Wirtshaus Maxvorstadt:Im Münchner Schweinsbratenhimmel

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Das Wirtshaus Maxvorstadt ist ein lobenswertes Beispiel für Münchner Gastronomie ohne Schnickschnack. (Foto: Florian Peljak)

Das Wirtshaus Maxvorstadt hält viele Tugenden der Münchner Gastronomie hoch - sinnlose Experimente sind hier Fehlanzeige. Und auch die Bedienungen sind gut gelaunt.

Von Carolus Hecht

Der Schweinsbraten hat für die Münchner Wirtshauskultur sinnstiftende Bedeutung. Als unentbehrlicher Geschmackswert, so ließe sich mit Fug behaupten, bindet er das Stammpublikum an einen kulinarischen Ort, so wie die Mehlschwitze eine dicke Sauce bindet oder der verschmockte Kult um die Weißwurst das Münchner Gabelfrühstück.

Für geschmackliches Traditionsbewusstsein eines Gasthauses steht hierorts nichts so ein wie eben der Schweinsbraten (linguistisch nur echt mit "s", keineswegs mit "e" in der Mitte). Gleich gesagt: So mürbe und doch so saftig, so gschmackig hat Carolus den Schweinsbraten schon lange nicht mehr serviert bekommen wie im Wirtshaus Maxvorstadt (mit Kartoffelknödel und Speckkrautsalat).

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Und damit ist der Charakter dieses Hauses schon gültig umschrieben. Im Backrohr weiß man hier überhaupt trefflich zu brutzeln, was sich zur Kirchweih an Gans und Ente erwies: Auch sie, die, oftmals auf Vorrat gebacken, gern als strohiges Dörrfedervieh zu Tische kommen, bestachen durch Saft und Geflügelduft. Nur das grob gewürfelte Blaukraut zur Ente schien uns zu adventlich gewürzt, der Selleriesalat zur Gans jedoch als eine elegante Variante.

Die Küche des Wirtshauses Maxvorstadt liebt leise Varianten vom Gewohnten, ohne vordergründig herumzuexperimentieren. Pünktlich zum Herbst die - mal köstlich schaumige, mal pampige - Kürbiscremesuppe, ohne zusätzlichen Firlefanz. Die Apfelrotkohlsuppe war für sich interessant genug, dass man die faden Rindermarkklößchen darin nicht vermisst hätte. Gleich zwei Leberknödel in der kräftigen Brühe. Dieses Haus steht zurecht im Ruf, den Jahreszeiten ihr Recht zu lassen.

So zartrosa haben wir die Wildschweinmedaillons noch nie bekommen, mit erstaunlich leichter Sauerkraut-Lasagne und Rosenkohl. Klassisch Blut- und Leberwurst, mit karottengelb abgemildertem Sauerkraut. Das "Aalener Spitzärschle" las sich so pompös: Schweinefiletmedaillons mit Dörrpflaume und Mandel, Cornflakespanade, leichter Senfrahmsoße und Kürbisspätzle - und geriet doch wieder zart und saftig, wobei die Spätzle eine besonders delikate Note beitrugen. Das geschmorte Ochsenbackerl in Rotweinsoße mit Püree kam so herrlich mürbe wie erhofft. Beim akzeptablen Wienerschnitzel sollte man sich Schinkenwürfel und Zwiebeln schenken.

Selbst die vegetarischen Speisen sind hervorragend

Dieses der Fleischeslust im besonderen verfallene Haus lässt sich dann aber auch vegetarisch nicht lumpen, etwa mit den würzigen, erstaunlich leichten Vollkorn-Dinkel-Spätzle, die des späteren, so gefürchteten Betoneffekts im Magen gänzlich entrieten; und so gestelzt das "Duo von Spinat- und Bergkäseknödel" verbal daherkam, so geschmeidig mundete es dann.

Die Tatsache, dass das Wirtshaus direkt hinter einer amerikanischen Burgerburg eingeklemmt liegt, soll wohl mit einer Galerie modischer, recht "bayerisch" apostrophierter, nicht weiter erwähnenswerter Burger-Spielereien wettgemacht werden. Hätte man nicht nötig, zumal dieses mit blankem Ahorn und erfreulich wenig Bavaricakitsch zurückhaltend rustikal möblierte Gehäuse noch mit einer anderen unschätzbaren Generaltugend aufwartet. In solchen den Nimbus des Deftigen pflegenden Häusern wird gewöhnlich alles und jedes überwürzt, soll Salzfracht oft schmale Fantasie übertünchen.

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Hier verfährt man ganz gegenteilig: Nie zu viel Salz, Gewürze markant, originell, aber nie aufdringlich - eine Artigkeit, die gar nicht hoch genug zu loben ist. Denn nachwürzen - was uns praktisch nie nötig schien - kann man allemal, wohingegen Überwürztes nie mehr zu retten ist. Dem groben Konzept, ordentlich aufzusalzen steigere den Getränkekonsum, ist man hier gänzlich abhold. Umgekehrt geriet lediglich einmal der Herbstsalat mit dörrobstähnlichen Austernpilzen befremdlich fad.

Grantelnde Bedienungen? Gibt es hier nicht!

Die Bierpflege vollzieht sich auf angemessene Weise, die bescheidene Weinauswahl ist redlich. Die Hauptspeisen bewegen sich preislich zwischen 9 und 19 Euro, die Vorspeisen zwischen 4 und 7; und auch kombinierbare, deftige Kleinigkeiten halten sich gemessen an der Qualität sehr im Rahmen.

Vielleicht haben die Prinzipale ein besonderes Gespür fürs Personal, oder auch die Innenatmosphäre dieses Betriebs ist derart wohlgestaltet, dass man über die gute Laune der Bedienungen nur staunt. Äußerst höflich und doch entspannt, mit einigem Witz begabt und doch keineswegs aufdringlich, sieht man sich hier in einer überaus angenehmen Weise umsorgt. Selbst ein kleiner Ratsch am Rande war noch immer möglich. Und keine Hektik, selbst beim größten Ansturm. Natürlich macht das die Mahlzeit dann nochmals schmackhafter. Nur Achtung, die Küche macht leider wochentags schon um 22 Uhr zu.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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