Wohnen in München:Danke für einen Quadratmeter!

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Die Quadratmeterpreise in München? Höher als dieses Haus bestimmt. (Foto: Johannes Simon)

Bundesbauministerin Hendricks hat eine nette Idee: Familien, die sich eine Immobilie kaufen wollen, bekommen pro Kind ein bisschen Geld dazu. Nur: Weiß sie eigentlich was das in München kostet?

Kommentar von Silke Lode

Politiker werden gerne überfallartig danach gefragt, was ein Stück Butter oder eine Fahrt mit der U-Bahn kostet. Das soll eine Art Messlatte für die Bodenhaftung der Mächtigen sein. Wir wollten Frau Hendricks, die Bauministerin im fernen Berlin, am zweiten Advent nicht mit einem Anruf behelligen, um sie schätzen zu lassen, wie viel Geld man für eine Drei- oder Vierzimmerwohnung in München so hinblättern muss. Nein, als gute Dienstleister haben wir stattdessen für Frau Hendricks einen nicht repräsentativen Blick in ein großes Immobilienportal geworfen.

Die Luxuskategorie soll mal außen vor bleiben (obwohl Angebote wie: "Maxvorstadt, 37 m², ab 465 000 Euro" wirklich kein ungewöhnlicher Fund sind). Also, hier was ganz Normales: "Aubing, 88 m², 610 000 Euro". "Boschetsriederstraße / Obersendling, 79 m², 549 000 Euro". "Haidhausen, 103 m², 1,3 Millionen Euro". Die Schnäppchen des Tages sind 57 m² aus den Fünfzigerjahren in Untermenzing für 280 000 Euro oder 330 000 Euro für eine ältere 4-Zimmer-Hochhauswohnung in Neuperlach.

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Für solche typischen Familienwohnungen hat Hendricks gerade einen Vorschlag gemacht: Wenn Familien, die maximal 70 000 Euro im Jahr vor Steuern haben, kaufen oder bauen wollen, sollen sie einen Zuschuss vom Staat bekommen. 8 000 Euro fürs erste Kind, 6 000 Euro für Nummer zwei und drei. Übersetzt auf Münchner Verhältnisse heißt das: Kind 1 kann auf Kosten des Staats seinen kleinen Schreibtisch aufstellen, Kind 2 finanziert den Platz für den Kühlschrank, Kind 3 den Quadratmeter für die Waschmaschine.

Ob die 70 000-Euro-Familie den 500 000-Euro-Kredit bekommt und ob dieser Schuldenberg - selbst mit Zuschuss - sinnvoll ist, sei dahingestellt. Das Erstaunlichste an der Internetabfrage ist ohnehin: An diesem zweiten Adventsonntag sind in der Millionenstadt München exakt 480 Vier-Zimmer-Wohnungen im Angebot. München ist ausverkauft. Nun könnte man sagen: Ja, ihr Münchner habt davon wenig, aber auf dem Land ... Halt! Für die Provinz ist dieser Vorstoß explizit nicht gedacht, die Förderung soll es nur in Gegenden mit großem Mietdruck geben.

Vielleicht sollten sie in Berlin also noch mal über ihren Vorschlag nachdenken. Sich überlegen, ob man Familien nicht besser helfen kann. Auf Gebieten zum Beispiel, wo der Staat sinnvoller mitmischen kann als auf dem Kauf-Immobilienmarkt. Weiß in Berlin eigentlich jemand, was in München die Kinderbetreuung kostet?

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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