Um anzukommen, musste Barbara Lexa nur in den Garten ziehen. Hier steht seit einigen Monaten ein Tiny House, mit dem sie sich den Traum von einem freiwillig einfacheren Wohnen auf kleinstem Raum erfüllt hat. Auf 31 Quadratmetern verteilen sich ein gemütlicher Wohnerker mit Gitarre an der Wand, zwei Kommoden und ein Bücherregal, ein bequemes Doppelbett und eine Küchennische mit einem Holzofen. Hinter einer Schiebetür geht es noch zum winzigen Duschbad. Will sie in ihr Büro, muss sie allerdings hinüber ins Haupthaus.
Lexa ist eine Künstlerin, Mundartmusikerin und Autorin, deren Laufbahn sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lässt. Die Berufsbezeichnung "Jodlerin" will sie schon gleich gar nicht hören. "Das war in den Neunzigerjahren", wehrt sie ab. "Wenn überhaupt, dann bin ich Jodellehrerin." Barbara Lexa, 1,56 Meter klein, sieht deutlich jünger aus als 53 Jahre, wiegt dank veganer Lebensweise kein Gramm zu viel, sprüht vor Vitalität und kann gut mit Menschen. Mit großer Offenheit berichtet sie über ihren musikalischen Werdegang, der sie eventuell bis ganz nach oben hätte führen können, wenn nicht immer wieder etwas Neues daher gekommen wäre.
Mit Mutter Resi im Duett sang und jodelte sie schon als kleines Mädchen bei Festen. Dann aber habe sie das ständige Unterwegssein und die Verpflichtung zunehmend angeödet. "Der Applaus war schön, aber immer und überall hieß es: Sing doch mal." Mit 16 Jahren stieg sie aus, um ihren eigenen Weg zu gehen. Lexa machte sich einen Namen als Musikerin bei Stubenmusik- und Unterhaltungsmusikformationen. Später tourte sie erfolgreich mit ihrem eigenen Kabarettprogramm.
Mit den Jahren ist es ruhiger geworden um sie, die letzten Bühnenauftritte sind schon einige Zeit her. Die schöpferischen Pausen zwischendurch sieht sie als eine Art natürliche Häutung. Denn sie glaubt daran, dass sich das Leben sowieso im Rhythmus von sieben Jahren völlig erneuert. "Das ist mir schon oft so gegangen." Auch ihre Jodelkurse, die sie jetzt im achten Jahr anbietet, sieht sie als Auslaufmodell. "Sie interessieren mich nicht mehr so", gesteht sie. "Die Kurse waren super besucht, aber den ganzen Tag jodeln und sprechen ist wahnsinnig anstrengend für die Stimme, hinterher war ich tagelang heiser und lag da wie platt."
Mit der Tiny-House-Bewegung hatte sie anfangs gar nichts am Hut. Aber als ihre beiden Kinder langsam erwachsen wurden, wurde sie das Gefühl nicht mehr los, in einem viel zu großen Haus zu leben. "Ich hatte das Gefühl, dass ich viel zu viel besitze und gar nicht mehr durchblicke." Als sie eines Tages das Buch "Einfach Leben" in die Hand bekam, blieb sie an dem Foto eines heimeligen Holzhäuschens auf Rädern hängen. "Und da wusste ich: Das ist es, so will ich leben." Ihren letzten Cent steckte sie in diese 140 000 Euro teure Luxusversion von einem Tiny House, mit dem sie dank Grünkläranlage und Solarpaneelen auch völlig autark irgendwo leben könnte. Allerdings war der neue Wohnwaggon schneller gekauft als ein legaler Standort gefunden - bis sie auf die Idee kam, das Tiny House bei sich daheim aufzustellen, als ganz legales Bauvorhaben samt Kanal- und Stromanschluss und den zwei vorgeschriebenen Stellplätzen.
Ihren Hausstand hat sie von 13 000 Sachen auf 1300 reduziert, um alles im kleinen Heim unterzukriegen. Den Rest hat sie verkauft, verschenkt, gespendet. "Mir fehlt es an nichts", beteuert die Künstlerin überzeugend. Und ihrer Bühnenlaufbahn weint sie auch nicht nach: "Ich lebe im Hier und Jetzt und genieße diese wunderschöne Blase des Nichts."