Nachhaltige Mobilität:Ein E-Auto für alle

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Elektrisierende Stimmung vorm Eglinger Rathaus (v.li.): Klaus Hochwind, Thomas Feistl (beide 17er Oberlandenergie), Gabi Hutter (Autohaus Ortner) und Hubert Oberhauser (Erster Bürgermeister von Egling) präsentieren das nagelneue elektrische Carsharing-Fahrzeug in Egling. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Carsharing-Anbieter E-Oberland will seine Flotte im Landkreis massiv ausbauen. Egling macht im Norden den Anfang, viele weitere Kommunen und Fahrzeuge sollen heuer noch folgen.

Von Lorenz Szimhardt, Egling

Als erste Kommune im Nordlandkreis erhält Egling ein Carsharing-Fahrzeug von E-Oberland - alles topmodern und vollelektrisch. "Da steht es, unser Prachtexemplar", sagt Hubert Oberhauser, Erster Bürgermeister von Egling, als er auf den Parkplatz vorm Rathaus tritt - dort hat der E-Flitzer seinen Stellplatz mit Ladesäule. Als das Thema Carsharing mit E-Autos bei der Gesellschafterversammlung der 17er Oberlandenergie auf den Tisch gekommen sei, habe sich Egling sofort dafür gemeldet, so Oberhauser. Nach Lenggries und Benediktbeuern sei Egling damit die dritte Kommune im Landkreis, die ein Carsharing-Auto von E-Oberland hat, erklärt Thomas Feistl, Geschäftsführer der 17er Oberlandenergie.

E-Oberland wurde erst vor knapp einem Jahr von der 17er Oberlandenergie in Kooperation mit dem Autohaus Ortner "aus der Taufe gehoben", sagt Feistl. Nach einem Jahr habe man in der Region bereits zehn Fahrzeuge in Umlauf gebracht - drei davon hier im Landkreis. Damit soll aber noch lange nicht Schluss sein: Die ersten Erfahrungen seien sehr gut gewesen, so Feistl, "wir sind positiv überrascht, wie das Carsharing angenommen wird". Ziel sei es deshalb, im Oberland ein flächendeckendes Netz aufzubauen - dafür bräuchte man in jeder Kommune mindestens ein Fahrzeug.

Noch dieses Jahr soll es mindestens zehn weitere Carsharing-Autos für den Landkreis geben - neun davon in Wolfratshausen

Und es gibt auch schon konkrete Pläne für weitere Autos im Landkreis: Noch in diesem Jahr wolle E-Oberland neun E-Autos in Wolfratshausen platzieren. Bad Heilbrunn solle ebenso eins erhalten. Auch in Egling sei man weiteren Fahrzeugen keineswegs abgeneigt, wenn es gut angenommen werde, erklärt Oberhauser, "solange uns die Parkplätze nicht ausgehen", fügt er lachend hinzu. Insgesamt plane E-Oberland noch dieses Jahr mit 15 weiteren Fahrzeugen. Nächstes Jahr sollen dann weitere 25 folgen, sagt Feistl.

Mit dem E-Carsharing wolle man perspektivisch die Zweit- und Drittautos vieler Haushalte ersetzen. Diese würden oft sowieso die meiste Zeit nicht genutzt. Da sei es dann nicht nur nachhaltiger, sondern auch billiger, ein Carsharing-Auto zu nutzen, erklärt Feistl. Dass das Teilen eines Autos heutzutage besser funktioniere als bei vergangenen Versuchen, läge sowohl an den hohen Kauf- und Erhaltungskosten von Autos als auch an einer veränderten Einstellung in der Gesellschaft. Auch die technischen Voraussetzungen seien wesentlich einfacher und besser geworden.

Der elektrische Volkswagen des Modells ID.3 an seiner Ladesäule neben dem Eglinger Rathaus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Fahrzeuge reserviere und buche man nämlich über die sogenannte "MOQO-App". Auch das Aufsperren und Zurückgeben des Autos funktioniere ganz einfach über die App, erklärt Feistl. Damit spare man es sich, "wie früher den Schlüssel irgendwo abzuholen". Der liege nämlich im Handschuhfach. Reservieren könne man das Auto bis zu einem Jahr im Voraus. Eine Stunde mit dem Eglinger E-Flitzer koste 6,90 Euro - 20 Kilometer inklusive. Für jeden weiteren Kilometer müsse man 24 Cent zahlen, so Feistl. Es gebe jedoch auch einen Tagestarif, dieser koste 49 Euro. Hier seien dann 100 Kilometer inklusive.

In anderen Kommunen stehen jedoch unter Umständen andere Fahrzeugmodelle. Je nach Auto variieren die Tarife deshalb, mal ist es teurer und mal billiger als beim Eglinger Volkswagen-Modell ID.3, verrät die Webseite von E-Oberland ( www.eoberland.moqo.de). Die Zahlung funktioniere bequem per Kreditkarte oder Bankeinzug. Auch eine Integration von PayPal sei in Arbeit, kündigt Feistl an. Das wäre zwar eine schwierige Angelegenheit, aber dennoch sei er optimistisch.

Zum Aufladen zwischendurch gibt es einen Ladechip - "der Strom ist also inklusive"

Mit den Autos von E-Oberland könne man auch ins europäische Ausland fahren, zum Beispiel nach Italien in den Urlaub. Spätestens nach vier Wochen müsse man das Auto jedoch wieder an seine Heimat-Säule zurückbringen - in diesem Fall zum Rathaus nach Egling. Nur dort könne man die Buchung dann auch wieder beenden, erklärt Feistl. Um das Auto auf einer längeren Reise zwischendurch aufzuladen, könne man den Lade-Chip nutzen, der sich im Auto befinde. Dieser würde die Ladung dann zahlen, sagt Feistl, "der Strom ist also inklusive".

Um zu fahren, müsse man sich nur die App herunterladen, sich registrieren, seinen Führerschein validieren lassen und schon könne es losgehen, so Feistl. Wenn das gemeindeeigene E-Auto mal unterwegs sei, werde er das Fahrzeug "sicherlich auch mal fahren", sagt der Eglinger Bürgermeister. Noch lieber wäre es Oberhauser jedoch, wenn das "eigentlich nie dastehen würde, sondern ständig benutzt wird".

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