Film ab in Geretsried:"Wir machen unser eigenes Kino"

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"Integration Aktiv" präsentiert in Geretsried eine interkulturelle Filmwoche. Spielfilme und Dokumentationen sollen Menschen miteinander ins Gespräch bringen

Von Felicitas Amler, Geretsried

Dreimal Walt Disney: Das Dschungelbuch, Robin Hood und Pocahontas - das waren die ersten Filme, die Sonja Frank, Michael Müller und Patrick Hingar als Kinder gesehen haben. Ganz prompt antworten die Geretsrieder Integrationsreferentin, der Bürgermeister und der Leiter der Koordinationsstelle Integration Aktiv auf diese Frage. Kinofilme prägen sich eben gut ein. Und sie regen dazu an, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das ist das Ziel der Interkulturellen Filmwoche, die der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Ende September anbietet. "Kino weitet den Blick auf die Welt", sagt Geschäftsführer Rudi Mühlhans. Die Filmwoche, die zur bundesweiten Interkulturellen Woche präsentiert wird, soll "Begegnungen schaffen und Verständnis fördern".

Gezeigt werden bekannte Spielfilme, aber auch Kurzfilme zur Geschichte der Stadt: "10 Jahre Geretsried" vom Verein Geretsrieder Heimatmuseum; "Ist viel besser hier als dorten" über junge Russlanddeutsche in Geretsried-Stein Anfang der 2000-er Jahre von Heidi und Wolfram Weiße; "Botschaften der Bilder" über junge Asylsuchende in Wolfratshausen von Sigi Menzel aus dem Jahr 2018. Mit diesen drei Filmen beginnt die Woche im großen Sitzungssaal des Rathauses. Dazu ist eine Gesprächsrunde geplant: "Dreimal Ankommen in Geretsried". Denn gerade die Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Heimatvertriebenen aufgebaut wurde, heute das Zuhause von Menschen aus rund hundert Nationen ist und wieder viele Flüchtlinge beherbergt, ist nach Ansicht der Veranstalter ein gutes Beispiel für Integration. Die Filmwoche solle auch zeigen, so Integrationsreferentin Sonja Frank, "dass es nicht eine Art gibt, sich zu integrieren".

"Tru Warriors" und "Joy in Iran"

Die Filme werden an unterschiedlichen Orten gezeigt: im Jugendzentrum Saftladen, im Quartierstreff "Wir sind Stein", im Jugendtreff Ein-Stein, im "Treffpunkt Wendeltreppe" der evangelischen Petruskirche, in der Kulturbühne "Hinterhalt", in der Stadtbücherei und im Rathaus. Möglichst viele Menschen aus verschiedenen Ecken der Stadt sollen zusammenkommen, so der Wunsch. Es würden auch alle Altersgruppen angesprochen.

An zwei Filmabenden werden Special Guests begrüßt: Regisseurin Ronja von Wurmb-Seibel kommt zum Gespräch über ihren Film "True Warriors", Regisseur Walter Steffen und Protagonistin Susie Wimmer sind bei "Joy in Iran" anwesend. Der eine Film handelt von einer Theatergruppe und einem Selbstmordanschlag in Kabul ("Unbedingt anschauen", sagt Mühlhans"); der andere von Auftritten der "Clowns ohne Grenzen" in Teheran.

An den beiden letzten Tagen der Woche sind eine Komödie über deutsch-türkische Beziehungen und eine Dokumentation über Jugendliche aus verschiedenen Ländern und ihre Integration in der Schweiz zu sehen. Der Eintritt zu allen Vorführungen ist frei - und Popcorn gibt's auch dazu.

Rudi Mühlhans erinnert sich nicht mehr an den Film, den er als ersten gesehen hat, aber an das Kino - in Benediktbeuern. Das gebe es heute freilich nicht mehr, und auch Geretsried habe ja kein eigenes, sagt er. Worauf der Bürgermeister erklärt: "Wir machen unser eigenes Kino."

Interkulturelle Filmwoche, Sonntag, 22., bis Sonntag, 29. September; www.jugendarbeit-geretsried, 08171/9266535. Eintritt frei, Spenden erbeten

© SZ vom 11.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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