Ärger wegen Umstrukturierung:Protest gegen schlechtere Versorgung

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Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad initiiert eine Unterschriftensammlung gegen eingeschränkten ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Von Claudia Koestler, Icking

Die geplanten Umstrukturierungen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes lösen nicht nur Sorge, sondern auch Ärger aus. Icking ist die erste Kommune, die Widerstand ankündigt, um eine Verschlechterung in der medizinischen Versorgung zu verhindern. Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) erklärte am Montag im Gemeinderat, nachdem sie aus der SZ von den Reformplänen erfahren habe, werde sie sich "unverzüglich" mit einem Schreiben an die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) wenden. Zudem werde sie im Ickinger Rathaus sofort eine Unterschriftenliste auslegen. Sie hoffe, dass durch den öffentlichen Druck doch noch ein Bereitschaftsdienststandort im Nordlandkreis erhalten werden könne. Während der Gemeinderatssitzung ließ sie die Unterschriftenliste bereits umlaufen, damit sich auch die Gremiumsmitglieder für die Erhaltung des Standorts aussprechen konnten.

Bisher gibt es im Landkreis drei Bereiche, in denen jeweils ein ärztlicher Bereitschaftsdienst organisiert und vorgehalten wird: Wolfratshausen, Geretsried und Bad Tölz. Dort steht ein Mediziner von 18 Uhr bis 8 Uhr am folgenden Tag, mittwochs und freitags von 13 bis 8 Uhr und an den Wochenenden sowie den Feiertagen 24 Stunden für Behandlungen und Untersuchungen bereit. Wen zu solchen Zeiten Husten, Schnupfen, Heiserkeit heimsuchen, erfährt unter der Telefonnummer 11 61 17, welcher Arzt an jenem Standort Dienst hat, der für den Patienten am nächsten zu erreichen ist.

Im kommenden Jahr 2018 aber soll es zur Neuorganisation des ärztlichen Bereitschaftsdienstes kommen, und diese gelte "für Kassen- wie auch für Privatpatienten", sagte Menrad. Von Oktober an werden die Landkreise Bad Tölz und Miesbach zusammengelegt. Dann werde es nur noch eine Station in Bad Tölz und eine in Agatharied geben. In Wolfratshausen und Geretsried soll dann keine Versorgung mehr angeboten werden. Zwar werde es laut Menrad für Ickinger eventuell auch die Möglichkeit geben, an die Starnberger Klinik statt nach Bad Tölz zu fahren. Denn die Reformpläne sehen vor, dass Patienten eine Praxis in maximal 30 Minuten erreichen sollen. Für die Bewohner der beiden Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach soll es künftig gar nur maximal 25 Minuten dauern, die Bereitschaftspraxen in Bad Tölz oder Agatharied zu erreichen. Von Icking aus ist jedoch keiner der beiden Orte in diesem Zeitrahmen erreichbar. "Bedenkt man zudem, dass nicht jeder über ein Auto verfügt und vielleicht auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, sind solche Zeitangaben sowieso völlig illusorisch", sagte Menrad. Trotz der möglichen Starnberger Alternative ist für Menrad deshalb "nicht nachvollziehbar, warum der Standort unserer Kreisklinik in Wolfratshausen nicht berücksichtigt wird". Das habe aus ihrer Sicht "sicher zur Folge, dass die Einwohner Ickings deutlich länger warten müssen, bis ein Bereitschaftsarzt ins Haus kommt, und dass die Notfallambulanz in Wolfratshausen noch mehr belastet wird".

Diese Befürchtung teilen auch die Ärzte im Nordlandkreis. Der Grund für die Neuordnung des Bereitschaftsdienstes ist die rückläufige Anzahl an Hausärzten, die sich den Bereitschaftsdienst teilen können. Doch der Wolfratshauser Mediziner Klaus Röttger, der in diesen Fragen für die Ärzte im Nordlandkreis spricht, kritisiert, dass die angestrebte Umstrukturierung die Besonderheiten der Regionen nicht beachte. Im konkreten Fall ist die Besonderheit, dass der Nordlandkreis dichter besiedelt ist als der Süden. Somit dürfe ein Bereitschaftsdienststandort dort nicht ersatzlos gestrichen werden. Röttger und seine Kollegen kämpfen deshalb ebenfalls für eine Änderung.

Menrad kritisierte auch die fehlende Kommunikation seitens der KVB. Sie befürchtete, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. "Ich meine aber, hier sollten auch die Kommunen vorher befragt werden, bevor uns das Ergebnis und das Datum der Umsetzung dieser sogenannten Weiterentwicklung mitgeteilt wird."

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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