Wie wichtig das Ehrenamt für die Gesellschaft und den sozialen Zusammenhalt ist, wird immer wieder betont von Politikern und Verantwortlichen. Es ist also durchaus bekannt. Aber selten sind die ganz direkten, positiven Auswirkungen so deutlich zu spüren wie in einer dörflichen Gemeinschaft, zum Beispiel in Egling. Mehr als 50 Vereine gibt es in der 34 Ortsteile zählenden Flächengemeinde laut Bürgermeister Hubert Oberhauser (Freie Wähler), und was dort freiwillig von den Engagierten geleistet werde, trage ganz unmittelbar und direkt zur guten Lebensqualität in der Gemeinde bei.
Weil solches Engagement zumal in diesen Zeiten alles andere als selbstverständlich ist, verbeugt sich die Gemeinde einmal im Jahr ganz offiziell und in feierlichem Rahmen vor eben jenen Menschen, die die Räder am Laufen halten, ohne dass sie dafür bezahlt werden. Ebendiesen Empfang mit "Verleihung der Ehrenamtsmedaille für besondere Leistungen und große Verdienste um das Ehrenamt", wie das Event offiziell heißt, vollzog Egling am Montagabend zum vierten Mal. Im Vereinsheim Thanning - übrigens auch mit viel Eigenleistung der Mitglieder gebaut - wurden in diesem Jahr vier ehrenamtlich Tätige mit einer Urkunde und einer Medaille ausgezeichnet, vor der Kulisse von Würden- und Amtsträgern der Gemeinde sowie Ehrengästen, Vertretern von Vereinen und verdienten Bürgern: Claudia Karl, Georg "Schorsch" Köglsperger, Willy Dallmann und Richard Karl Haller erhielten die Ehrung aus den Händen des Bürgermeisters und ihrer jeweiligen Laudatoren.
Egling habe sich "ganz bewusst für dieses relativ neue Format entschieden", betonte Bürgermeister Oberhauser eingangs. Denn es sei der Gemeinde ein Anliegen, in einem "würdigen und festlichen Rahmen Danke zu sagen an all jene, die sich engagieren, und miteinander einen gemütlichen Abend verbringen". Schließlich zeigten die Anwesenden beispielhaft, "was man alles schaffen kann durch das Ehrenamt". Freiwilliges Engagement dürfe keinesfalls als Selbstverständlichkeit angenommen werden, weshalb es umso wichtiger sei, Zeichen der Würdigung und Wertschätzung zu setzen. "Ohne euren Einsatz wäre unser Zusammenleben ärmer, die Lebensqualität würde massiv leiden, das Leben wäre nicht mehr so lebenswert", erklärte der Rathauschef.
Oberhauser betonte und lobte zudem die Jugendarbeit, die in den meisten Vereinen geleistet werde, wo Heranwachsende "Sitte, Anstand, Werte, Bräuche" vermittelt bekämen und an die Gesellschaft herangeführt würden. All das sei "unbezahlbar". Deshalb erklärte er wiederholt, dass der Abend dazu diene, eines deutlich zu machen: "dass der Bürgermeister und die Gemeinderäte das wertschätzen, was ihr leistet". Diese Worte richtete er an alle Anwesenden im Saal des Vereinsheims, exemplarisch aber gingen Urkunden und Medaillen an vier solcher "Vorbilder", wie der Bürgermeister sagte.
Als Erste erhielt Claudia Karl die Urkunde und Medaille überreicht, Resi Bauer hielt die Laudatio auf die Sport-Übungsleiterin. Karl sei "ein Schatz aus Gold" sagte sie in ihrer in Reimform gehaltenen Rede. Seit mehr als 20 Jahren engagiere sie sich für das Kinderturnen und fungiere als Mutter der Sportvereine. Die Buchstaben des Nachnamens Karl interpretierte Bauer so: "Das K steht für Kompetenz, das A für Ausdauer, das R für richtungsweisend und das L für lustig." Dass sie eine ganze Kinderschar - nämlich bis zu 50 an der Zahl - manage, allein dafür hätte Karl einen Orden verdient, so Bauer. Bekannt sei Karl zudem als Gummibärchenschnäppchenjägerin. Und noch einmal schrieb sie den Nachnamen-Buchstaben Eigenschaften zu: "Kostbar, außergewöhnlich, rekordverdächtig und liebenswert."
Hans Kanzler übernahm die Laudatio für Schorsch Köglsperger. Ein Ehrenamt auszuüben sei eine Tugend, und es gehöre viel Schneid dazu, so Kanzler. Denn sie müssten Entscheidungen treffen und "vui Gfui", also viel Gefühl, mitbringen, zudem "einen breiten Buckel und a dickes Fell". Er kenne Köglsperger nun mehr als 50 Jahre, und in dieser Zeit habe er sich mannigfach eingebracht und viel Positives angestoßen. Etwa im Schützenverein, wo er als Erster Schützenmeister einiges vorwärtsgebracht und das Amt bravourös ausgefüllt habe, bei der Feuerwehr, wo er zwölf Jahre lang im Vorstand war, oder bei den Trachtlern Harmating, wo er bis heute im Ausschuss aktiv sei und in seiner Zeit als Erster Vorplattler ein Gaufest mit zum Erfolg geführt habe.
Den Harmatinger Leonhardiritt habe er mit wiederbelebt, bis heute laufe dies unkompliziert und zeige, wie ein Kulturgut mit Leben erfüllt werden könne. Und dann ist da laut Kanzler noch das Engagement im Wasserzweckverband Harmatinger Gruppe, wo Köglsperger zunächst als Wasserwart agierte, dann in den Verbandsrat gewählt wurde und seit 2008 auch stellvertretender Vorsitzender ist. Das "Stehaufmanderl" Köglsperger sei trotz mancher gesundheitlichen Rückschläge stets sofort wieder anderen helfend zur Seite gestanden, etwa bei nächtlichen Wasserleitungsreparaturen.
"Auf den Willy kann man sich verlassen."
Heiko Arndt übernahm die Laudatio für Willy Dallmann. Die Ablehnung seines zunächst gewünschten Bauplatzes habe ihn vor vielen Jahren zu einer Bewerbung im Einheimischenmodell bewogen, so Arndt. Und aus dieser zunächst persönlichen Hürde sei eine außergewöhnliche Ehrenamtsbiografie entstanden. Denn bei der Bewerbung für den Bauplatz im Einheimischenmodell habe ihn der damalige Bürgermeister Manfred Nagler auch nach dessen ehrenamtlichem Engagement gefragt. Die da noch dünne Antwort: "Mei, der Bua is Ministrant." Quasi als Vertrauensvorschuss habe er doch den Bauplatz erhalten, und über Nachbarn kam er dann zum Schützenverein und zum Veteranen- und Soldatenverein, den er zu neuer Blüte führte. Ob Fahnenrestaurierung, die 125-Jahr-Feier samt Politprominenz oder Eisstockturniere und jährliche Ausflugsfahrten - "der Willy war immer das Hauptarbeitstier", lobte Arndt. Auch beim Gartenbauverein war Dallmann aktiv und dort "der Obstpressführer", wie Arndt sagte: "Kurzum: Auf den Willy kann man sich verlassen."
Die Rede über Richard Haller übernahm Oberhauser schließlich selbst, denn Haller ist für ihn "Freund und Nachbar". Eigentlich ein Münchner Kindl lebe Haller "schon sehr, sehr lange in Egling". Eher jemand, der nicht das Rampenlicht suche, stelle er sich aber stets in die erste Reihe, wenn es ums Helfen gehe, so der Bürgermeister. "Wenn es um Arbeit geht, da überlegen andere noch, da hat es der Richard schon gemacht." 25 Jahre habe er sich zudem im Pfarrgemeinderat engagiert, "war das Mädchen für alles, der Haus- und Hofmeister aller Kirchen und Kapellen, und hat so machen Siebenschläfer gefangen". Eine weitere große Leidenschaft habe Haller, nämlich das Garteln, weshalb er sich auch als Zweiter Vorstand im Gartenbauverein eingebracht habe und "maßgeblich beim Obstpressen" war, sagte Oberhauser. "Ein super hilfsbereiter Nachbar", fasste der Rathauschef zusammen und zwinkerte ihm zu: "Wenn bei mir daheim wieder was kaputt ist, ruf' ich wieder an, gell."
Eine schöne Geste zudem: Egling spendierte jedem Partner der vier ausgezeichneten Ehrenamtlichen einen Blumenstrauß, respektive eine Flasche Wein. "Denn der Partner, der das mitträgt, ist genauso wichtig wie derjenige, der das Ehrenamt ausfüllt", betonte Oberhauser.