Kloster Beuerberg:Stilbildender Sakralbau

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Ein Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Beuerberger Stiftskirche Sankt Peter und Paul ist eines der ersten in Barockarchitektur geplanten Gotteshäuser in Altbayern. Lichteinfall und Stuckaturen prägen das Erscheinungsbild.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Die Beuerberger Stiftskirche Sankt Peter und Paul ist typisch für viele Barockkirchen im bayerischen Oberland und besonders zugleich. Wer von Westen eingetreten ist, hat das ausgedehnte Längsschiff mit dem stuckverzierten Tonnengewölbe vor sich. Davon sind die Seitenkapellen mit je einem Quertonnen-Gewölbebogen abgesetzt. Durch die dort seitlich platzierten einfarbigen Hochfenster aus Glas flutet Tageslicht in den Innenraum. Gerade das macht den für die Barockzeit kennzeichnenden Kontrast zu den düster wirkenden Sakralbauten in der Gotik aus. Stilbildend für viele Kirchenbauten Altbayerns sollten die in Beuerberg niedrig gehaltene Sakristei mit dem darüber gesetzten hohen wie lichten Psallierchor werden.

Daher ist die im Jahr 1630 fertiggestellte Beuerberger Stiftskirche besonders, wenn auch andere Sakralbauten wie im nahen Benediktbeuern mehr im öffentlichen Fokus sind. In Beuerberg stehe die erste konsequent durchgeplante neuzeitliche, also barocke, Klosterkirche in Altbayern. So schreibt der Kunsthistoriker Peter Heinrich Jahn. Die dortige Kirche und die Weilheimer Stadtpfarrkirche hätten für längere Zeit "das Modernste und Beste an neuzeitlicher Sakralarchitektur" im Oberland dargestellt.

Davon können sich Besucher am Tag des offenen Denkmals selbst überzeugen. Anlässlich dessen führt Anja Brandstäter auch in den sonst unzugänglichen Psallierchor. Diese Bezeichnung leitet sich von psallieren, also "Psalmen singen", ab. Dazu kamen die Mönche im Raum mehrmals täglich zusammen.

"Der Barock hat das Land verändert"

Genauso ist die Architektur der Zeit kunsthistorisch interessant. "Mit der Kirche ist den Augustiner-Chorherren ein großer Wurf gelungen", sagt Anja Brandstäter. "Der Barock hat das Land verändert." Dass gerade das kleine Beuerberg stilprägend gewesen sei, findet sie spannend. Doch die Augustiner-Chorherren hätten unternehmerisch gedacht, ihre Einnahmen laufend für Neues investiert - vom Erwerb von Grund und Boden bis zur Kunst.

Gleichzeitig spricht Brandstäter von einem damit zusammenhängenden Kunsttransfer durch Migration. Die Mönche entschieden, ihre Klosterkirche zum 500-jährigen Bestehen des Stifts im Jahr 1621 zu modernisieren. Damals sei die Barockarchitektur für Bayern neu, aber schon länger in Italien, Frankreich und Böhmen verbreitet gewesen. Daher seien Handwerker und Arbeiter aus diesen Ländern zum Bau engagiert worden. "Durch den barocken Bauboom ist ein riesiger Arbeitsmarkt in Bayern entstanden", so Brandstäter.

Der Sakralbau in Beuerberg wurde unter ungünstigen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen errichtet. Der Dreißigjährige Krieg hatte 1618 begonnen. In den 1630er-Jahren drangen die Schweden nach Bayern ein. Die Pest breitete sich aus. Trotzdem gelang es den Augustiner-Chorherren, vor diesem Hintergrund ihren kostspieligen Kirchenbau zu realisieren.

Im November 1628 stürzte das Kirchengewölbe ein

Doch die Mönche mussten dafür Lehrgeld zahlen. Kaum schien der Sakralbau fertiggestellt, stürzte das Gebäude in der Nacht vom 12. auf den 13. November 1628 ein. Das samt dem Dachstuhl herunterkrachende Gewölbe zerstörte das Mittelschiff sowie das südliche Seitenschiff völlig. Der Hochaltar blieb erhalten.

Der Grund laut einem Gutachter: Das Backsteingewölbe soll etwas zu flach und ohne Widerlager auf das romanische Mauerwerk der Vorgängerkirche gesetzt worden sein. Der Dachstuhl soll für das Gewicht der Ziegel zu schwach konstruiert gewesen sein. Für Brandstäter könnte das auch damit zusammenhängen, dass die Arbeiter und Planer mit der neuen Barockarchitektur noch nicht so vertraut waren. Schließlich beauftragten die Mönche am 18. Januar 1629 den Wessobrunner Maurermeister Jonas Schaidhauf mit dem Neubau. Im Herbst 1630 war die Kirche fertiggestellt.

Wenn der Innenraum auf den ersten Blick trapezförmig wirkt, so ist das nur ein optischer Kniff der Bauherren. Es wird davon ausgegangen, dass Hofmaurermeister Isaak Pader die Architekturentwürfe für den Kirchenbau erstellte. Hofbaumeister Heinrich Schön und der kurfürstliche Kunstintendant Hans Krumper könnten die Oberaufsicht geführt haben. Letzterer soll Anfang des 17. Jahrhunderts in Kirchen die oben und unten eingezogenen rundbogigen Hochfenster eingeführt haben. Diese werden daher Krumperfenster genannt.

Solche Architekturdetails soll die Führung thematisieren. Bemerkenswert ist auch das von Elias Greither dem Älteren gemalte Hochaltarbild. Es zeigt Jesus, wie er vom Kreuz genommen wird, und auch die Patronatsheiligen der Kirche Petrus und Paulus. Zu entdecken gibt es im Sakralbau viel.

Tag des offenen Denkmals, Führung durch die barocke Stiftskirche Sankt Peter und Paul, Sonntag, 10. September, 12 bis 13 Uhr

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