Naturschutz:Eine Vogelart verschwindet

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Das Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023 - aber es steht schlecht um die Art. Eine Wanderausstellung des LBV im Klostergut Schlehdorf macht darauf aufmerksam. (Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Wanderausstellung des LBV im Klostergut Schlehdorf macht auf das gefährdete Braunkehlchen aufmerksam.

Von Arnold Zimprich, Schlehdorf

Wolfgang Goymann nimmt kein Blatt vor den Mund. "Wenn sich nicht bald etwas ändert, sieht es schlecht aus für das Braunkehlchen", sagt der Königsdorfer Wissenschaftler, der am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen im Landkreis Starnberg arbeitet. 2008 hätten noch 167 Brutpaare die Loisach-Kochelsee-Moore bevölkert, so Goymann, aktuell seien es nur noch 75.

Die Gründe für den Schwund sind vielfältig. "Ein Problem ist die Mahd", erklärt der Wissenschaftler, "wir würden uns wünschen, dass erst Ende Juli gemäht wird." Finde die Mahd vorher statt, wie es bei vielen Bauern gang und gäbe ist, werde die Brut des zwölf bis 14 Zentimeter großen Vogels gefährdet. "Die Loisach-Kochelsee-Moore sind das Hauptbrutgebiet des Braunkehlchens in Bayern", erläutert Goymann. Auch gesteigerter Pestizideintrag sei ein Problem. Dadurch verschwinden immer mehr Insekten, Spinnen und andere Kleinlebewesen, von denen sich Braunkehlchen ernähren.

Die Wanderausstellung ist noch bis zum 8. Oktober zu sehen

Auch die Tatsache, dass der Mensch mit seinem Freizeitverhalten dem Braunkehlchen immer mehr zu Leibe rückt, mache dem Vogel das Leben schwer. Dass das Wegenetz in den Loisach-Kochelsee-Mooren weitläufig genug ist, um dem Vogel ausreichend Ruhe zu ermöglichen, sei ein Trugschluss. Hundehalter sollten ihre Tiere während der Brutzeit an die Leine nehmen, damit das Braunkehlchen nicht gestört wird. Das Braunkehlchen benötige darüber hinaus freie Flächen, um sich wohlzufühlen. "Die brauchen freie Sicht, sonst wechseln sie den Standort", so Goymann. Diese Tatsache - dass sich also ausufernde Baum- und Buschreihen nicht unbedingt positiv auf die Braunkehlchen-Population auswirken - leuchte nicht jedem ein.

Das Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023 - übrigens nicht zum ersten Mal - und "es steht schlecht um die Art", wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) schreibt. Die LBV-Experten malen zwar nicht schwarz, aber der Trend, landwirtschaftliche Flächen immer intensiver zu bewirtschaften, gehe eindeutig in die falsche Richtung. Es sei auch an der Politik, die richtigen Impulse zu setzen.

Die Wanderausstellung ist noch bis zum 8. Oktober im "Hehnahaus" des Klosterguts Schlehdorf zu sehen.

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