Gibt es was Schöneres als ein perfektes Duett? Nicht, wenn zwei Musiker so wunderbar eins werden wie der Sopransaxophonist Emile Parisien und Vincent Peirani am Akkordeon beim Konzertabend im Prinzregententheater.
Seit mehr als zehn Jahren musizieren die beiden zusammen, in 1000 gemeinsamen Konzerten sind sie immer nur noch besser geworden. Über das Repertoire des großen Astor Piazzolla oder Stücke, die sie wie "Temptation" als Tango interpretieren, stürzen sich die beiden in einen Tanz der Melodien und Stimmungen, den sie ausdeuten. Komponiertes, Arrangiertes und Improvisiertes gehen dabei nahtlos ineinander über. Mal führt der eine, mal der andere, meistens ist es Emile Parisien, der Ekstatiker am Sopransaxophon, der die Musik, sich selbst und das Publikum auf den Höhepunkt führt.
So gut eingespielt zu sein und dabei immer noch so frisch und aufeinander neugierig zu klingen als wäre es das erste Mal, das ist Kunst. Auch klanglich sind die beiden Meister der Verwandlung: Mal holt Peirani das Bandoneon aus seinem Akkordeon hervor, dann lässt er sein Instrument mächtig wie eine Kirchenorgel tönen. Parisien wiederum klingt mal klassisch, dann wie Coltrane, orientalisierend wie ein Schlangenbeschwörer oder, wenn die beiden klanglich ganz eins sind, wie ein zusätzliches Register aus Peiranis Akkordeon.
Gern hätte man mehr gehört, aber die Dramaturgie des Abends - ein Konzert, drei Besetzungen - drängte. Mit "Louise", auch Titel seines jüngsten Albums, stellte Parisien sein franko-amerikanisches Sextett vor. Und eine Musik, die aus dem Jazz - von Neo-Bop über Fusion bis Free - schöpft. Bei "Jojo", einer Hommage an den Pianisten Joachim Kühn, summte die Band, darunter der US-Trompetenstar Theo Croker, wie ein virtuoser Bienenschwarm. Solistischer Höhepunkt des Sets: Roberto Negros Performance auf den Tasten seines Flügels.
Die gelungenste Coda des Abends wäre eine Rückkehr zum Duo Peirani-Parisien gewesene. Aber auf dem Programm stand Peiranis Trio-Projekt "Jokers", das sich etwas zäh und laut zwischen Progrock und italienischem Wiegenlied ("Ninna Nanna") bewegte. Und bei dem sich nicht erschloss, weshalb zwischen Akkordeonist plus Laptop und Schlagzeuger Ziv Ravitz noch ein zaghaft unbeteiligter Gitarrist sitzen muss.