Mückenplage:Das große Hauen und Stechen

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An den Seen, Weihern und Tümpeln des Landkreises sieht man sie schon wieder: Mückenschwärme wie dieser, die im letzten Licht des Tages tanzen. In diesem Jahr sind die ersten Plagegeister bereits wieder unterwegs. Ob es sich zum richtigen Mückensommer auswächst, ist noch nicht absehbar. (Foto: Jochen Lübke/dpa)

Kaum gibt es die ersten frühlingswarmen Tage, sind auch schon die ersten Mücken da. Die Insekten haben vom warmen Winter profitiert. Dass sie das Coronavirus übertragen könnten, bestreiten Experten aber.

Von Annika Bingger, Bad Tölz-Wolfratshausen

Von ein paar Temperatureinbrüchen einmal abgesehen: Der Frühling ist da und mit den ersten richtig schönen Tagen auch das Jucken und Kratzen. Am Starnberger See zum Beispiel sind die ersten Mücken bereits unterwegs, genauso am Königsdorfer Bibisee oder dem Koglweiher bei Kirchbichl, den Einheimischen besser als Kogler Lack bekannt. Die Mückenzeit beginnt in der Regel bereits im April, bestätigt Dr. Sigrid Bender, Tierärztin und Vorstand der Kreisgruppe des Bund Naturschutz. Die erste Eiablage hänge jedoch davon ab, wie warm und feucht es tatsächlich ist, erklärt sie weiter. Der Höhepunkt sei meist im August erreicht, denn danach werde es bereits wieder etwas kühler, sodass sich Mücken nur noch sehr schlecht vermehrten.

Selbst eine volle Gießkanne im Garten dient Mücken als Brutstätte

Mücken leben vor allem an Gewässern. Sie bräuchten die Feuchtigkeit, um ihre Eier abzulegen. "Im Garten ist es dann vielleicht die volle Gießkanne, ein Regenfass oder ein feuchter Untersetzer", meint Bender. Wer sich zu Hause gerne im Grünen aufhalte, sollte deshalb darauf achten, dass im respektive am Gartenteich Libellen oder Frösche einen Lebensraum finden - die natürlichen Fressfeinde der Mücken. Fische hingegen seien nicht sehr gut geeignet, denn diese düngten den Teich lediglich. "Je nährstoffreicher so ein Gewässer ist, desto mehr vermehren sich die Mücken", erklärt die Tierärztin. Dies sei ein Grund, weshalb sich zum Beispiel an ackernahen Gewässern mehr Mücken sammelten als an anderen Seen oder Weihern.

Im Zuge des Klimawandels und der Globalisierung kämen durchaus auch fremde, exotische Arten, etwa die asiatische Tiger- oder Buschmücke, nach Deutschland. Diese besonderen Stechmückenarten könnten Menschen mit gefährlichen Krankheiten, etwa dem Dengue-Fieber-Virus oder Malaria, infizieren. "Die Mücke ist aber nicht der Entstehungsort dieser Viren oder Bakterien", erklärt Bender. Zunächst müsse diese nämlich einen bereits infizierten Menschen stechen, um die Krankheit zu übertragen. Befürchtungen, dass Viren wie das Coronavirus durch Moskitos übertragen werden könnten, sind für Bender absurd: "Corona ist eine Tröpfcheninfektion. Die Übertragung geht nicht über das Blut", betont sie.

Naturschützer können Mücken auch Positives abgewinnen

Mit Moskitos, wie Stechmücken auch oft genannt werden, assoziierten die meisten Menschen Negatives. Doch für die Tierärztin und Naturschützerin haben sie auch positive Eigenschaften an sich und sind nicht aus der Natur wegzudenken. "Sie sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Tiere, für Vögel, Amphibien, Spinnen, Libellen oder Fische", sagt Bender. Auch kämen manche Arten als Bestäuber in Frage. Eine großflächige Ausrottung dieser Insekten sei deshalb kontraproduktiv.

"Wenn man von einer Mücke gestochen wird, ist das selbstverständlich erst mal sehr unangenehm, aber da gibt es sehr gute Gegenmaßnahmen", sagt Bender. Punktuelle Hitze helfe zum Beispiel meist sofort nach einem Stich. Präventiv sollten Wasserreservoirs wie Regenrinnen immer mal wieder zu Hause kontrolliert und gesäubert werden. "Natürlich können wir Menschen auch Fliegengitter an unsere Fenster tun oder duschen, bevor wir in den Garten gehen. Mücken reagieren nämlich auf Kohlenmonoxid und vor allem auf Schweiß", erklärt sie. Am effektivsten sei es aber, die Mücke an ihrer Vermehrung zu hindern.

Dass schon jetzt die ersten Mücken unterwegs sind, könnte ihr zufolge auf den milden Winter zurückzuführen sein. Allerdings sei das Frühjahr nun bislang sehr trocken gewesen. "Gäbe es jetzt einen sehr nassen Frühling, dann könnte man sehr sicher davon ausgehen, dass es im Sommer mit den Mücken sehr heftig wird", meint Bender. Doch dass ein schlimmer Mückensommer bevorsteht, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich beurteilen.

© SZ vom 15.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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