Wahl-Thesentest zur Kommunalwahl:Was Münchens Politiker gegen die Wohnungsnot tun wollen

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Muss sich die Stadt darum kümmern, dass Wohnen wieder bezahlbar wird? Und können Hochhäuser die Wohnungsnot im überfüllten München lindern? Beim Wahl-Thesentest der SZ haben Hunderte Kandidaten für den Münchner Stadtrat mitgemacht. Die Auswertung.

Von Anna Fischhaber

Muss die Stadt sich darum kümmern, dass Wohnen wieder bezahlbar wird? SZ.de hat mehr als 350 Kandidaten aller demokratischen Parteien und Wählergruppen gefragt, was sie über 20 zentrale Thesen zur Münchner Kommunalpolitik denken. Machen Sie den Test - kreuzen Sie oben an, was Sie denken, und erfahren Sie, welcher Partei Sie nahestehen. Klicken Sie auf Parteien oder Antworten, um detaillierte Anmerkungen der Kandidaten zu erfahren.

Die Kandidaten hatten die Möglichkeit, zu den von uns formulierten Thesen auf einer Skala von 0 ("Ich stimme absolut nicht zu") bis 100 ("Ich stimme absolut zu") Stellung zu beziehen. Die Zwischenstufen "Ich stimme eher nicht zu", "Ich bin unentschieden" und "Ich stimme eher zu" wurden zur Berechnung durch die Werte 25, 50 und 75 ersetzt. Anschließend berechneten wir für jede Partei den Durchschnitt. Je höher dieser Mittelwert, desto größer die Zustimmung der Abgeordneten einer Partei zu einer bestimmten These. Hier die Ergebnisse.

Bezahlbarer Wohnraum: Die Politiker sind sich einig

"Nimm ein Wohnhaus, mach was mit Niveau draus. Eine Million rein, zwei Millionen raus", rappt der Frontmann von Moop Mama in einem Video. Die Botschaft des Films der prominenten Goldgrund-Aktivisten an die Stadt ist klar: Packt die Probleme Leerstand und Luxussanierungen endlich an! Die Immobilienpreise in München explodieren, gleichzeitig boomt die Stadt und immer weniger Menschen können sich die Mieten hier leisten. Nicht nur die SPD (Mittelwert: 84) hat das Thema Wohnen inzwischen ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Auch die Grünen (79) halten Schutz und Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für die wichtigste Aufgabe der Stadtpolitik. Die neu gegründete Wählergruppe Hut (82) will sich speziell um das Thema Wohnen im Münchner Stadtrat kümmern. Entsprechend hoch fällt die Zustimmung bei allen Parteien zu der These aus, dass die Stadt selbst für bezahlbaren Wohnraum sorgen muss. Am höchsten ist der Durchschnittswert überraschender Weise bei den Kandidaten der CSU (89). Bei den Liberalen, die traditionell gegen Eingriffe des Staates in den freien Markt kämpft, liegt er immer noch bei 65. Allein wollen die Stadtratskandidaten diese Aufgabe dann aber doch nicht schultern. "Land und Bund müssen genauso dafür sorgen", schreibt ein Kandidat.

Hochhäuser gegen Wohnungsnot: Die CSU ist nicht nach oben offen

Doch wo soll dieser bezahlbare Wohnraum entstehen? Bis 2030 könnte die Einwohnerzahl in München auf 1,65 Millionen wachsen. Die Politik braucht also Konzepte, wie sie die knappen Flächen am besten nutzt - und wie die Stadt gleichzeitig lebenswert bleibt. "Lieber in die Höhe wachsen als in die Fläche", hat gerade SPD-Kandidat Dieter Reiter bei einer OB-Diskussion der SZ erklärt. Das 100-Meter-Limit aus dem Bürgerentscheid von 2004 wird von vielen Parteien inzwischen als Auslaufmodell betrachtet - allerdings nicht von allen. Während die Kandidaten der FDP (Zustimmungswert: 73) hoch hinaus wollen, lehnt die CSU Hochhäuser ab (24). Bei der Bayernpartei liegt der Mittelwert sogar nur bei 16. Selbst bei der "Wohnpartei" Hut ist man skeptisch (33). Wenn Hochhäuser, dann außerhalb des Mittleren Rings, schreiben viele Kandidaten. Bleibt die Machtverteilung im Rathaus, wie sie ist, könnte München allerdings künftig nach oben wachsen - zumindest wenn man den Kandidaten glaubt, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben: Bei der SPD und den Grünen liegt der Zustimmungswert bei durchschnittlich 61.

Kostenlose Kitaplätze: Nur die Bayernpartei schert aus

Vor allem viele junge Familien zieht es nach München - und die brauchen nicht nur eine Wohnung, sondern auch eine Kinderbetreuung. Wer in München schon mal auf Kitaplatzsuche war, weiß: Das ist mindestens so kompliziert, wie eine Wohnung zu finden. Und auch fast so teuer. Während die Gebühren von städtischen Kitas nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt sind, müssen Familien für Einrichtungen privater Träger oft deutlich tiefer in Tasche greifen. Mehr als 1000 Euro kosten manche Krippenplätze. Eltern mit sehr wenig Einkommen können sich von den Gebühren befreien lassen - zumindest wenn sie einen Platz bei einer städtischen Einrichtung ergattert haben. Aber sollte München nicht generell kostenlose Kitaplätze anbieten? Besonders hoch ist bei dieser These die durchschnittliche Zustimmung bei den Piraten (93). Ebenso familienfreundlich zeigt sich die Linke. Die Kandidaten der großen Parteien sind skeptischer: Liegt der Wert bei der SPD noch bei 66, ist er bei Grünen und CSU nur je 54 - also nahe beim Mittelwert der fünfstufigen Skala ("Ich bin unentschieden"). Gegen kostenlose Kitaplätze sind nur die Kandidaten einer Partei: Der Bayernpartei (41).

Im Bild Neubauten an der Siemensallee im Münchner Süden (Foto: Alessandra Schellnegger)

Details zur Umfrage: Die SZ hat Ende Januar bis Mitte Februar alle Stadtratskandidaten aller Parteien per Mail angefragt, etwas weniger als die Hälfte hat teilgenommen. Die Antworten wurden anonymisiert. Detailergebnisse finden Sie hier.

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