Der jahrelange Einsatz für die Flößerei auf Isar und Loisach hat Früchte getragen: Seit April ist die Tradition auf den beiden Flüssen in das bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen. "Die heutigen Passagierfloßfahrten auf der Isar und Loisach gehen auf den seit dem Mittelalter regelmäßigen Transport von Personen im südbayerischen Oberland über Wasserwege auf Flößen zurück. Sie stehen sowohl in einer Handwerkstradition als auch im Kontext historischer Formen der Mobilität", begründete das Bayerische Finanz- und Heimatministerium die Entscheidung. Mit der Aufnahme in die Landesliste würdigen der Ministerrat und das zuständige Expertengremium die große Bedeutung dieser Tradition für Bayerns Kultur und Geschichte. Zugleich ist sie Ansporn, die Flößerei am Leben zu halten und damit auch kommenden Generationen vor Augen zu führen, welche Rolle dieses Gewerbe für das wirtschaftliche Leben entlang der Flüsse hatte.
"Die Aufnahme in das Landesverzeichnis ist vergleichbar der Verleihung einer Silbermedaille im Sport. Das ist eine herausragende Leistung, die sich Orte wie Wolfratshausen und die Menschen, die die Flößerei am Leben erhalten, erarbeitet haben", sagt dazu Florian Streibl, Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Er hofft, dass in den kommenden Monaten und Jahren weitere Auszeichnungen dazukommen - etwa die Aufnahme in das Bundesverzeichnis und möglicherweise auch mehr, nämlich die Erklärung der Flößerei zum Weltkulturerbe.
Seit 2003 würdigt die Unesco lebendige Traditionen und Riten, die einer Gemeinschaft ein Gefühl der Identität und der Kontinuität vermitteln, mit der Aufnahme. Die allgemeine Flößerei in Deutschland steht bereits seit 2014 auf der Bundesliste des immateriellen Kulturerbes. "Es wäre wünschenswert, wenn sich die Unesco in den nächsten Jahren dazu durchringen würde, diese Tradition auf die weltweite Liste zu setzen. Davon würde dann auch unsere Tradition an Loisach und Isar profitieren", erklärt Streibl.
Das sieht auch Gabriele Rüth, Vorsitzende des Vereins Flößerstraße, so. Mit einem entsprechenden Antrag sei der Verein bereits "auf einem guten Weg" dahin, sagt sie. "Die Kulturministerkonferenz der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien haben am 13. März auf Empfehlung des Expertenkomitees der deutschen Unesco-Kommission die Unterstützung der Nominierung der Flößerei für die weltweiten Unesco-Listen des immateriellen Kulturerbes der Menschheit bestätigt", erklärt Rüth. Eine multinationale Arbeitsgruppe mit Flößerei-Vereinen aus Deutschland, Tschechien, Österreich, Polen, Lettland und Spanien arbeite schon seit fast zwei Jahren am entsprechenden Antrag. Gefordert seien vor allem die Nachweise, wie das immaterielle Kulturerbe Flößerei als lebendiges Handwerk weiterentwickelt und an die nächsten Generationen weitergegeben werde. Ebenso sei zu erläutern, was in den Vereinen für eine identitätsstiftende, breite Öffentlichkeitsarbeit getan werde und welche Erhaltungsmaßnahmen zur Sicherung dieses Erbes durch Vereine, lokale Behörden und staatliche Stellen praktiziert würden. Eine Entscheidung über die Aufnahme erfolgt allerdings frühestens 2022.
Der Wolfratshauser Verein Flößerstraße will nun aber erst einmal die gelungene Aufnahme in die bayerische Landesliste gebührend feiern. Dazu liefen gerade Überlegungen, sagt Rüth. Bei der Aufnahme der deutschen Flößerei als immaterielles Kulturerbe im Jahr 2014 initiierte der Verein eine umfassende Ausstellung zum Thema im Wolfratshauser Sparkassen-Beratungscenter.