Etat erhöht:Tölz investiert in Marketing und Tourismus

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Kurdirektorin Brita Hohenreiter bekommt künftig ein Jahresbudget von 810 000 Euro - dies sind 55 000 Euro mehr als bislang. Tölzer Stadträte plädieren für Einsparungen beim Bäderbus und im Heimatwerk.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Kurdirektorin Brita Hohenreiter braucht mehr Geld. Seit 2015 verfügt sie über ein Budget von jährlich 755 000 Euro für das Referat Stadtmarketing, Tourismus- und Wirtschaftsförderung. Das reicht nach ihren Angaben künftig aber nicht mehr aus, um die steigenden Tarifgehälter für die Mitarbeiter aufzufangen. Die Personalkosten kletterten in den vergangenen vier Jahren von 991 000 auf knapp 1,09 Millionen Euro, 2019 dürften sie bei 1,13 Millionen liegen. Dies sei durch Sparmaßnahmen in ihrer Abteilung nicht mehr aufzufangen, sagte Hohenreiter am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss des Tölzer Stadtrats. Ihr Antrag, den Etat auf 810 000 Euro im kommenden Jahr zu erhöhen, wurde einstimmig gebilligt.

"Die Personalkosten haben sich in den letzten Jahren fast exorbitant entwickelt", sagte die Kurdirektorin. Diesen Anstieg habe sie trotz gleichbleibendem Budget stets ausgeglichen, obwohl sich gleichzeitig auch die Ausgaben für Agenturen, Druckereien und andere Dienstleister verteuerten. Mit den Mehreinnahmen aus dem Fremdenverkehrsbeitrag konnte sie dabei auch nicht jonglieren, weil dieses Plus benötigt wurde, um das Defizit beim Kurbeitrag auszugleichen. Ausdrücklich wies Hohenreiter darauf hin, dass die Zahl der Beschäftigten in ihrem Referat nicht gestiegen sei: "Darin sind keine Stellenmehrungen enthalten."

Die Stadträte äußerten Verständnis, hakten aber dennoch nach. Bevor man mehr Geld ausgebe, müsse man erst einmal sehen, ob auch wirklich alle Sparmöglichkeiten ausgeschöpft seien, sagte Franz Mayer-Schwendner (Grüne). Im Blick hatte er dabei den Bäderbus nach Bad Wörishofen, den die Stadt seit dem Ende des Spaßbades Alpamare finanziert. Für ihn gebe es "überhaupt keinen Radi, dass man diesen Bus abschaffen muss", so Mayer-Schwendner. Stattdessen sollte man Fahrten zum "Trimini" nach Kochel anbieten. "Das stärkt auch den Zusammenhalt in der Region, den auch wir andernorts wieder brauchen." Die Ermäßigungen, die von der Kristall-Therme gewährt würden, seien überschaubar, erwiderte die Kurdirektorin. Sie bewegten sich zwischen 50 Cent und einem Euro pro Stunde, je nach Dauer des Aufenthalts. Die Fahrten nach Bad Wörishofen kosten für Touristen 35 Euro, Besucher mit Gästekarte und Einheimischen zahlen 26 Euro. Darin sind ein Teil der Buskosten und der Eintritt enthalten. Allerdings hält sich das Interesse doch eher in Grenzen. 445 Fahrgäste gab es 2017, davon 433 mit Gästekarte oder Tölzer. Die Einnahmen beliefen sich Hohenreiter zufolge auf rund 12 000 Euro, die Ausgaben lagen bei 28 000 Euro. "Leider brachte das Angebot nicht den gewünschten Erfolg, wie ich mir das vorgestellt habe," sagte sie.

Den Bäderbus nach Bad Wörishofen nutzten im vergangenen Jahr nur 445 Fahrgäste, meist Einheimische und Besucher mit Gästekarte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch etliche Gastgeber zogen nicht mit, weil sie fürchteten, dass ihre Kunden künftig dann gleich Urlaub in Bad Wörishofen machen. Dieses Verhalten hat die Kurdirektorin leicht verstimmt. "Es geht um eine Leistungsverbesserung und nicht darum, die Gäste wegzuschicken." Die Stadträte im Hauptausschuss hatten erst im März beschlossen, den Bäderbus noch ein Jahr fahren zu lassen. Nun gaben sie aber die Empfehlung an den zuständigen Kurausschuss ab, dieses Angebot einzustellen. Eine Entscheidung dürfte im Februar 2019 fallen.

Auf die rückläufigen Verkaufszahlen im Heimatwerk verwies Peter Wiedermann (FWG). In dem kleinen Laden, der hinter der Tourist-Info im Stadtmuseum zu finden ist, können einheimische Kunsthandwerker ihre Produkte verkaufen. Es sei zu überlegen, "ob man das Heimatwerk nicht anders aufbauen oder auch zur Disposition stellen muss", meinte Wiedemann. Ins Budget der Kurdirektorin schlägt der Laden allerdings kein Finanzloch. Beim Warenverkauf belaufen sich die Einnahmen auf 51 000 Euro, dem stehen Ausgaben von 23 000 Euro gegenüber. Außerdem verursacht das Heimatwerk auch keine zusätzlichen Personalkosten, da es von den TI-Mitarbeitern mitbetreut wird. Der rückläufige Verkauf ist für Hohenreiter keine Überraschung. Viele Kunsthandwerker hätten längst ihre Vertriebskanäle im Internet und seien auf den Laden nicht mehr so angewiesen, sagte sie. Deshalb sei das Sortiment im Heimatwerk deutlich kleiner geworden, "Wir überlegen, künftig mehr auf das Thema Andenken und Mitbringsel zu gehen", so die Kurdirektorin.

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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