Landtagswahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:"Braune Soße"

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Im Geretsrieder Stadtteil Stein soll die soziale Situation durch ein Projekt der Städtebauförderung verbessert werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die AfD hat wieder einmal ihre Hochburg in Geretsried. Einstellig bleiben ihre Ergebnisse aber lediglich in Icking, Münsing und Jachenau.

Von Felicitas Amler, Geretsried

In absoluten Zahlen ist das Ergebnis noch eindrücklicher als in Prozent: Der Wahlsieger Thomas Holz (CSU) hat in Geretsried bei der Landtagswahl 4280 Stimmen bekommen; AfD-Kandidat Ingo Hahn brachte es in der größten Stadt des Landkreises auf 2040 Erststimmen, also beinahe halb so viele wie Holz. Geretsried ist mit 17,6 Prozent Gesamtstimmen die Hochburg der rechtsextremen Partei im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Und innerhalb der Stadt gibt es Quartiere, wo es die AfD auf 35,4 Prozent bringt, auf 30,8 und 29,5 Prozent. Nimmt man diese drei Stimmbezirke zusammen, so haben dort 387 Personen ihr Kreuz bei Ingo Hahn gemacht.

Die AfD war kommunal wie bundesweit längst (noch) nicht so erfolgreich, als ein Bündnis, das alle demokratischen Parteien und viele verschiedene Gruppierungen umfasste, dort gegen die Rechten auf die Straße ging. Die Polizei zählte an jenem Sonntag im März 2016 rund 1100 Menschen, die unter dem Motto "AfD - nein danke!" gegen eine Kundgebung der Rechtsextremen auf dem Neuen Platz protestierten. Der FW-Landtagsabgeordnete Florian Streibl sagte damals, Gedankengut wie das der AfD "hat uns schon einmal ins Unglück gestürzt". Und Bürgermeister Michael Müller (CSU) erklärte: "Wer denkt, dass Geretsried der richtige Ort für die Themen der AfD ist, der zeigt, dass er nicht denkt." Geretsried sei eine weltoffene Stadt, "und da lassen wir uns auch keine braune Soße drübergießen".

Schon bei der Bundestagswahl 2017 war Geretsried-Stein AfD-Hochburg

Die ist inzwischen reichlich geflossen. Schon bei der Bundestagswahl 2017 zeichnete sich ein gewisser Zulauf zur AfD ab, damals erzielte die Partei im südlichen Stadtteil Stein mit seinen etwa 2400 Einwohnern 25,4 Prozent (in der gesamten Stadt waren es 14,3 Prozent). In diesem Stadtteil hatte damals das Projekt "Soziale Stadt" der Städtebauförderung begonnen. Rudi Mühlhans, dessen Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried das Quartiersmanagement dafür leistet, hoffte damals auf solch langfristige Prozesse. Stein war von 1968 bis 2004 Standort eines Übergangswohnheims für Aussiedler. Deutsche aus Russland, Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien sind in dem südlichsten Geretsrieder Stadtteil zu Hause. Ihm sei nicht bang, dass es dort viele gebe, die tatsächlich "rechtsaußen denken", sagte Mühlhans vor sechs Jahren. Und nun die Landtagswahl.

Geretsried ist freilich nicht allein mit diesem Problem. Das zweitbeste Ergebnis im Landkreis erzielte die AfD in Bad Heilbrunn mit 14,7 Prozent. Das Gesamtresultat im Stimmkreis von 13 Prozent setzt sich ansonsten aus vielen Einzelergebnissen um die zehn bis 13 Prozent zusammen. Und einstellig schnitt die Partei lediglich in Icking (7,4 Prozent), Münsing (8,5 Prozent) und Jachenau (8,5 Prozent) ab.

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