Leben auf dem Land:"Lebendige Gemeinde bedeutet, alle zu integrieren"

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Georg Malterer, Bürgermeister von Bernried, und Verena Pahlke von der Quartiersarbeit sprechen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus Benediktbeuern über das, was ihre Kommune für ältere Mitbürger entwickelt hat. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bernrieder Gemeindevertreter berichten in Benediktbeuern über ihre kommunalen Unterstützungsangebote für ältere Mitbürger.

Von Arnold Zimprich, Benediktbeuern

Es ist eine Frage der Zeit, doch irgendwann betreffen solche Fragen auch den heute Jüngsten: Welche Möglichkeiten gibt es in der unmittelbaren Nähe, auch im Alter ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können. Und wer kommt für die Kosten auf? "Unterstütztes Leben im Alter als kommunale Aufgabe", so lautete der Titel eines Vortrags am Dienstag in Benediktbeuern, den die örtliche Nachbarschaftshilfe "Zammlebn" im Dietrich-Bonhoeffer-Haus organisiert hat. Die Besonderheit: Als Referenten waren Georg Malterer, Bürgermeister der Gemeinde Bernried (Überparteilich Freie Wählergruppe, kurz ÜFW), und Quartiersmanagerin Verena Pahlke nach Benediktbeuern gekommen, um die Projekte, Lösungen und Beispiele ihrer 2500 Einwohner großen Gemeinde vorzustellen.

Aus der Frage, wie man kommunale Strukturen aufbauen könne, um älteren Menschen zu helfen, sei bereits 2010 der Verein "Soziales Netz (SoNe) Bernried" entstanden, berichtete Pahlke. Der Verein unterstützt Mitbürger, "selbst und aktiv alt werden zu können und zu dürfen". Aktuell seien es etwa 15 bis 20 aktive Ehrenamtliche, die sich um ältere Mitbürger kümmerten, auch ein Fahrzeug stehe den Ehrenamtlichen zur Verfügung.

Vor wenigen Jahren stellte die Gemeindeverwaltung Bernried einen Antrag auf Quartiersförderung. Aktuell werde die Gemeinde vom Freistaat mit rund 80 000 Euro - über vier Jahre verteilt - unterstützt. Das Angebot des SoNe konnte dadurch erweitert werden: Man biete Beratungsangebote für pflegende Angehörige, erteile Auskünfte zu seniorengerechtem Wohnen, vermittele Hilfsmittel und mache präventive Hausbesuche. Knapp 15 ältere Mitbürger werden Malterer und Pahlke zufolge aktuell zu Hause betreut.

Dazu komme das "Seniorenwohnen Theresia Petsch" und die Seniorenwohnanlage auf dem Schmiedegelände. Dass das Seniorenwohnheim errichtet werden konnte, sei eine glückliche Fügung gewesen: Die in Tutzing ansässige Stiftung Theresia Petsch verfügte über Stiftungskapital, hatte aber kein Grundstück - dieses wiederum konnten die Bernrieder anbieten. Von den 24 seniorengerechten Wohnungen im Wohnheim hat die Gemeinde zwölf "herausgekauft", wie Bürgermeister Malterer sagte, "das Belegungsrecht liegt bei uns".

Das Interesse an den Wohnungen "ist enorm", berichtete Pahlke, "wir haben rund 100 Anfragen auf der Warteliste, darunter auch Anmeldungen von 65-Jährigen, die vorsorgen wollen". Anfragen würden bis aus dem Norden Münchens kommen, Bernrieder würden jedoch bevorzugt.

Ein weiterer Teil des Betreuungsangebots sei der Mittagstisch im Bürgertreff dreimal in der Woche, gekocht werde in der Klosterküche. Dazu kommen Malterer und Pahlke zufolge weitere Angebote wie Basteln, Backen, Brunchen, Kinonachmittage, Gymnastik und weitere generationenübergreifende Aktivitäten im Bürgertreff. "Eine lebendige Gemeinde bedeutet, alle zu integrieren", betonte der Bernrieder Rathauschef, der jedoch auch hervorhob, dass der Gemeinderat nicht wegen 500 Euro diskutiere, wenn dringende Entscheidungen anstünden: "Alle ziehen an einem Strang!"

"Vieles haben wir auch, nur keine Appartements", kommentierte Diakon Hubertus Klingebiel, der Zammlebn-Vorsitzende. Dennoch stellte er die Frage, "was können wir in der Kommune tun, dass wir zufrieden alt werden können?" und stellte fest: "Es gibt Handlungsbedarf." Klingebiel wünschte sich, "dass die Gemeinderäte dieses mitnehmen."

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