CSU in Geretsried:Spott und Häme für Wolfratshauser Spaßbad-Idee

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Die Geretsrieder CSU kritisiert den überraschenden Vorstoß für ein Spaßbad in Gelting - und will das eigene, kleine Bad beschließen.

Von David Costanzo, Geretsried

Das gemeinsame Hallenbad in Geretsried ist tot, es lebe ein noch größeres Spaßbad in Gelting: Ende vergangener Woche hatte der Wolfratshauser Bürgermeisters Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) mit dieser urplötzlichen Idee überrascht - kurz nachdem die Mehrheit seines Stadtrats und er selbst das gemeinsame Bad in Geretsried abgelehnt hatten. In der Nachbarstadt stößt der Vorschlag auf harte Kritik, die in Spott und Häme umschlägt. Beim CSU-Stammtisch im Gasthof Geiger waren sich Vorsitzende, Stadträte und Besucher einig, stattdessen den Bau eines eigenen, kleineren Bads ohne Wolfratshausen voranzutreiben - und womöglich die anderen Gemeinden im Nordlandkreis dennoch einzubinden.

"Wir haben einen Fehler gemacht", ätzte der Geretsrieder CSU-Ortsvorsitzende Ewald Kailberth gegen die neue Idee der Nachbarn. "Wir hätten mehr Geld von Wolfratshausen verlangen sollen." Dann hätte das Rathaus wohl zugestimmt. Mit diesem Sarkasmus kommentieren die Geretsrieder die Spaßbad-Idee. Da die Beteiligung der Wolfratshauser am Hallenbad an einem Zuschuss von 105 000 Euro jährlich scheiterte, sei eine Beteiligung an einem wohl wesentlich teureren Spaßbad nicht gerade wahrscheinlicher. "Toll nachgedacht, wirklich fantastisch", ironisierte der CSU-Ortsvorsitzende Kailberth weiter und fügte ernst hinzu: "Das ist so etwas von daneben und vorbei." Selbst wenn ein Investor gefunden würde, müssten bestimmt zehn Jahre dafür ins Land streichen.

Am Dienstag will der Geretsrieder Stadtrat die Planung des eigenen, kleinen Bads beschließen - mit einer Hintertür, falls die Wolfratshauser ihr Rathaus doch per Bürgerbegehren zu einer Beteiligung zwingen. Kailberth blieb skeptisch. Er könne sich selbst im Fall eines Erfolgs nicht vorstellen, dass die Wolfratshauser Stadträte, die mit Nein gestimmt hatten, dann mit Ja stimmen. Denn dann würden sie ihr "Gesicht völlig verlieren".

Die Wolfratshauser CSU-Ortsvorsitzende Susanne Thomas und ihr Vize Robert Namyslo warben am Stammtisch der Parteifreunde dennoch um etwas Zeit: Der Ortsverband werde das Begehren unterstützen, das habe der Vorstand beschlossen - dass auch drei CSU-Stadträte gegen die Beteiligung waren, wurde geflissentlich übergangen. Namyslo sagte, den meisten Wolfratshausern sei die Abstimmung peinlich. Die Sache mit dem Spaßbad sei übrigens seine eigene Idee gewesen: In Nabburg an der Donau gebe es ein solches Hallen- und Freibad zweier Kommunen samt Investor. Geretsried und Wolfratshausen hätten die Pläne einfach nach Gelting kopieren können - aber dazu sei es nun zu spät.

Richtig wütend wurde der Geretsrieder CSU-Wirtschaftsreferenten Volker Reeh. Für das gemeinsame Hallenbad lagen Baugenehmigung, Förderbescheide und Verträge vor. Wenn Geretsried nun selbst ein kleines Bad baut, müsse das alles neu vereinbart werden. Geschätzte Dauer: zwei bis drei Jahre. Dann wurde auch Reeh bissig: In diesem neuen, kleinen Geretsrieder Hallenbad könnten die Schüler aus Eurasburg und Königsdorf gern zum Schwimmunterricht kommen. Die Wolfratshauser nicht. Die müssten ihre Vereine, Organisationen und Schüler anderswo unterbringen - womöglich im "Loisachbecken", ätzte auch der Wirtschaftsreferent. "Auf Geretsrieder Flur wird das nicht passieren, solange ich im Stadtrat sitze."

Wie eine abgespeckte Variante aussehen könne, deutete Kailberth an: Allein das Becken mit den Ein- und Drei-Meter-Sprungbrettern kostete in der großen Variante rund 120 000 Euro an Unterhalt pro Jahr - in etwa der Beitrag, der aus Wolfratshausen nun fehlt. Würde man das aus der Planung nehmen, könnte es immer noch ein großes Schwimmerbecken, ein kleines Becken plus Kinderplanschbecken geben.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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