Unübersehbare Brandschäden:"Das Feuer hat die Schülerinnen ganz schön mitgenommen"

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Die Arbeiter putzen das Foyer, dessen Wände vor dem Brand einmal weiß gewesen sind. (Foto: Stefanie Preuin)
  • Die Schülerinnen des Bertolt-Brecht-Gymnasiums in Pasing gehen wieder zum Unterricht.
  • In der Schule hatte es kurz vor Weihnachten gebrannt, vermutlich war es Brandstiftung.
  • Teile des Gebäudes sind nach wie vor gesperrt.

Von Melanie Staudinger

Die beiden Frauen tragen weiße Schutzanzüge und Einmalhandschuhe. Sie wischen jedes Heft, jedes Buch, ja jedes Arbeitsblatt einzeln ab. Vor ihnen steht ein braunhaariges Mädchen und packt die Dinge fleißig in eine Plastiktüte. Seit dem 20. Dezember konnte die Schülerin nicht an ihren Spind. Seit der Nacht, als es im städtischen Bertolt-Brecht-Gymnasium in Pasing gebrannt hat, ist der Bereich mit den Schränken gesperrt. Denn er grenzt unmittelbar an das Foyer an, dort entstand der größte Schaden.

Noch riecht es muffig, verraucht und gleichzeitig feucht in diesem einen Gang. Deshalb bleibt er vorerst auch gesperrt. Doch die Leiterin der Mädchenschule, Ingrid Warmbein, hat eine Ausnahme herausgehandelt, damit die Mädchen endlich ihre Sachen holen können. Die Reinigungsfirma setzt extra Mitarbeiterinnen ein, damit die Schülerinnen sich wohler fühlen, wenn sie schon ihre privaten Habseligkeiten in aller Öffentlichkeit ausbreiten müssen. "Das haben wir so vereinbart", sagt Warmbein.

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Die Schülerinnen müssen wieder zum Unterricht. Viele Teile des Gebäudes sind noch gesperrt.

Viel ist passiert seit dem Feuer, dessen Auslöser mit ziemlicher Sicherheit Brandstiftung war. Eine im Innenhof des Gymnasiums abgestellte Sitzgruppe brannte nieder. Hitze und Ruß beschädigten das 1972 eröffnete Gebäude schwer. "Wir haben sofort angefangen, Notfallmaßnahmen zu erarbeiten", sagt Rosemarie Törner, die in der Abteilung "Zentrales Immobilienmanagement" des Bildungsreferats verantwortlich für die Schulbauten im Westen der Stadt ist. Ziel sei von Anfang an gewesen, dass der Unterricht nach den Weihnachtsferien wieder stattfinden könne - und zwar so, dass keine Schülerin auch nur der kleinsten Gefährdung ausgesetzt ist.

Wer die Schule jetzt betritt, der merkt sofort: Trotz der Urlaubszeit und den Feiertagen ist das gelungen. Alle zugänglichen Bereiche sind sauber und ausgelüftet. Die Raumluftmessungen waren alle in Ordnung, wie Törner berichtet. Trotz aller Anstrengungen bleiben aber einige Gebäudeteile gesperrt - und das wohl noch monatelang. "Nachdem der Schulbetrieb wieder läuft, arbeiten wir jetzt an einem Plan für die Sanierungen", sagt die Immobilienexpertin. Priorität habe die Reinigung der Mensa und des Aufzugschachts, weil beides dringend benötigt würde. Danach seien Aula, Foyer und Fassade an der Reihe. "Es geht nahtlos weiter", sagt Törner.

Bauarbeiter haben Aula, Foyer und Mensa mit einer Plastikfolie staub- und rauchdicht von den begehbaren Bereichen abgetrennt. In der Aula stehen noch die Stühle, die extra für das Weihnachtskonzert aufgestellt wurden. Das sollte am 21. Dezember stattfinden und wird jetzt in der benachbarten Grundschule nachgeholt. In den Ecken hängen schwarze Fäden wie zu einem Netz gewoben. "Das sind keine Spinnweben, sondern Rauchfäden", erklärt Warmbein. Seit dem Brand habe sie viel gelernt.

Im Foyer nebenan sind die erst im vergangenen Jahr weiß gestrichenen Wände schwarz. Am Abdruck erkennt man noch, dass neben dem Eingang zwei große Schaukästen hingen. Die Hitze der Flammen hat sie zerstört, ebenso wie sie die Kunststoffhüllen der Lampen zum Schmelzen brachte (die allerdings sind nur noch auf Handyfotos zu sehen, die Decken wurden längst entsorgt). "Wir hatten die Schaukästen erst vor zwei Wochen aufgehängt", erzählt die Schulleiterin. Jetzt müssen sie erneuert werden, ebenso wie alle Drucker und Kopierer aus dem Verwaltungsbereich der Schule. "Da wir sie nicht reinigen können, müssen sie weg", sagt Warmbein. Schadstoffe könnten sich im Inneren gesammelt haben. Das will niemand riskieren.

Da Aula und Foyer gesperrt sind, müssen die Schülerinnen und Lehrer längere Wege auf sich nehmen. Um den Trakt im Erdgeschoss zu umgehen, müssen sie über den ersten Stock ausweichen. Und auch dort hat sich erst mal vieles verändert: Sekretariat, Lehrerzimmer und Direktorat sind in Klassenzimmer auf der anderen Gebäudeseite umgezogen, weil Feuer und Hitze die Fassade in den Verwaltungszimmern zerstört haben. Obwohl Folien über die Fenster geklebt sind, regnet es rein.

"Das Feuer hat die Schülerinnen ganz schön mitgenommen", erzählt Warmbein. Erst habe Freude geherrscht. Wer kann schon aus seiner Schulzeit berichten, dass seine Schule tatsächlich gebrannt habe? Dann aber habe sich ein mulmiges Gefühl breit gemacht. "Die Mädchen fühlen sich ja daheim hier", sagt die Direktorin. Offiziell ist das Gymnasium Halbtagsschule, viele der Jugendlichen bleiben aber freiwillig am Nachmittag länger, besuchen die Hausaufgabenbetreuung oder eine andere Aktivität. Ältere Schülerinnen und Mütter haben einen Pausenverkauf im Prüfungsraum organisiert, solange die Mensa gesperrt ist. Dort gibt es selbstgebackene Kuchen, Butterbrezen, Muffins und belegte Semmeln. "Wir sind alle noch näher zusammengerückt", sagt Warmbein.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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