Landtags-Truck in Bad Tölz-Wolfratshausen:Truck-Fahrt aufs Land

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"Landtruck" in der Marktsraße: Die Abgeordneten Hans Urban (Grüne), Florian Streibl (Freie Wähler), Julia Sand (FDP), Martin Bachhuber (CSU) und Anne Cyron (AFD, v.li.) auf dem Podium bei der Diskussion in Tölz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit einer Diskussionsrunde auf der Tölzer Marktstraße wollen Landtagsabgeordnete Nähe zu den Bürgern demonstrieren.

Von Marie Heßlinger, Bad Tölz

Für wen ist der Landtag? Und wie oft wird er gewählt? Auf dem Tölzer Marktplatz sind am Freitag einige Menschen stehen geblieben, um beim Quiz mitzumachen. "Für das Volk", sagt ein Mann mit Kapuze, schneller als die anderen, und "alle fünf Jahre." Er war eigentlich nur beim Bankautomaten, jetzt will er bleiben. Gleich diskutieren Landtagsabgeordnete auf dem Podium, im Anschluss spricht Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU).

Aigner will rausgehen und ins Gespräch kommen mit den Menschen, deshalb hat sie in diesem Jahr den mobilen "Landtruck" eingeführt. Bad Tölz ist Halt Nummer zwölf. Der Mann mit der Kapuze will eine Frage loswerden: Denkt die Politik hoffentlich auch an einen Preisdeckel für Heizöl?

Auf der Bühne nehmen die Stimmkreis-Abgeordneten im Landtag Platz: Hans Urban von den Grünen, Florian Streibl von den Freien Wählern, Julika Sandt von der FDP, Martin Bachhuber von der CSU und Anne Cyron von der AfD. Wie es um bezahlbaren Wohnraum im Landkreis steht, will die Moderatorin Veronika Ahn-Tauchnitz als erstes wissen. Einflussmöglichkeiten gebe es über die Steuer, sagt Bachhuber, die für Baugrund niedriger ausfallen müsse. Streibl verweist auf die Forderung der Grünen, nicht zu viele Flächen zu versiegeln. Nachverdichten, höher bauen, sei eine Lösung. Sandt schlägt vor, den Kauf der ersten Immobilie von der Grunderwerbssteuer zu befreien. Ob sie auch kurzfristige Lösungen hätten, will die Moderatorin wissen. "Wir dürfen nur so viel Raum für Zuwanderung schaffen, wie wir Wohnraum anbieten können", nutzt die AfD-Abgeordnete Cyron die kurze Stille, die auf die Frage folgt. Urban ist empört, auch Streibl argumentiert: Viele Menschen hätten im Landkreis Zweitwohnungen, die sie abtreten könnten. Die Gesellschaft könne mehr zusammen stehen.

Nächstes Thema: Nebenkosten. "Ich denke, dass der Bund alles getan hat, was er tun kann", sagt Sandt. "Ne, noch nicht", sagt der Mann mit der Kapuze laut und tritt nach vorne. "Wie sieht es mit Heizöl aus?", will er jetzt wissen. Die Moderatorin verweist auf später, und richtet ihre nächste Frage an die Runde: "Wie sparen Sie denn alle Energie?"

Er sei Selbstversorger, sagt Urban, er fliege nicht über den Atlantik. Streibl verweist auf seinen Holzofen und seinen Schafswolljanker, Sand erklärt, bei Heizung, Licht und Auto zurückzutreten. Bachhuber hingegen sagt "nein", er spare keine Energie. Er möge wohlige Wärme, und verstehe alle, die vor ihrer nächsten Rechnung bangten. Cyron sagt: "Ich hab kein E-Auto, das die ganze Nacht über an der Zapfsäule hängt" und sie sehe nicht ein, warum sie in einem hochindustrialiserten Land "plötzlich mit einem Schafsjankerl dasitzen" solle. Keiner geht darauf ein.

Vielmehr erklärt Bachhuber in der darauffolgenden Diskussion, das Neun-Euro-Ticket sei "der größte Schmarrn, der jemals gemacht worden ist". Urban hält dagegen, das Ticket sei als Teil des Entlastungspaketes angekommen bei den Menschen. Auch bei dem Ausbau erneuerbarer Energien sind die beiden unterschiedlicher Meinung: Bayern habe Milliarden für Öl und Gas in Russland ausgegeben - "dieses Geld kann in Bayern bleiben", sagt Urban und wirbt für Windkraft. Bachhuber sagt: "Ich lasse mir das einzige Gut, das wir hier noch haben - diese schöne Landschaft - nicht verschandeln."

Nach einer Stunde ist die Debatte vorbei. Der Mann mit der Kapuze hat seine Frage in der Publikumsrunde nicht wiederholt. Ilse Aigner ist gekommen. Er drängt sich jetzt mit den anderen um die Landtagspräsidentin.

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