Bad Tölz:Geschafft

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Die Afghanin Zohal Mohammadi bekommt ein Stipendium. Die 17-Jährige will Anwältin werden.

Von Johanna Klein, Bad Tölz

Stolz ist Zohal Mohammadi, das sieht man ihr an ihrem Lachen und den glänzenden braunen Augen an. Und sie hat allen Grund dazu. Bereits im vergangenen Jahr schloss sie mit einem bravourösen Notenschnitt von 1,3 die Mittelschule ab - als 17 Jahre alte Afghanin, die erst wenige Monate zuvor nach einer langen, strapazierenden Flucht ins Oberland gekommen war. Jetzt strebt sie an der Südschule Bad Tölz der Mittleren Reife entgegen, mit dem Ziel, eines Tages Rechtsanwältin zu werden. Weil sie nebenher trotzdem noch viel Zeit für die Flüchtlingshilfe aufbringt, wird Mohammadi ausgezeichnet: Sie bekommt eines von 50 "Talent im Land Bayern"-Stipendien, die am 10. März feierlich verliehen werden sollen. Mohammadi ist die einzige Preisträgerin im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Noch ein Grund für die junge Frau, um stolz zu sein.

Nach zwei Jahren spricht die 17-jährige fast perfekt Deutsch

Die Stiftung "Talent im Land" folgt dem Leitsatz: "Bildung fördert Integration". Die Stipendiaten, die zumeist einen Migrationshintergrund haben, sollen bis zum angestrebten Schulabschluss eine besondere Förderung mit finanzieller Unterstützung und persönlicher Beratung erhalten. "Ich bin schon die ganze Woche lang aufgeregt", sagt Mohammadi mit einem zurückhaltenden Lächeln, "ein schwarzes Kleid werde ich tragen und dann muss man Hände schütteln."

Zwei Jahre lebt sie jetzt mit ihren Eltern und vier Geschwistern in Deutschland und beherrscht die Sprache fast perfekt. Obwohl ihre Flucht beinahe fünf Monate dauerte, eine ihrer Schwestern immer noch in Afghanistan lebt und im Moment nicht nachgeholt werden kann, hat Mohammadi den Kopf trotzdem noch für andere Dinge frei. Beim Übersetzen helfen, Asylbewerber zu Ärzten oder Behörden begleiten, aber auch wie andere Schüler lernen und Freunde treffen: So sieht Mohammadis Alltag aus. Zu der Verleihung, die das Bayerische Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie die Robert-Bosch-Stiftung in einem Festakt vornehmen, wird Mohammadi von ihrem Vater und Ralf Kriegel, einem ehrenamtlichen Helfer aus Kochel, begleitet. Durch ihn, sagt sie, habe sie so gut Deutsch gelernt und von dem Stipendium erfahren.

Aus den Stipendiaten seien gute Freunde geworden, sagt Mohammadi. Sie seien wie eine Familie und man profitiere von dem interkulturellen Austausch, der unter ihnen stattfindet. Für die Zukunft hat Mohammadi schon einen genauen Plan: Sie möchte studieren und Rechtsanwältin werden. Sie sei gern mit Menschen in Kontakt und wolle auch weiterhin Asylbewerbern helfen, in Deutschland anzukommen und sich einzuleben.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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