Bad Tölz:Trump, Mautdebakel, Klima: Django Asüls politischer Jahresrückblick in Tölz

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Mit seiner Stimme packt Django Asül sein Publikum in Bad Tölz mit seinem dichten Programm. Wichtige Zutat seines satirischen Konzepts ist wohl sein authentischer und warmer niederbayerischer Dialekt. (Foto: Manfred Neubauer)

Django Asül resümiert im Tölzer Kurhaus die vergangenen zwölf Monate und heitert das Publikum in rasantem Tempo mit schrägen Szenen, frechen Anekdoten und starken Pointen gehörig auf

Kritik von Christa Gebhardt, Bad Tölz

Unermüdlich im Bayernland unterwegs ist Kabarettist Django Asül mit seinem "Rückspiegel 2019", so auch im ausgebuchten Kurhaus in Bad Tölz am Freitag nach Weihnachten. Sein Motto "Wer nach vorne fährt, sollte den Blick nach hinten nicht vergessen" zieht sich durch die Top-Nachrichten aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und dem Sport. Und da findet Asül die durchaus ernsten und oft traurigen Fakten, aus denen sich für einen Satiriker Absurdes und Komisches herausholen lässt.

Seine Themen haben ein breites Spektrum: Vom Impeachment gegen "Twitterclown Trump", das kein Amerikaner ernst zu nehmen brauche, da es sich von peach (Pfirsich) ableite, geht es über die sogenannte Diplomatie 2019, die zwischen befreundeten Schurkenstaaten nur noch aus Konfrontation und Detonation besteht, hin zu Andreas Scheuer und dem Maut-Debakel. Das habe man größtenteils den Holländern zu verdanken, diesen "genetischen Wohnwagenziehern".

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Den ersten Szenenapplaus bekommt Asül für seine Analyse der Verkehrsproblematik auf dem Land, wo "nicht fahrende öffentliche Verkehrsmittel" die Menschen in das eigene Auto geradezu hinein zwingen. Weiteren Applaus erntet er für seine Anekdoten zum Thema Auto und Umweltschutz. "Nicht alle Kinder sind Greta-Fans!" Beweis dafür ist die Geschichte des Achtjährigen, der nachts auf der Autobahn mit 180 Stundenkilometern im Wagen seiner Eltern erwischt wurde und eine gute Erklärung dafür hatte: Tagsüber zu viel Stau! Und zu viele türkische Hochzeiten auf den Straßen!

Auch Greta Thunberg bekommt ihr Fett ab

Die hilflosen Versuche, Städte mit E-Mobilität zu entlasten, erläutert Asül am Beispiel der E-Roller: Die verstopften mit leeren Akkus die Gehwege, müssten täglich von stinkenden Diesellastern eingesammelt, dann mit tschechischem Atomstrom aufgeladen und schließlich aufwendig verschrottet werden. Auch Gretas mobile Alternativen bekommen ihr Fett ab: Das Karbon für ihr Segelboot, verrät Asül, wachse nämlich biologisch abbaubar auf Sträuchern in Niederbayern.

An Gretas Heiligsprechung als "Erlöserin" durch die Grünen lässt er kaum ein gutes Haar, am "dampfplaudernden Philosophen" Robert Habeck auch nicht und ebenso wenig am SPD-Überraschungsduo, "NoWaBo" (Norbert Walter-Borjans) und Saskia Esken, der er als "Nahles reloaded" das durchaus respektvolle Attribut "Panzerfaust" zubilligt. Zum Ausgleich wird dann auch im Wald der Union gewildert, in dem Fettnäpfchenkönigin AKK aus Neid auf Granaten-Uschi noch eigene Näpfchen dazu baut, und der christlich konservative Unionsnachwuchs Philipp Amthor dem Youtuber Rezo und seiner "Zerstörung der CDU" außer Anzug und Krawatte rein gar nichts entgegenzusetzen hat.

Asül braucht nicht viel Drumherum, um seine Show abzuliefern. (Foto: Manfred_Neubauer)

Asüls akribische Recherchen aus dem Wirtschaftsressort zum Thema Wahltragikkomödien in der EU, zu finanzkriminellen Machenschaften so mancher EU-Parlamentarier und den Minuszinsen der EZB findet das Publikum dann eher nicht so komisch. Richtig lustig aber wird es wieder, als er die Nöte der Briten beschreibt, wenn sie - endlich aus der EU ausgetreten - für die ganze Insel Klopapier bestellen müssen. Ebenso witzig auch die Protestaktion der 30 000 Abiturienten, die sich gegen ein zu schweres Matheabitur auflehnten und dann 75 000 Unterschriften einreichten. Und natürlich zelebriert Asül genüsslich den absoluten Kracher, den die Österreicher mit Heinz-Christian Strache und seiner "bsoffenen Gschicht" in Ibiza abgeliefert haben.

Asül braucht weder Bühnenausstattung noch Handzettel

Django Asül ist einer der ganz Großen im Kabarettgeschäft. Er braucht außer einem Pult für sein Weißbier keine Bühnenausstattung, textsicher wie er ist, auch keine seiner Handzettel, um in rasantem Tempo Szenen, Anekdoten und starke Pointen aneinanderzureihen. Klamauk hat er ebenso wenig nötig wie Witze unter der Gürtellinie. Mit seiner kräftigen klaren Stimme packt er sein Publikum mit seinem abendfüllenden dichten Programm, denn unter 100 Minuten (exklusive Pause) macht er es nicht.

Wichtige Zutat seines satirischen Konzepts ist wohl sein authentischer und warmer niederbayerischer Dialekt, der ihn durch sein Programm trägt und ihn für sein bayerisches Publikum so glaubwürdig macht. Sein echtes Niederbayerisch verstärkt die komische Wirkung, wenn Asül ernste Nachrichten aus Politik und Gesellschaft in absurde Zusammenhänge bringt, und der Dialekt hilft, die von ihm vorgeführten Figuren aufs Schablonenhafte zu reduzieren.

Zudem hat Asül ein untrügliches Gespür für die heimlichen Sympathien der Bayern. Man weiß, dass er Fußball liebt, daher auch das Verständnis für Ulli Hoeneß. Der hat, wie Asül zum Schluss erklärt, nämlich nur ein einziges Eigentor geschossen, und zwar gegen das Finanzamt. Und weil der Hoeneß wegen Knieschmerzen keinen Soldatenhelm tragen konnte, war ihm auch der Bund erspart geblieben. Fazit? Der Ulli hat, wo andere Knie haben, auch noch ein Hirn.

Eine Dame, die schon mehrere "Rückblicke 2019" von ihm erlebt hat, fragte ihn zu Beginn des Programms, ob er denn in Bad Tölz einen neuen Text habe? 2020 antwortete er, werde vermutlich auch nicht besser als 2019, aber einen neuen Text könne er ihr im nächsten Jahr versprechen.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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