Badehaus Föhrenwald:Ein Ort der Erkenntnis

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Ehrenamtlich geschaffen, ehrenamtlich mit Leben erfüllt: das Badehaus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Dokumentations- und Begegnungsstätte braucht tragfähige und dauerhafte institutionelle Unterstützung.

Kommentar von Felicitas Amler

Es gibt viele Anlässe, um sich von der Bedeutung des Erinnerungsorts Badehaus zu überzeugen. Besonders eindrucksvoll sind die Besuche jüdischer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und deren Angehöriger in Waldram, dem ehemaligen Föhrenwald. Wenn Menschen aus Israel eigens nach Wolfratshausen anreisen, wenn Jüdinnen und Juden sich nachdrücklich bei Deutschen für deren zeitgeschichtliches Engagement bedanken, wenn sie dies als eine zentrale Impression mit nach Hause nehmen - dann ist das eine ergreifende Form der Völkerversöhnung.

"Magnificent people": So hat einer der aktuellen Besucher aus Israel die Ehrenamtlichen des Badehaus-Vereins genannt. Großartige Leute - das ist dem etwa 600 Mitglieder starken Verein mit Sybille Krafft und Jonathan Coenen an der Spitze auch von anderen Seiten schon attestiert worden. Das Badehaus wurde inzwischen mehrfach prominent ausgezeichnet; aber immer noch nicht mit kontinuierlicher, also dauerhaft tragfähiger öffentlicher Förderung ausgestattet. Wie lange kann sich eine so lebhafte und produktive Einrichtung mit hier einer Projektförderung und da einem Preisgeld halten? Wie lange halten Ehrenamtliche diesen rastlosen Einsatz ohne hauptamtliche Stützen durch?

An Ankündigungen herausragender Unterstützer hat es nicht gefehlt. So sagte Petra Pau (Linke), Vize-Präsidentin des Bundestags, vor zwei Jahren zu Krafft: "Was Sie hier machen, ist auch im besten Sinne politische Bildung." Und mit Blick auf eine Förderung dieser Arbeit: "Da sollte man nicht zu bescheiden sein." Auch Karl Freller (CSU), Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, erkannte bei seinem Besuch 2021 den Wert des Erinnerungsorts. "Der Lernort Badehaus hat eine breite Unterstützung verdient", sagte er. Landtag und Kultusministerium könnten für eine kontinuierliche Förderung sorgen.

Das sollten sie. Im Badehaus wird nicht nur Ortshistorie, sondern deutsche, ja europäische Zeitgeschichte in ihren wichtigsten Abschnitten sichtbar. Schüler und Studierende können dort exemplarisch die Nazizeit - und deren Folgen in Form der Vertreibung - erforschen und sich mit jüdischem Leben in der Nachkriegszeit befassen. In Zeiten, in denen ein dreckiges, faschistisches Flugblatt unter dem Beifall der Bierzeltmassen als lässliche Jugendsünde abgetan wird, ist eine Einrichtung wie diese nötiger denn je.

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