Alle Augen sind auf den Angeklagten gerichtet. Im Zuschauerraum des Sitzungssaals A 225 am Amtsgericht München sitzen Eltern von Kindern, die dem TSV Gilching/Argelsried angehören, aber auch Vereinsmitglieder. Sie sind am Montagmorgen gekommen, um den Mann zu sehen, der ihre Kinder oder sie selbst heimlich gefilmt hat. Entweder nackt unter Dusche oder auf der Toilette.
Am Ende verurteilt ihn das Gericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung - wegen Besitzes und Herstellung von Kinderpornografie sowie wegen der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen. Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre und sechs Monate Haft für den Mann gefordert, seine Verteidiger eine Bewährungsstrafe.
Der 45-jährige Computerexperte war viele Jahre Trainer des TSV. In der Zeit zwischen 2007 und 2015 hat er Minikameras beispielsweise in Rauch- und Feuermelder und sogar Seifenspender eingebaut, um so seine Opfer, meist Kinder und Jugendliche, unbemerkt nach dem Training oder nach Wettkämpfen zu filmen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Trainer vor, er habe die Aufnahmen gemacht, "um sich bei deren Ansicht sexuell zu befriedigen."
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung hatten Ermittler der Kriminalpolizei Ende 2015 Tausende Dateien mit kinderpornografischen Videos gefunden. Auf 554 Bilddateien sowie 985 Videodateien sind zudem Kinder und Jugendliche des TSV unter anderem in Umkleidekabinen und Sanitärräumen zu sehen.
Als die Vorsitzende den 45-Jährigen nach der Verlesung der Anklage fragt, ob zutreffe, was ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, antwortet der Mann mit einem knappen "Ja". Die kinderpornografischen Videos habe er sich schon vor langer Zeit heruntergeladen. An das, was darauf zu sehen ist, habe "er keine visuelle Erinnerung mehr". Sie zeigen, wie Erwachsene kleine Kinder auf unvorstellbare Weise vergewaltigen.
Auch den zweiten Punkt der Anklage räumt der 45-Jährige ein - die heimlichen Filmaufnahmen von Kindern und Jugendlichen des TSV in Duschen oder der Umkleidekabinen. Als der IT-Experte auch diesen Vorwurf einräumt, wendet er sich an die Vereinsmitglieder und die Eltern der Kinder in dem bis vollbesetzten Sitzungssaal. "Ich weiß, dass ihr mir vertraut habt", sagt der 45-Jährige und fügt hinzu: Was er getan habe, sei "unverzeihbar". Er habe immer gedacht, dass er die heimlich gemachten Aufnahmen "geheim halten" könne, und er versichert, dass er sie nur für sich "gesammelt" habe. Er habe niemals eines der Videos im Internet veröffentlicht. Das Präparieren von Rauchmeldern und ähnlichem sei rückblickend "lächerlich" gewesen, sagte der ehemalige Trainer bei seiner Vernehmung. Gleichwohl habe er viel Zeit dafür investiert.
Bevor der IT-Experte dem Gericht seine Motive schildert, wird die Öffentlichkeit auf Antrag der Verteidiger ausgeschlossen. Die Zuschauer gehen auf den Flur. Auf die Frage, was sie von der Entschuldigung des ehemaligen Trainers des TSV halten, will keiner etwas sagen.