Klassikkonzerte:Besondere Konzerte in Münchner Kirchen

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Bad im Lichtermeer: Für sein Weihnachtskonzert hat sich der Lukas-Chor Händels "Messias" und Bachs Weihnachtsoratorium ausgesucht. (Foto: avisio, Uta Kellermann)

Weihnachtslieder, Messen mit und ohne Chor - musikalisch gibt es einige Argumente, mal wieder in die Kirche zu gehen. Eine Auswahl bis zu den Weihnachtsfeiertagen.

Von Paul Schäufele

Lukaskirche

Klanglich und optisch jedes Jahr ein Höhepunkt im adventlichen Musikkalender ist das Konzert "Weihnachten im Lichtermeer". Die evangelische Lukaskirche nimmt die Jesus-Aussage "Ich bin das Licht der Welt" wörtlich und dekoriert sich mit unzähligen Kerzen, die aus der Höhe in den Kirchenraum scheinen. Im Zentrum des Chorprogramms, das der Lukas-Chor unter seinem Kantor Tobias Frank vorbereitet, steht Musik des Barock. Der Kirchenmusikdirektor hat sich eine vielschichtige Kombination zweier unumstößlicher Klassiker ausgedacht. Georg Friedrich Händels "Messias" und Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium sollen sich so gegenseitig erhellen. Weitere Impulse steuern eingefügte Arien und Chöre aus anderen Werken der barocken Meister bei, doch auch Zeitgenössisches von John Rutter und Jan Sandström wird zu hören sein. Um der üblicherweise großen Nachfrage nach einem Bad im Lichtermeer entsprechen zu können, sind zwei Termine am selben Tag angesetzt.

Weihnachten im Lichtermeer, Samstag, 16. Dezember, 17.30 und 20 Uhr, St. Lukas, Thierschstr. 28, Karten: muenchenticket.de

Michaelskirche

Die Jesuitenkirche ist traditionelles Forum für gleich zwei beliebte adventliche Konzertereignisse von Opera Brass und der Tölzer Geigenmusi. (Foto: Wilfried Hösl)

Nicht nur eine der schönsten, sondern auch der musikalisch rührigsten Kirchen ist Sankt Michael. Die Jesuitenkirche ist traditionelles Forum für gleich zwei beliebte adventliche Konzertereignisse. Denn auch in diesem Jahr spielt "Opera Brass", ein Ensemble des Bayerischen Staatsorchesters, unter dem Motto "Ihr Kinderlein kommet" festliche Weihnachtsmusik. Und die Kinderlein werden wohl auch dieses Mal so zahlreich kommen, dass die Orchestermusiker sich im kommenden Jahr von den Kollegen der Tölzer Geigenmusi inspirieren lassen sollten.

Denn die Alpenländische Weihnacht findet heuer doppelt statt, um möglichst Vielen die stimmungsvolle Kombination aus Kirche und Weihnachtsmusik mit echter couleur locale bieten zu können. Dazu kommen Musiker aus dem Oberland, dem Zillertal und dem Chiemgau nach München und bringen ihre Instrumente mit: Sopranino-Flöte, Flügelhorn und Zither etwa. Und auch das Publikum darf sich darauf einstellen, am Schluss mitzumusizieren, beim standesgemäßen Abschluss mit den Klängen des gemeinsam gesungenen Andachtsjodlers.

Weihnachten mit Opera Brass, Samstag, 16. Dezember, 20 Uhr, Karten: staatsoper.de; Alpenländische Weihnacht, Sonntag, 17. Dezember, 16 und 18.30 Uhr, Karten: muenchenticket.de; beide Konzerte in St. Michael, Neuhauser Str. 6

Matthäuskirche

Die Matthäuskirche in der Nußbaumstraße: Hierhin lädt der Münchner Motettenchor zweimal ein. (Foto: Florian Peljak)

Und auch wenn trockene Heizungsluft und omnipräsente Erkältungsviren den Stimmen zusetzen sollten, der Münchner Motettenchor lädt zweimal ein. Am Nachmittag des dritten Adventssonntags werden besonders Familien dazu aufgerufen, mit ihren Kindern zum Weihnachtsliedersingen in die Matthäuskirche zu kommen. Der Eintritt ist frei, doch werden Spenden für die Aktion Sternstunden erbeten, die kranken, behinderten oder in Not geratenen Kindern hilft. Zurücklehnen darf man sich im kurz darauf stattfindenden Konzert in derselben Kirche. Bei Kerzenschein singt der Chor unter seinem Leiter Benedikt Haag Klassiker des Weihnachtsrepertoires und wird dabei durch das fünfköpfige Blechbläser-Ensemble "Brassexperience" ergänzt.

Weihnachtssingen für Familien, Sonntag, 17. Dezember, 16 Uhr, Eintritt frei; Festliches Weihnachtssingen, Sonntag, 17. Dezember, 18 Uhr, Karten: muenchenticket.de ; St. Matthäus, Nußbaumstr. 1

Markuskirche

Bachs h-Moll-Messe und weitere Werke singt der Markus-Chor am dritten Adventssonntag. (Foto: Peter Möhring)

"Et incarnatus est" - und er ist Fleisch geworden - heißt es im Ordinarium Missae. Daher hat es nur seine Richtigkeit, wenn der Markuschor und sein Leiter Markus Roth den zweiten Teil ihrer Bach-Reihe am dritten Adventssonntag aufführen. Zwar ist Bachs h-Moll-Messe nicht das Weihnachtsstück schlechthin, doch der Kirchenmusikdirektor hat sich für das Adventsprogramm einiges überlegt. So werden nicht nur die einschlägigen Mess-Sätze gesungen, sondern auch etwa Arnold Schönbergs "Friede auf Erden". Schönbergs letztes tonales Stück greift direkt die Weihnachtsgeschichte auf. Ein eher populäres Stück wie Walter Kents "I'll Be Home for Christmas" rundet das Programm ab.

Den Lucia-Brauch zelebriert in St. Markus die Schwedische Gemeinde in Bayern. (Foto: Stefano Orsi)

Es ist dies einer dieser seltenen Momente, in denen Design und Funktion sich glücklich umarmen. Denn eigentlich haben sich die jungen Frauen die Kerzen nicht auf den Kopf gesteckt, weil das eine einprägsame Optik ergibt, sondern weil sie - Gebäck zu den Armen tragend - durch die schwedischen Winternächte stapften und daher keinen Platz für einen Leuchter und keinen Strom für eine Stirnlampe hatten. Das, verbunden mit der Geschichte der auf dieselbe Weise Essen spendenden Heiligen, ist der Kern des Lucia-Brauchs, auf den die in München lebenden rund 3000 schwedischen Expats nicht verzichten möchten. Und auch nicht müssen, denn nach dem Erfolg des vergangenen Jahres bietet die Schwedische Gemeinde heuer zwei Termine in St. Markus an, um die Tradition zu pflegen, vor allem musikalisch - und lädt dazu auch alle nicht-skandinavischen Interessierten ein.

Der Chor "The Scandinavian Ensemble" und der Kinderchor der Gemeinde singen Weihnachtslied-Klassiker wie "Jul, Jul Strålande Jul" oder "Betlehems stjärna", für Abwechslung sorgt das Jazz-Trio "Lyckliga". Was generell gilt, hat hier besondere Wichtigkeit - ausreichend Taschentücher mitzunehmen, denn: "Es kommt schon oft vor, dass wir Tränen im Publikum sehen", so Chorleiterin Elin Keim.

Missa est II, Sonntag, 17. Dezember, 18 Uhr, Karten: muenchenticket.de; Schwedische Wintermagie, Montag und Dienstag, 18./19.Dezember, 19 Uhr; St. Markus, Gabelsberger Str. 6, Karten: eventim.de

Theatinerkirche

Die Vokalkapelle der Theatinerkirche an der Feldherrnhalle zelebriert wieder ihr offenes Adventssingen. (Foto: G. Lenz/IMAGO/imagebroker)

Selbst singen darf man auch in der Theatinerkirche. Das "Offene Adventssingen" ist für viele Familien ein schöner Brauch, der sich in diesem Jahr ein klein wenig anders gestaltet als sonst. Zwar wird auch heuer das gemeinsame Singen gelenkt durch die Neue Vokalkapelle der Kirche, doch diesmal leitet sie nicht Robert Mehlhart. Mehlhart, der seit einigen Monaten dem Päpstlichen Institut für Kirchenmusik in Rom als Rektor vorsteht, wird vertreten durch Friedamaria Wallbrecher. Dafür ist die Beständigkeit im Repertoire gesichert: Mit der Neuen Vokalkapelle kann man Maria durchs dornige Unterholz begleiten, Tochter Zion begrüßen, Türen hoch und Tore weit machen. In der normalerweise voll besetzten Theatinerkirche entsteht laut Wallbrecher eine ungewöhnlich intime Atmosphäre: "So seltsam es klingt, aber die Kirche wird dadurch richtig gemütlich."

Offenes Adventssingen, Montag, 18. Dezember, 19 Uhr, Theatinerkirche, Salvatorplatz, Eintritt frei

Alter Peter und Dom

Der Kammerchor von St. Peter bringt Josef Gabriel Rheinbergers Missa "In nativitate Domini" in die Münchner Innenstadt, wo sie auch entstanden ist. (Foto: Florian Peljak)

Nicht zu vergessen ist, dass es auch die Kirchengemeinden selbst sind, die sich an den Weihnachtstagen ins Zeug legen, um dem ja tendenziell nicht mehr ganz so zahlreichen Publikum zum Hochfest der Geburt Christi ein ansprechendes Programm zu bieten. Zur Bescherung gehört hier auch Musik, die man in dieser Opulenz nicht das ganze Kirchenjahr über hört. Regelmäßige Wiederentdeckungen etwa wie das Werk von Karl Kempter: Der Romantiker ist das ganze Jahr über unsichtbar, wird aber an Weihnachten durch seine rührende Pastoralmesse G-Dur präsent. Das Vokalensemble St. Peter führt sie während der nächtlichen Messe zu Heiligabend in der Kreuzkirche auf. Der Kammerchor von St. Peter wird am folgenden Tag Haydns ebenfalls pastoral geprägte Nicolaimesse ins Hochamt integrieren (Pfarrkirche St. Peter), ehe am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder das Vokalensemble singt. Sie bringt Josef Gabriel Rheinbergers Missa "In nativitate Domini" in die Münchner Innenstadt, wo sie auch entstanden ist.

Ein ähnliches Programm präsentieren die Ensembles des Münchner Doms. Am Heiligabend ist hier zur Bischofsmesse ebenfalls Haydns Missa Sancti Nicolai zu hören, in einer Interpretation des Domchors. Dieser konzentriert sich am ersten Weihnachtsfeiertag auf Mozarts Krönungsmesse. Die Leitung beider Werke hat Benedikt Celler.

Musik in der Liturgie, Sonntag, 24. bis Dienstag, 26. Dezember, St. Peter und Dom, Infos unter alterpeter.de und muenchner-dommusik.de

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