Wintersport:Auf Langlauf-Skiern durch München

Lesezeit: 3 min

Geschlossene Schneedecke: An der Isar kann man momentan ebenso wie in vielen Parks kilometerweit durch die Stadt gleiten. (Foto: Stephan Rumpf)

Man muss derzeit nicht ins Oberland, um passable Schneeverhältnisse zu finden - sogar mitten in der Stadt gibt es eigens gespurte Loipen.

Von Günther Knoll

Vom Süden her nähert sich eine Gestalt. Jetzt ist auch der Stockeinsatz erkennbar. Endlich der erste Langläufer an diesem winterlichen Dienstagmorgen an der Münchner Isar. Nein - es ist nur ein Nordic Walker. So bleibt weiter Zeit, den Rabenkrähen und Lachmöwen bei ihren Verfolgungsspielen nahe der Reichenbachbrücke zuzusehen.

Dem "Loipenbericht" der Stadt ist zu entnehmen, dass die Strecke am rechten Isarufer gespurt sein soll bis weit nach Süden, ebenso wie die Loipen am Nymphenburger Schlosspark, im Ost- und Westpark, in Riem sowie rund um den Paul-Diehl-Park in Pasing, doch die Wintersportler machen sich rar an diesem kalten Morgen.

Dabei sind die Bedingungen fast ideal: Sieben Grad minus, leichtes Schneetreiben, durch das sich die Morgensonne durchzukämpfen versucht, und eine geschlossene Pulverschneedecke auf den Uferwiesen. Doch die ist nicht so hoch und fest, dass sie zu einer wirklich gepflegten Langlaufspur reichen würde. Dazu kommt, dass da auch Spaziergänger, vorwiegend mit ihren Hunden, und Jogger unterwegs sind und dabei nicht unbedingt Rücksicht auf die Spurrillen nehmen.

Sendling
:Der Eis-Mann aus der Isar

Wie man Eisschwimmer wird? Man geht ins Wasser und wartet, bis es unerträglich weh tut. Norbert Mayer aus Sendling macht das fast jeden Tag.

Von Birgit Lotze

Für Peter Herder kein Problem. Ausgerüstet wie für eine Expedition ins Eis, Kapuze, dicker Anorak, Rucksack, kommt er daher im Diagonalschritt. Man müsse das doch ausnutzen, wenn schon einmal Schnee liege in München, auch wenn das Cross-Country-Laufen sei, sagt er. Querfeldein also - so ist er an diesem Morgen wie schon an zwei anderen vorher in Grünwald gestartet, um zu seiner Arbeitsstelle nach München zu laufen. Immer an der Isar entlang, auf seinen schmalen Brettern. Neue dürfe man dazu nicht hernehmen, sagt Herder, dafür sei die Unterlage zu schlecht. Ganzen fünf Langläufern ist er begegnet an diesem Morgen. Er hat das genossen und wirkt jetzt so zufrieden, als könne ihm sein Arbeitstag nichts mehr anhaben.

Hans-Joachim Seliger ist bereits Rentner; er wohnt unweit der Wittelsbacher Brücke und nutzt derzeit die Gelegenheit, sogar zweimal am Tag auf seinen Brettln an der Isar hinauf bis zum Tierpark zu laufen. Dort sei es besser umzukehren, weil die Strecke zu schlecht werde, sagt der rüstige Münchner. Sein Hund brauche Auslauf und auch ihm schade die Bewegung nicht. Das Langlaufen sei für ihn eine willkommene Abwechslung zum Joggen und Radeln. Schade nur, dass die Schneedecke so dünn sei. Vielleicht werde er es einmal auf der Loipe hinter dem Nymphenburger Schloss versuchen, sagt Seliger und gleitet weiter, so gut es bei den Verhältnissen eben geht.

Die richtige Unterlage fehlt für perfekte Verhältnisse

Ja, diese Verhältnisse seien "noch nicht optimal", weiß Michael Brunner. Zwar liege München unter einer schönen Pulverschneedecke und auch die Temperaturen passten, doch die richtige Unterlage aus festem Altschnee fehle. Die Stadt, so versichert der stellvertretende Leiter der Hauptabteilung Gartenbau im Rathaus, bemühe sich, ihren Bürgern das Langlaufvergnügen zu ermöglichen, und "das geht jetzt einigermaßen". Es gebe Münchner, die schon bei den ersten Schneeflocken anriefen, um zu fragen, wann und wo endlich gespurt werde. "Aber unter 15 Zentimetern und bei Starkwind braucht man gar nicht anzufangen".

Für den Winter 2014/15 hatte sich die Stadt deshalb eigens ein neues Spurgerät angeschafft, das stand aber laut Brunner in den vergangenen zwei Jahren nutzlos herum, erst jetzt komme es erstmals zum Einsatz. Zusätzlich gebe es eine Vertragsfirma, welche die städtischen Loipen spurt.

Meist sei das Zeitfenster "sehr schmal, ein, zwei Tage nach frischem Schneefall", sagt Brunner, und da seien die Mitarbeiter seiner Abteilung hauptsächlich mit dem Räumdienst in den Münchner Parks und Grünanlagen beschäftigt. Doch der Wetterbericht lässt Brunner hoffen, dass der Schnee bis Ende Januar bleibt. Deshalb will die Stadt auch noch rund um den Feldmochinger See spuren, "wenn wir noch Kapazitäten haben".

Für erstklassige Loipen muss man ins Oberland

Im Ostpark mussten sie bis Mittwoch auf das Spurgerät warten. Dort hat ein Sportverein sein Domizil, der sich ganz dem Langlauf verschrieben hat: der Skiclub Hochvogel. Weil München nun mal kein Wintersportort ist, sind dessen Wettkampfsportler gewohnt, in die Berge zu fahren, um dort ihre Runden zu drehen.

Für die Kleinen aber gehe es schon im Ostpark - auch ohne gefräste Spur, sagt Pressesprecherin Sina Brübach-Schlickum, "da läuft einfach einer vor und die anderen nach. Die machen sich ihre eigene Spur". Brübach-Schlickum gerät ins Schwärmen, wenn sie die momentanen Verhältnisse in den oberbayerischen Bergen schildert, etwa auf der Monialm am Sutten, wo der SC Hochvogel sogar eine eigene Hütte hat. Wer Langlauf mit Genuss will: Die Schneehöhen nehmen südlich von München zu, die Loipen im Oberland sind in perfektem Zustand - endlich.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Langlaufen in den Voralpen
:Die schönsten Langlauf-Loipen nahe München

Beim Langlaufen geht es um Fitness - und um Erholung für den Geist: Eine Auswahl von sehenswerten Strecken für Anfänger und für Profis, die auch enge Kurven locker nehmen.

Von Johanna Pfund

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: