Unfall:Massenkarambolage an der Nymphenburger Straße: Ermittler stehen vor Rätseln

Lesezeit: 2 min

Die Ermittler sicherten am Freitagabend bis kurz vor Mitternacht Spuren. (Foto: dpa)
  • Nach wie vor ist ungeklärt, warum ein 86-jähriger Rentner am Freitagnachmittag mit seinem Mercedes ungebremst in insgesamt 13 Fahrzeuge raste, die vor einer roten Ampel warteten.
  • Eine 25-Jährige wurde durch den Aufprall so schwer verletzt, dass sie noch am Unfallort verstarb. Der Rentner kam mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus.
  • Die Ermittler sicherten bis kurz vor Mitternacht Spuren, befragten Zeugen. Ein Sachverständiger ließ eine Drohne aufsteigen, um Fotos aus der Luft zu machen.

Von Marco Völklein, München

Auch zwei Tage nach dem verheerenden Unfall vom Freitagabend konnte Polizeisprecher Christoph Reichenbach am Sonntag nur den Kopf schütteln. Ihm sei kein innerstädtischer Verkehrsunfall der vergangenen Jahre bekannt, sagt der erfahrende Beamte, bei dem zur Aufnahme und Rekonstruktion des Geschehens eine Straße so lange gesperrt werden musste. Doch obwohl die Ermittler am Freitagabend bis kurz vor Mitternacht Spuren sicherten, Zeugen befragten und ein Sachverständiger sogar eine Drohne aufsteigen ließ, um Fotos aus der Luft zu machen, stehen die Ermittler weiter vor Rätseln.

So ist nach wie vor ungeklärt, warum ein 86-jähriger Rentner am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr mit seinem Mercedes E-Klasse ungebremst und mit offenbar weit überhöhter Geschwindigkeit in insgesamt 13 Fahrzeuge raste, die in der Nymphenburger Straße vor einer roten Ampel warteten. Eine 25-jährige Angestellte wurde durch den Aufprall so schwer verletzt, dass sie noch am Unfallort verstarb. Der Rentner kam mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus, seine 84-jährige Ehefrau, die auf dem Beifahrersitz saß, wurde ebenfalls mit schweren Verletzungen in eine Klinik gebracht. Sieben weitere Personen wurden leicht verletzt, einige von ihnen wurden in Krankenhäusern behandelt, die sie aber alle inzwischen wieder verlassen konnten, wie Polizeisprecher Reichenbach am Sonntag bestätigte.

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Eine 25-jährige Münchnerin stirbt bei einem Unfall auf der Nymphenburger Straße. Ausgelöst hatte ihn ein 86-jähriger Autofahrer. Er rammte offenbar ungebremst zehn Fahrzeuge, die vor einer roten Ampel warteten.

Von Thomas Schmidt und Bernhard Lohr

Auch weil der Unfallfahrer derzeit nicht ansprechbar ist, tappen die Ermittler bei der Suche nach der Unfallursache im Dunkeln. Auf der Nymphenburger Straße wurden keine Bremsspuren gefunden, Zeugen berichteten, der Mercedes-Fahrer sei mit deutlich mehr als 50 Stundenkilometern unterwegs gewesen.

Wie fast immer nach solchen Unfällen dauerte es nicht lange, und im Internet wurde über Pflichttests für ältere Fahrer diskutiert, wie sie beispielsweise in der Schweiz praktiziert werden. So hatte der Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD) schon vor einigen Jahren verpflichtende Tauglichkeitstests angeregt, denen sich alle Autofahrer spätestens alle 15 Jahre unterziehen sollten. Doch gegen diese rasch als "Senioren-TÜV" bezeichnete Idee hatten sich zuletzt unter anderem die Parteien im bayerischen Landtag gestellt: Bei der Unfallhäufigkeit würden Senioren deutlich besser abschneiden als andere Altersgruppen, hatte der unterfränkische Abgeordnete Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) bei einer Debatte im Februar im Verkehrsausschuss konstatiert. Und auch der seniorenpolitische Sprecher der CSU, Thomas Goppel, hatte sich damals klar gegen eine "gesetzliche Seniorenhatz" gewandt. Die schweren Unfälle, erklärte Goppel, "basieren meist auf jugendlicher Liebe zu heißen Reifen". Zugleich warnen aber Mediziner, dass im Alter unter anderem Sehfähigkeit, Hörvermögen oder Reaktionsschnelligkeit nachlassen.

Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts stieg die Zahl derjenigen, die freiwillig auf ihren Führerschein verzichteten, im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf bundesweit 29 300 an. Im Raum Stuttgart läuft seit einem Jahr ein interessantes Pilotprojekt: Dort bietet der Landkreis Ludwigsburg Bürgern über 65 ein Jahr lang ein kostenloses Ticket für Busse und Bahnen an, wenn sie ihre Fahrerlaubnis abgeben.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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