Entwicklung an der Lenggrieser Straße:Neues Quartier an der Isar

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Als ersten Abschnitt möchten die Grundstückseigner den nördlichen Bereich des Moralt-Areals mit den denkmalgeschützten Gebäuden entwickeln. Dort soll auch ein öffentlicher Platz für Veranstaltungen entstehen, der bei schlechtem Wetter mit Planen überdacht werden kann. (Foto: Harry Wolfsbauer/denkmalneu)

Voraussichtlich im Mai wollen die Stadt Bad Tölz und die Grundstückseigentümer den städtebaulichen Vertrag zum Moralt-Areal unterzeichnen. Darin ist geregelt, wie und in welcher Reihenfolge die Industriebrache entwickelt werden soll.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Ein Mix aus Kultur, Gewerbe und Wohnen soll auf dem 6,5 Hektar großen Moralt-Areal entlang der Isar entstehen. Bis das neue Tölzer Quartier mit Leben erfüllt ist, wird noch viel Wasser den Fluss hinunterfließen. Nächstes wichtigstes Ziel ist der städtebauliche Vertrag zwischen der Stadt Bad Tölz und den Grundstückseignern. Voraussichtlich im Mai wird dieser unterzeichnet. Noch gibt es zwischen den Beteiligten einige Fragen zu klären.

Es regnet, als Thomas Scherer, Geschäftsführer von "denkmalneu" und gemeinsam mit Hans Wehrmann Miteigentümer des Moralt-Geländes, über das Grundstück mit den verfallenen Industriegebäuden führt. Begleitet wird er vom Tölzer Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). In den kommenden Tagen beginnen auf dem Areal die Dreharbeiten für den "Tatort". Kulissen wurden aufgebaut: "Pension" und "Metzgerei" sind unter anderem zu lesen. Aber darum geht es nicht bei dem Ortstermin. Vielmehr wollen Scherer und Mehner über den Sachstand zu diesem Großprojekt informieren.

Bürgermeister Ingo Mehner (links) und Projektentwickler Thomas Scherer von "denkmalneu" informierten über den Sachstand zum Moralt-Areal. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eckpunkte für den städtebaulichen Vertrag hatte der Tölzer Stadtrat im vergangenen Jahr festgelegt. So soll Wohnraum für etwa 1000 Einwohner geschaffen werden. Mindestens 20 Prozent ist preisgebundenes Wohnen (Miete oder Kauf). Den Rest können die Grundstückseigner auf dem freien Markt anbieten - allerdings hat auch dabei die Stadt ein Mitspracherecht. So soll es auf dem Gelände Mitarbeiter-Wohnungen geben. Dieser Mix sei ein Knackpunkt, den beide Seiten noch klären müssten, sagt Mehner. Denn schließlich müssten die Grundstückseigner wirtschaftlich rechnen und zugleich die Stadt das Beste für ihre Bürgerinnen und Bürger herausholen. Die künftigen Nutzungen seien bis jetzt nicht ausdiskutiert, betonten beide. Eines hat der Stadtrat beschlossen: Etwa 41 000 Quadratmeter sind für Gewerbeflächen festgeschrieben. Es werde keine Lärm produzierenden Betriebe geben, sagt Scherer.

ZoBoN ist keine Option, so Mehner

Als die Sprache auf die ZoBoN, die Richtlinie über die zukunftsorientierte Bodennutzung, kommt, winkt der Tölzer Bürgermeister ab. Nach dieser Richtlinie hätte die Stadt die Möglichkeit gehabt, selbst ein Drittel des Grundstücks zu erwerben. "Aber damit auch die verbundenen Kosten", so Mehner. Das hätte sich Bad Tölz nicht leisten können mit Blick auf die anfallenden Erschließungs-, Planungs-, Gutachter- und sonstigen Kosten. All diese Ausgaben tragen die Eigentümer. Scherer betont, dass es sich dabei um einen siebenstelligen Betrag handle. Hinzu kommt noch die Verpflichtung "hochwertige Kinderspielplätze" wie auch Plätze für Jugendliche zu schaffen. Und die Eigentümer übernehmen die Kosten für Kinderbetreuungseinrichtungen.

Die große Industriehalle ist denkmalgeschützt. Allerdings hat ein Statiker bescheinigt, dass sie einsturzgefährdet sei. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wenn Bad Tölz die Kaufoption ziehen wolle - "bitte schön", sagt Scherer, aber dann mit allen Folgen. Schließlich handle es sich beim Moralt-Areal nicht um eine grüne Wiese, sondern erst einmal gehe es um Abriss, Entsorgung und Sanierung der Industriegebäude. "Was an Altlasten auf uns zukommt, mal ganz abgesehen." Nein, meint Mehner, auch wenn es noch Klärungsbedarf gebe bis zur Unterschrift unter den städtebaulichen Vertrag: alles in die Hände der Eigentümer zu geben, aber sich als Stadt ein Mitspracherecht als Ass im Ärmel zu behalten, sei die bessere Lösung. Im städtebaulichen Vertrag werde geregelt, was und in welcher Reihenfolge gebaut werde, erklärt der Bürgermeister.

Wie das neue Stadtviertel im Detail aussehen werde, werde über Bebauungspläne festgelegt. Das Gelände soll von Nord nach Süd sukzessive entwickelt werden. Den Anfang macht die Sanierung der drei denkmalgeschützten Altbauten. Gewerbe, Büros, ein Hotel und Gastronomie sind in diesem Bereich vorgesehen. Einen Interessenten für das Hotel gebe es, verrät Scherer - und meint vermutlich sich selbst: Der Bad Heilbrunner ist an den Hotels Felix in Leipzig und Dresden beteiligt.

In dem denkmalgeschützten Bau aus dem Jahr 1924 könnte ein Tagungshotel entstehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Entwicklung des Areals könnte auch positive Folgen für ein seit Jahren drängendes Problem bringen: Für die verkehrliche Erschließung des ersten Bauabschnitts reicht die vorhandene Zufahrt aus. Sollten weitere Abschnitte folgen, hofft Mehner auf eine Lösung für das Nadelöhr am Moralt-Verteiler, wo Staus programmiert sind. Positive Signale, dass das Staatliche Bauamt Weilheim sich doch mit einem Kreisverkehr an dieser Stelle anfreunden könnte, will der Tölzer Bürgermeister vernommen haben. Das bestätigt Scherer. Für Mehner ist eine Lösung für diesen Knotenpunkt eng verbunden mit der Nordspange: Beides bedinge einander. Sollte es doch keinen Kreisel geben, wären Zufahrten weiter südlich auf das Areal möglich.

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