A-Capella-Festival:Hört die Stimmen

Lesezeit: 3 min

"Maybebop" präsentieren bei ihrem Konzert auch ihre neue CD. (Foto: Sven Sindt)

Kleiner, aber womöglich feiner: "Vokal total" geht auch im 26. Jahr weiter

Von Oliver Hochkeppel

Ein bisschen Trauerflor lag im vergangenen Jahr schon über der Jubiläumsausgabe von "Vokal total": Mit Deutschlands größtem A-Cappella-Festival - in seinen besten Zeiten traten gut 50 Gruppen in mehr als 40 Konzerten auf - sollte nach der 25. Ausgabe Schluss sein. War es doch als "Kulturschwerpunkt" des Spectaculum Mundi vom Kreisjugendring München getragen, und dort ging nun seine Erfinderin und Leiterin Romy Schmidt in Rente. Dass es freilich kein kompletter Abschied sein würde, war auch klar: "Ich mache noch ein bisschen im Kleinen und auf eigene Kappe weiter," sagte Schmidt schon damals.

Zehn Konzerte mit ihren Lieblingsbands stellte sie seinerzeit in Aussicht, mit Unterstützung des KJR und des Spectaculum Mundi, aber eben nicht mehr von ihnen getragen. Jetzt sind es doch immerhin elf - von Schmidt und einigen Bands selbst veranstaltete - Konzerte mit 13 Gruppen geworden, vom 21. Oktober bis zum 10. Dezember immer freitags, samstags oder sonntags an den drei Spielorten Spectaculum mundi, Alte Kongresshalle und Technikum. Auch unter dem Motto "Kleiner, vokaler, totaler" ist es also immer noch ein ordentliches Festival. Der Fokus liegt allerdings auf Gruppen und Chören, die sich bereits über Jahrzehnte ein treues Publikum ersungen haben, Newcomer sind keine mehr am Start. "Aber die Begeisterung für A-Cappella-Musik bleibt ungebremst!", sagt Schmidt.

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Das zeigt auch die Resonanz. Fünf Konzerte sind bereits ausverkauft: Im Spectaculum Mundi der "Distanzunterricht" des Quintetts Lehrer haben Freizeit bei der Derniere von "Lehrlauf" (3.11.), das Heimspiel von Stefan Kalmers Münchner Jazz- und Rockchores VoicesInTime mit der Präsentation des mit dem BR aufgenommenen Albums "Lauf" (9.12.) sowie die norddeutschen A-Cappella-Kabarettisten LaLeLu mit ihrem schon vom Titel her wunderbaren Programm "Alles richtig gemacht" (17.11.). Dann die Chöre wie Wir (darunter der Wolfratshausener Kinderchor, der Münchner Kneipenchor und OstBahnGroove), wenn sie zum vierten Mal in der Festivalgeschichte das Technikum mit mehr als 100 Stimmen in einen A-Cappella-Tempel verwandeln. (19.11.). Und schließlich die Premiere des neuen Programms (samt CD) "Muss man mögen" von Maybebop in der Kongresshalle (25.11.).

"OstBahnGroove" wollen mithelfen, das Technikum in einen A-capella-Tempel zu verwandeln. (Foto: Dave Wright)

Beim Rest freilich sind noch Plätz frei. Sogar bei den Alten Bekannten, mit denen das Festival am 21. Oktober startet. Der Name trifft es hier perfekt, sind diese Fünf doch aus den Wise Guys hervorgegangen, mit denen Romy Schmidt vor einem Vierteljahrhundert loslegte, die so den Grundstein für "Vokal total" legten und das Festival mit ihrer einzigartigen Erfolgsgeschichte auch nachhaltig befeuerten. Jetzt sind die Nachfolger mit ihrem neuen Programm unter dem programmatischen Titel "Nix geht über Live" zu erleben.

Nicht fehlen dürfen auch die Bayreuther Comedy-Barden Six Pack. In ihrer neuen, natürlich noch streng geheimen Show "Goldsinger - Ein Agentenbrüller" singen die sechs Doppelnullen das ganze Agentenliederbuch rauf und runter. Und nehmen es an der Seite von James Bond oder dem Kommissar mit Goldfinger, der Spider Murphy Gang oder Jacques Offenbach auf (10.11.). Ein Jahr nach ihrem 20-jährigen Bandjubiläum sind auch Cash-n-go wieder dabei. "Was soll man dazu sagen?" fragen Christina Bianco und ihre fünf Herren in ihrem Best-of. Wohl ebenso begeistert Zustimmendes wie bei den Feisten, wenn sie hier "Das Feinste der Feisten" spielen (26.11.). Gehört das aus dem Trio Ganz schön feist hervorgegangene Duo mit C und Rainer doch zu den Urgesteinen und immer noch zum Besten und Witzigsten, was die Szene zu bieten hat. Selbst oder auch gerade da sie nicht hundert Prozent A-Cappella, sondern auch noch echte Multiinstrumentalisten sind.

Vom Trio zum Duo: "Die Feisten" gehören zum Witzigsten, was die Szene zu bieten hat. (Foto: Harald Hofmann)

Auch die Lokalmatadoren unter den A-cappella-Rock-Pop-Comedy-Gruppen sind natürlich mit von der Partie: Die fünf Münchner, die sich seit 1994 Terzinfarkt nennen, demonstrieren schon mit ihrem Programmtitel ihre Erfahrung und langjährige Präsenz: "Chromdioxid Super II" ist eine Hommage an die Musikkassette, das Medium, das ihre Jugend musikalisch prägte wie kein anderes. Und so wird ihr Abend im Spectaculum Mundi wohl wie ein gutes altes Mixed Tape, wo es von Evergreens und den Comedian Harmonists bis zu den aktuellen Rocksongs geht (2.12.).

Den Schlusspunkt darf am 10. Dezember der von Patrick Prestel geleitete Chor SoulFood Delight setzen, der mit seinem breiten Repertoire aus Jazz, R'n'B und Latin und Pop von Ariana Grande und Pharrell Williams bis zu Prince und Bob Dylan tatsächlich Futter für die Seele liefert.

Vokal total Festival, Sa., 21. Okt., bis So., 10. Dez., drei Spielorte, www.spectaculum-mundi.de

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