"Leben und leben lassen" wird ja gerne als das Leitmotiv der Bayern ausgegeben. So manche, die sich an das "Leben" halten, werden aber relativ schnell zu Erregern öffentlicher Ärgernisse. Weil andere sich mit dem "Lebenlassen" schwertun.
Ein paar Beobachtungen aus einer Woche: Die Veganerin gibt sich die größte Mühe, einem das Steak auszureden. Der Fahrradfahrer holt einen an der nächsten roten Ampel ein und erklärt, warum das Rad viel besser ist als die stinkende, laute, umweltverschmutzende Vespa. Die Nichtraucherin deklariert öffentlichen Grund kurzerhand zu Privateigentum und untersagt zwei Freunden das Rauchen auf dem Gehweg: "Geh, schleicht's eich."
Übrigens hörte ich auch mal eine Frau sagen, sollte Rauchen je auch an der freien Luft verboten werden, werde sie wohl damit anfangen. Manchmal lösen Menschen mit ihren Verboten eben eine Rebellion aus, nach dem Motto "Jetzt erst recht!". Nicht selten sind sie als die Gutmenschen, die Nervensägen, die Miesepeter verschrien, die einem noch den letzten Spaß am Leben nehmen wollen. Doch andere erkennen in ihnen jene, die sich um Gesundheit, Klimaschutz und Ordnung bemühen, die vernünftig sind, für das Richtige einstehen, nicht nur reden, sondern auch machen.
Die unterschiedlichsten Reaktionen lösen vielleicht auch Verbotsschilder aus - und München hat wahrhaft genug davon. Überall befehlen sie einem, was man zu tun oder zu lassen hat. Viele Hinweise sind sinnvoll, andere skurril. Und so manches Verbot reizt erst recht zum Regelbruch. Mein Kollege Kassian Stroh hat mit "Die Freiheit nehm ich dir" einen wunderbaren Essay über diese Schilder und ihre Verbote geschrieben.
DER TAG IN MÜNCHEN
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