Verlobung im Freiluftkino:"Den Antrag habe ich im Keller mit Kniefall geübt"

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Michael Schreittmiller hat für seinen Heiratsantrag einen eigenen Cinderella-Film gedreht - und damit seine jetzige Verlobte vor 1000 Kinobesuchern im Westpark überrascht.

Interview von Isabel Meixner, München

Michael Schreittmiller, 33, aus Diedorf bei Augsburg hat seiner 27-jährigen Freundin am Sonntag vor etwa 1000 Besuchern im "Kino, Mond und Sterne" im Westpark einen Heiratsantrag gemacht. Für den Film, der vor Beginn des Hauptfilms gezeigt wurde, hat er sich auf seiner Vespa auf die Suche nach seiner großen Liebe gemacht, im Gepäck ein einzelner Turnschuh, mit dem das Paar besondere Erinnerungen verbindet.

SZ: Ihr Antrag im Open-Air-Kino war ja wildromantisch. Sind Sie auch sonst so?

Michael Schreittmiller: Die Frage muss ich gleich mal an meine Verlobte weitergeben. Schatzi, bin ich romantisch?

Nadine Hintermayr: Ja!

Der entscheidende Moment: Der Chuck passt, die Frau fürs Leben ist gefunden. (Foto: N/A)

Michael Schreittmiller: Ja, für so etwas bin ich schon zu haben. Wir feiern unsere Jahres- und Halbjahrestage, ich schreibe ihr nette Botschaften, am Valentinstag essen wir ein Fünf-Gänge-Menü in einem Hotel mit Blick über die Stadt .

. . Nadine Hintermayr: . . . und einmal hast du ein riesiges Herz mit Kerzen in den Schnee gemacht.

Michael Schreittmiller: Stimmt. Nur bringe ich ein bisschen wenig Blumen mit nach Hause, da muss ich mir immer etwas anhören.

Wie kamen Sie auf die Idee, mit einem selbst gedrehten Cinderella-Film um die Hand Ihrer Freundin anzuhalten?

Michael Schreittmiller: Nadine hat vergangenes Jahr auf einer Hochzeit den Brautstrauß gefangen. Da gingen die Sprüche los und ich habe mir dann gedacht: Jetzt bist du 33, das Experiment könnte man mal eingehen. Im April habe ich den Ring gekauft, bin immer wieder davor gesessen und habe überlegt: Wie machst du's? Wir haben einmal eine Cinderella-Märchenverfilmung gesehen, die hat Nadine total gut gefallen, und da wusste ich: Das ist es! Aber eine Kutsche zu organisieren, die genau zum richtigen Zeitpunkt am Ort des Antrags ist - das ist schwer zu stemmen. Ich bin da ein kleiner Perfektionist, und beim Antrag muss schon alles passen.

Also haben Sie das Märchen nachgespielt.

Michael Schreittmiller: Daniel Filardi, ein Freund von mir, hat Film-Equipment. Das Drehbuch habe ich in Stichpunkten in der Arbeit geschrieben und dann nachts bis zwei Uhr ausgearbeitet.

Zwei Uhr nachts - hat das Ihre Freundin nicht mitbekommen?

Das Pferd hat ausgedient: Michael Schreittmiller macht sich im Film, ausgerüstet mit Reithelm, Gerte und Chuck, auf die Suche nach seiner Cinderella. (Foto: N/A)

Michael Schreittmiller: Das war das Gute: Meine Freundin ist Lehrerin und war diesen Sommer als Referendarin in Marktoberdorf. Unter der Woche war ich also allein und hatte viel Zeit. Die Dreharbeiten haben sich ewig gezogen, es mussten ja auch die Schauspieler Zeit haben. Und Daniel ist Perfektionist. Für jede Szene haben wir mindestens einen Tag gefilmt. Wenn man alles zusammennimmt, waren es wahrscheinlich nicht mehr als eineinhalb bis zwei Wochen an Dreharbeiten, aber es hat sich ewig gezogen.

Ihr Antrag im Kino sah relativ souverän aus. Hatten Sie arges Muffensausen?

Michael Schreittmiller: Ich habe ein Handyvideo von meinem Antrag gesehen, das sah überhaupt nicht souverän aus ( lacht). Ich wusste nicht, dass das Kino so voll ist. Dann ging das Licht an, das Amphitheater war wunderschön, und ich dachte mir: So, Michi, jetzt wird es aber langsam ernst. Den Text habe ich eine Woche lang auswendig gelernt, am Sonntag habe ich den Antrag noch mal im Keller mit Kniefall geübt. Aber ich hatte ein Problem: Wenn meine Freundin weint, muss ich mitweinen - das hätte mir an dem Abend fast das Genick gebrochen.

Was hat es mit dem Chuck auf sich?

Michael Schreittmiller: Ich wollte der Cinderella-Geschichte meinen Stempel aufdrücken. Wir haben mal die Band Bilderbuch auf einem Festival gesehen und uns danach noch mal Karten fürs Tollwood gekauft, wo sie aufgetreten sind. Irgendwie haben wir uns eingebildet, dass wir dabei Chucks tragen. Wir haben uns dann Chucks nur für das Konzert gekauft.

Frau Hintermayr, hatten Sie mit dem Antrag gerechnet?

Nadine Hintermayr: Nein, absolut nicht. Michi ist bei so etwas eher ein Fauler. Wir sind seit siebeneinhalb Jahren zusammen und er hat schon gemeint, dass er einmal gerne Kinder hätte. Aber er hat immer gesagt: Wenn du schwanger bist, dann heirate ich dich auch.

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Michael Schreittmiller: Ich wollte sie ärgern, weil ihr wichtig ist, dass das alles seinen Gang hat: erst heiraten, dann die Kinder.

Wird die Hochzeit ähnlich romantisch?

Michael Schreittmiller: Ich hoffe. Seit Sonntag haben wir permanent Familientermine, unsere Familien machen sich da bereits mehr Gedanken. Das Brautkleid steht offenbar schon, zumindest für Nadines Mutter. Aber einen Termin gibt es noch nicht.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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