Unterhaching/Perlach:Fischsterben im Hachinger Bach

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Weil der Oberlauf abgedreht wurde, sind in Perlach Forellen erfroren

Von Michael Morosow, Unterhaching/Perlach

Eigentlich ist es die größte Angst der Perlacher, dass bei Hochwasser die Gemeinden am Oberlauf des Hachinger Baches die Schotten dicht machen und die ungebremsten Wassermassen den Pfanzeltplatz überfluten. Welche Auswirkungen das andere Extrem hat, also ein beinahe trockenes Bachbett, das konnten Spaziergänger jetzt am Rechen an der Kampenwandstraße sehen: Mehrere Dutzend verendeter Koppen und Forellen trieben dort. Todesursache: Erfrieren. Von der Sonne aufgetaut, verbreiteten sie keinen angenehmen Geruch.

Die Ursache des Fischesterbens ist ebenfalls am Oberlauf zu finden. Auf Anordnung des Wasserwirtschaftsamtes München war in Unterhaching, auf Höhe des Geothermie-Redundanzheizwerkes, der Bach in eine Versickerungsgrube geleitet worden, sodass nur noch ein kleines Rinnsal in Richtung Perlach lief. Damit soll der Gefahr vorgebeugt werden, dass die Sohle des Baches komplett zufriert und die Eisschicht nach oben wächst - mit der Folge, dass das nachfließende Wasser über die Ufer tritt, wie zuletzt 2012 geschehen.

Zum Nachteil für die Koppen und Forellen, aber auch für die Mitglieder des Münchner Fischereivereins Fischwaid, war den Anglern doch nicht genügend Zeit gegeben, rechtzeitig ihr Revier abzufischen, bevor Ebbe war in der Betonrinne, in der der Bach gewöhnlich durch Perlach fließt. Erst zwei Tage vorher habe man davon erfahren, sagt Fischwaid-Chef Andreas Menrath. Diese Zeit habe nicht ausgereicht, um genügend ehrenamtliche und berufstätige Vereinsmitglieder zusammentrommeln zu können.

Bereits einen Tag, nachdem in Unterhaching der Bach quasi entwässert worden war, froren die Fische in Perlach wegen der niedrigen Temperaturen am Bachgrund fest. Nun überlegt Menrath, ob es nicht besser wäre, den Bach gleich im Herbst nach dem Abfischen versickern zu lassen, damit sich die Fischpopulation bis zum Frost im Winter nicht wieder erhöht und solche Folgen vermieden werden.

Maximilian Martin, Vorsitzender des Unterhachinger Anglervereins "Die Hechte", wusste am Mittwoch noch gar nichts vom Verdruss seiner Anglerkollegen weiter bachaufwärts. Ziemlich genau an der Versickerungsstelle endet nämlich ihr Revier und beginnt das Territorium des Klubs Fischwaid. Ein Abfischen des Baches haben die "Hechte" bislang nicht in Erwägung gezogen. "Wir machen Bachräumungen, holen aber nur Pflanzen und Gräser raus. Die Fische werden bei uns ausschließlich geangelt", sagt Martin, der die Geschichte in Perlach auch nicht als klassisches Fischsterben bezeichnen will: "Die sind erfroren."

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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