Ungewöhnlicher Fund:Das Rätsel im Fluss

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Der Rost hat das Auto aus den Sechzigerjahren beinahe zerfressen. Das Kfz-Kennzeichen für Bad Tölz liefert einen mageren Hinweis auf seine Herkunft. (Foto: Polizeipräsidium Niederbayern/oh)

Aus der Donau bei Straubing wurde ein verrostetes Autowrack mit Tölzer Kennzeichen gefischt, es könnte mehrere Jahrzehnte im Fluss gelegen haben. Warum sein Geheimnis vermutlich niemals gelüftet werden wird.

Von Veronika Ellecosta, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Donau ist ein höchst europäischer Fluss: Auf ihrem Weg ins Schwarze Meer durchfließt sie zehn Länder, verbindet über ihr Einzugsgebiet 19 Staaten und 83 Millionen Menschen miteinander. Und so manches Geheimnis, das sie an einem Ort schluckt, trägt sie an eine andere Stelle und spuckt es dort wieder aus. Damit stellt die Donau die Menschen erst recht wieder vor ein Rätsel.

So geschehen kürzlich mit einem Autowrack, das der Fluss jüngst bei Parkstetten im Landkreis Straubing-Bogen freigab. Während das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Straubing den Fluss vermaß, entdeckte es die rostigen Überreste eines Autos am Grund. Ein Arbeitsschiff mit Kran barg das Fahrzeug aus den Fluten und parkte es auf dem Gelände des WSA.

Das Wasser ließ wenig übrig an der Karosserie, was auf die Herkunft hinweisen könnte

Laut Polizeipräsidium Niederbayern handelt es sich bei dem rostigen Fundstück um ein Auto vom Modell DKW F 102 der Marke Auto Union, die später zu Audi wurde. Eine Mittelklasselimousine mit Zweitakt-Technik, die letzte ihrer Art. Da das Modell zwischen 1962 und 1964 produziert wurde und der Rost das Rot des Autos beinahe zerfressen hat, geht die Polizei davon aus, dass das Wrack schon sehr lange in der Donau gelegen haben muss- möglicherweise Jahrzehnte, wie Mirko Mühlbauer von der Wasserschutzpolizei Deggendorf am Telefon erzählt.

Über Herkunft und Eigentümer gibt das Wrack ebenfalls keinen Aufschluss, lediglich als Kennzeichen ist Bad Tölz angeschrieben: "TÖL-C 823". Aber für weitere Recherchen reicht das nicht: "Die Daten werden leider nicht mehr so lange gespeichert, deswegen lässt sich da nichts rekonstruieren", sagt Mühlbauer. Die Polizei habe zwar bei dem Landeskriminalamt München nachgefragt, aber auch dort keine weiterführenden Hinweise in Erfahrung bringen können. Dass Angaben zum Besitzer bei Audi gespeichert sind, hält Mühlbauer ebenfalls für unwahrscheinlich. "Das Problem ist, dass so viele Jahre dazwischenliegen."

Wir das Rätsel nicht gelöst, wird das Wrack verschrottet

Gut möglich ist auch, dass das Tölzer Gefährt erst durch eine starke Strömung an seinen Fundort gespült wurde, sagt Mühlbauer. Das müsste allerdings noch vor 1989 geschehen sein, wo eine Schleuse bei Straubing in den Fluss gebaut wurde. Dass das Auto von der Isar vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seinen Weg in die Donau bis nach Parkstetten gefunden haben könnte, ist jedenfalls technisch unmöglich, hätte es doch gegen die Strömung treiben müssen. Wie und wo das alte F 102 in die Donau geriet, ob es sich um einen Kriminalfall handelt - all das bleibt vermutlich ungeklärt.

Nun setzt die Polizei Niederbayern auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer etwas weiß, kann dies unter 0991/3896-0 mitteilen. "Sollte sich der Vorbesitzer melden, weiß man wenigstens, was passiert ist", sagt Mühlbauer. Verhallt der Aufruf im Nichts, wird der Fall zu den Akten gelegt und das Auto zum alten Eisen geworfen. Dann wird das rostige Wrack sein Geheimnis mit auf den Schrottplatz nehmen.

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