Amtsgericht Wolfratshausen:19-Jähriger soll 13-Jährige vergewaltigt haben

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Der Angeklagte muss sich vor dem Wolfratshauser Jugendschöffengericht verantworten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Vor dem Jugendschöffengericht bestreitet der Angeklagte die Tat, die zwei Jahre zurückliegt.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Von dem angeklagten jungen Mann spricht seine frühere Freundin als ihrer "ersten wirklichen Liebe", die sie nicht habe verlieren wollen. "Er hat mich selbstbewusster gemacht", sagt sie in ihrer Vernehmung, die am Dienstag per Video im Sitzungssaal vor dem Wolfratshauser Jugendschöffengericht unter der Vorsitzenden Richterin Friederike Kirschstein-Freund eingespielt wird. Das erklärt womöglich, warum das damals 13-jährige Mädchen den 19-jährigen Mann aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen nicht einmal anzeigte, nachdem er sie am Rande eines Supermarktparkplatzes vergewaltigt haben soll.

Wiederholt Geschlechtsverkehr hatten beide schon bis dahin, was ebenso verboten ist. Sexuelle Handlungen mit einer Person unter 14 Jahren sind in Deutschland generell strafbar. Daher muss sich der inzwischen 21-jährige Angeklagte wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 30 Fällen, der Vergewaltigung und schweren sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten. Den Ermittlern bekannt geworden ist all das nur, nachdem die Polizei die Eltern des Mädchens aus einem Nachbarlandkreis in anderer Sache als Zeugen vernommen hatten.

Auf einer Dating-Plattform im Internet haben sich der Angeklagte und das Mädchen kennengelernt

"Beide Anschuldigungen sind falsch", lässt der Angeklagte von seinem Verteidiger Jost Hartmann-Hilter vor Gericht erklären. Über eine Dating-Plattform hätten sie sich kennengelernt. Weil die eigentlich nur für Erwachsene ab 18 Jahren zugänglich gewesen sei, habe er die 13-Jährige erst für volljährig gehalten. Später habe das Mädchen behauptet, 15 Jahre alt zu sein. Ihm sei es aber wesentlich älter vorgekommen, so der Angeklagte. Dass es noch keine 14 Jahre alt gewesen sei, wäre nie thematisiert worden - und er selbst habe nicht daran gezweifelt. "Nie war es ein Thema, dass etwas geschehen könnte, was nicht erlaubt ist."

Das Mädchen berichtet allerdings, dass sie dem jungen Mann vor dem ersten intimen Kontakt gestanden habe, erst 13 Jahre alt zu sein. Von der Vergewaltigung, die stattgefunden haben soll, zu berichten, fällt dem Mädchen in der eingespielten Videovernehmung schwer. Mit zwei Freunden seien sie auf dem Supermarkt-Parkplatz gewesen und hätten Bier getrunken. "Wir haben ein bisschen Spaß gemacht."

Auf einmal habe sie der Angeklagte gepackt, in eine Lücke um die nächste Gebäudeecke gedrängt, auf die Knie am Boden gedrückt und seinen Penis in ihren Mund gepresst. Aus dieser Position habe sie sich schließlich befreien können. Von der Vergewaltigung hätten ihre Freunde nichts mitbekommen, weil beide so laute Musik gehört hätten. Zwei bis drei Wochen später habe der Angeklagte die Beziehung beendet. Da habe sie einen Zusammenbruch gehabt.

Während der intimen Beziehung im Jahr 2021 wohnte sie bei ihrem getrennt von der Mutter lebenden Vater. Dort übernachtete auch der Angeklagte vielfach. Der sei ihm als 17-jährig vorgestellt worden, so der Vater. Schließlich habe der junge Mann gestanden, 19 Jahre alt zu sein und sich dafür mit einer Kiste Bier entschuldigt. Die Mutter gab an, dass ihre Tochter nach der Trennung "fix und fertig" gewesen sei. Daher habe sie darauf verzichtet, alles anzuzeigen.

Das Mädchen hat bereits mit elf Jahren begonnen, Drogen zu nehmen. In einer psychiatrischen Behandlung hat sie sich damit auseinandergesetzt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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