennoch, dass sie sichtbar bleiben".

All dies gefiel Stadtrat Josef Steigenberger (CSU), der von einer "pfiffigen Umsetzung" sprach. Die Fassade werde erhalten und verbessert, sagt er. Allerdings missfiel ihm, dass die fehlenden acht Stellplätze nicht nachgewiesen werden müssen. "Wir können das nicht immer wieder ablösefrei machen", kritisierte er. Der Stadtrat müsse die Verkehrssituation am Fritzplatz wirklich einmal angehen, schließlich werde da kreuz und quer geparkt. "Katastrophal", sagte Steigenberger. Die Anwohner könnten nicht im Gries parken, weil sie dafür keine Lizenz bekommen, erklärte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. "Wir vergeben in der Regel Stellplätze im Zentralparkhaus." Martin Harrer (FWG) regte an, mit dem Bauherrn in der Marktstraße zu reden, also mit Landrat Josef Niedermaier, und mit dem Eigentümer am Fritzplatz, damit beide nur einen hohen Baukran nutzen, anstatt zwei aufzustellen. Den Kontakt stelle man gerne her, antwortete Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Wenn dies allerdings nicht möglich sei, müsse man diesen Anblick hinnehmen, fügte Bauamtschef Fürstberger hinzu: "Das ist der Preis der Innenstadtgestaltung."

© SZ vom 06.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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