Buntes Programm zum Tag des Denkmals:Kapellen, Klöster, Königshütte

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Am Tag des Denkmals können Besucher 15 Sehenswürdigkeiten zwischen Gelting und der Jachenau besichtigen. Neu im Programm sind die beiden Kirchlein auf dem Tölzer Kalvarienberg, das Kloster Dietramszell und der Psallierchor in Benediktbeuern.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Kalvarienberg in Bad Tölz ist für Josef Niedermaier ein Ort der Kindheit. Der Landrat wuchs nur etwa 150 Meter unterhalb der Kirche auf, in der er als Bub oben im Turm einstmals den Taubenmist hinausgeschaufelt hat; der Pfarrer war dafür nicht schwindelfrei genug. Daneben steht die kleine Leonhardikapelle, die vor genau 300 Jahren von Tölzer Zimmerern und Maurern in Eigenregie gebaut wurde, um der Opfer der Sendlinger Mordweihnacht von 1705 zu gedenken. Auch dazu weiß Niedermaier eine Geschichte zu erzählen. Früher habe es Stadtspiele in Tölz für Jugendgruppen gegeben, an denen er als Ministrant teilgenommen habe. Eine Aufgabe sei dabei gewesen, die Zahl der Glieder an der Kette zu raten, die um diese Kapelle geschlungen ist. Und wie viele seien es genau? "Ich weiß es nicht", sagt Niedermaier und lacht. Die Leonhardikapelle gehört zu den Neuheiten im Programm für den Tag des offenen Denkmals, der heuer am Sonntag, 9. September, stattfindet.

Der Landkreis beteiligt sich zum 25. Mal an dieser bundesweiten Veranstaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Das kleine Kirchlein, das die Tölzer Leonhardifahrer jedes Jahr am 6. November umrunden, zählte seltsamerweise noch nie zum Besichtigungsangebot. Ebenso wenig die Kerkerkapelle, die ein wenig unterhalb der Kalvarienbergkirche liegt und mit ihrer großen, ans Kreuz genagelten Christusfigur zum Kreuzweg gehört. Claus Janßen, Vorsitzender des Historischen Vereins Bad Tölz, führt am Tag des offenen Denkmals durch die beiden Kapellen. Beginn ist um 14 und 15 Uhr.

Ein Novum ist auch die Führung durch das Kloster Dietramszell. Schwester Kiliana von den Salesianerinnen zeigt Besuchern von 14 Uhr an den Innenhof der Anlage. "Das Kloster hatten wir noch nie auf der Liste, das freut mich besonders", sagt Kreisheimatpflegerin Maria Mannes. Im Kloster Beuerberg, das einst von Dietramszell aus gegründet wurde, ist die Ausstellung "Das Spiel beginnt" zu sehen. Eine der Kuratorinnen führt um 14 und 15.30 Uhr durch die Schau über klösterliche Spiele. Im Kloster Benediktbeuern ist erstmals auch der Psallierchor im ersten Stock hinter dem Hauptaltar zu sehen. Außerdem erläutert Pater Johannes Neuner bei dieser Führung die ehemalige Klosterbibliothek (14 und 15.30 Uhr). Im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) gibt Pater Karl Geißinger einen Einblick in die Geschichte und die aktuellen Angebote des 300 Jahre alten Maierhofs (11 und 14 Uhr).

Eine Besonderheit am Denkmalstag sind dieses Mal die Jubiläumsfeiern in Gelting: 40 Jahre Zugehörigkeit des Dorfes zu Geretsried, zehn Jahre Dorfladen. Ins Festprogramm integriert sind die Vorführungen in einer Huf- und Wagenschmiede, die von 14 bis 17 Uhr neben der Kirche an der Friedhofsmauer geöffnet ist. Außerdem haben Gäste zwischen 10 und 17 Uhr die Möglichkeit, in den Turm der Kirche Sankt Benedikt zu steigen, der komplett restauriert wurde. Oben dürfen die Mädchen und Buben dann an die Glocke schlagen. Die Führungen finden auf Nachfrage statt.

Ansonsten gibt es viel Altbewährtes. Die Nikolauskapelle an der Bundesstraße 11 in Geretsried gehört ebenso zum Standardrepertoire am Tag des offenen Denkmals wie in der Jachenau die Staffelalm am Rabenkopf mit den Franz-Marc-Fresken in der Hütte und die Königshütte am Altlacher Hochkopf. Beide Ziele sind nur in einem gut zweistündigen Fußmarsch zu erreichen. Zum Programm zählen außerdem das sanierte Klösterl in Zwergern, zu dem die Besucher vom Campingplatz Walchensee über einen 800 Meter langen Fußweg gelangen. Stephan Bammer zeigt die Burgruine Hohenburg in Lenggries (13.30 Uhr), allerdings nicht bei Regen. Johannes Janßen führt um 15.30 Uhr durch die Kapellen am Kalvarienberg Hohenburg.

Und natürlich darf auch die Hauptattraktion nicht fehlen: Das Walchenseekraftwerk mit seinem Wasserschloss ist von 9 bis 17 Uhr offen, die letzte Bergfahrt startet um 16 Uhr. Etwa 4000 Besucher kamen voriges Jahr zu den Sehenswürdigkeiten im Landkreis am Denkmalstag. Alleine 1000 sehen sich jedes Jahr im Walchenseekraftwerk um, sagt Maria Mannes.

Der Reiz des Denkmalstags liegt für Landrat Niedermaier darin, die Historie von Gebäuden zu lernen, die jeder vom Vorbeifahren kenne, ohne Genaueres über sie zu wissen. Das schaffe "ein ganz anderes Bewusstsein", sagt er. Da ist zum Beispiel noch einmal die Leonhardikapelle in Bad Tölz. Das kleine Gotteshaus ist mitnichten dem Hl. Leonhard geweiht, sondern eine Marienkapelle. Und die Kette symbolisiere auch nicht auch nicht die Verehrung Leonhards als Heiliger der Gefangenen. "Sie ist ein Zeichen, dass er für Tiere zuständig ist", erzählt der Landrat. "Das hat man im Oberland umgedeutet."

www.tag-des-offenen-denkmals.de

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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