Freiflächen-Photovoltaik:Böden mit Potenzial

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Im gesamten Gemeindegebiet von Dietramszell sind 354 Hektar theoretisch für Freiflächen-Photovoltaikanlagen nutzbar, die von Wohngebäuden nicht einsehbar sind. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Trotz strenger Kriterien gibt es in Dietramszell genügend Flächen für Solarfelder: 354 Hektar sind einer Erhebung zufolge theoretisch nutzbar, doch schon 16 Hektar würden genügen, um den derzeitigen Strombedarf zu decken. Externe Investoren bleiben aber unerwünscht.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Um den Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen klar zu regeln und so auch die Akzeptanz in der Bürgerschaft zu erhöhen, hat der Gemeinderat Dietramszell im Juni einen detaillierten Kriterienkatalog verabschiedet. Umstritten war dabei die Vorgabe, dass ein Solarfeld von keinem Wohngebäude aus einsehbar sein dürfe - was nach Ansicht von Hubert Prömmer (Grüne) einer "maximalen Verhinderung" gleichkomme, wie er damals kritisierte. Die Energiewende Oberland (EWO), die den Kriterienkatalog in das von der Gemeinde beauftragte Energienutzungskonzept eingearbeitet hat, kommt nun zu einem anderen Ergebnis: Im gesamten Gemeindegebiet sind 354 Hektar theoretisch nutzbar, die von Wohngebäuden nicht einsehbar sind. Gebraucht werden aber nur 16 Hektar, um den derzeitigen Strombedarf ausschließlich mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen decken zu können.

Nicht berücksichtigt ist in der Potenzialfläche allerdings die Bodenqualität; denn laut Kriterienkatalog soll das "hochwertigste Viertel der landwirtschaftlichen Nutzflächen" für Solarparks ausgeschlossen werden. Dies beträfe Flächen mit einer als Schwellenwert definierten Grünlandzahl über 47. Einstimmig wurde im Gemeinderat am Dienstag nun entschieden, dass der Bauausschuss darüber noch einmal berät. Denn mit dieser Vorgabe würden ausgerechnet größere Flächen mit mehr als fünf Hektar ausscheiden, wie Bernhard Fuchs (FW), Sprecher der Arbeitsgemeinschaft "Energie und Umwelt", erklärte. Und je größer eine Photovoltaik-Freifläche, umso wirtschaftlicher sei sie. Die Sichtbarkeitsanalyse soll dagegen wie vorgestellt in den Energienutzungsplan aufgenommen werden.

Für Dietramszell hat die EWO einen jährlichen Strombedarf von 16 000 Megawattstunden errechnet. Eine Analyse des Ist-Zustands zeige, dass aktuell bereits 61 Prozent aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik-Anlagen (kurz: PV-Anlagen) auf Dächern, Biomasse, Wasser und KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) gedeckt würden, wie Christiane Regauer von der EWO erklärte. Um den Strombedarf zu 100 Prozent ausschließlich mit PV-Freiflächenanlagen zu erzeugen, wären 16 Hektar Grund nötig, etwa Konversionsflächen, Kiesgruben oder Flächen mit Altlasten.

Um das Kriterium der Nicht-Einsehbarkeit zu berücksichtigen, hat die EWO in einer aufwendigen 3-D-Geländemodellierung eine Visualisierung aus Sicht jedes Wohngebäudes in der Gemeinde vorgenommen. Demnach erfüllen 174 Flächen diese Vorgabe. Auch das Potenzial auf Dächern sei im Energienutzungsplan geprüft worden, erklärte Regauer auf Nachfrage von Michael Häsch (CSU). Klar sei aber: "Wir kommen um größere Anlagen nicht herum."

Gemeinderat Michael Häsch monierte eine fehlende Zukunftsplanung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Häsch kritisierte, dass sich der Bedarf am gegenwärtigen Ist-Zustand orientiere und eine Zukunftsplanung fehle. Die Zahlen seien "Schnee von gestern." Dass der Bedarf steigen werde, sei absehbar, räumte Bürgermeister Josef Hauser (FW) ein. Aber bei einer Potenzialfläche von über 300 Hektar und einem Bedarf von 16 Hektar sei ein "Zukunftspuffer" drin. Mögliche Grundstücke bedeuteten freilich nicht automatisch, dass dort Solarfelder auch umgesetzt würden, sagte Hauser. Denn natürlich müssten Naturschutzvorgaben, etwa FFH-Flächen, berücksichtigt werden. Und vor allem müssten die Grundstücksbesitzer solche PV-Freiflächenanlagen auch bauen wollen. Laut Kriterienkatalog ist dies nur Gemeindebürgern erlaubt. Externe Investoren sind nicht erwünscht, weil die regionale Wertschöpfung über Gewerbesteuer und Bürgerbeteiligungsmodelle in Dietramszell bleiben soll.

Damit sich Eigentümer informieren können, ob ihre Grundstücke zu den Potenzialflächen gehören, soll die digitale Karte auf der Homepage der Gemeinde verlinkt werden. Bürgermeister Hauser kündigte außerdem eine "Sonderveranstaltung" an, bei der über Modalitäten für eine PV-Freiflächenanlage informiert werde. Etwa, welche Betriebsform nötig sei, wie hoch die Investition und wie die Kosten-Nutzen-Rechnung aussehe - diese Fragen sollen geklärt werden.

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