Zumindest ein Ergebnis der Wiesn-Nachprüfung werden viele Münchner nicht glauben können: Fünf Wirte haben zu viel an die Stadt gezahlt! Es handelt sich dabei zwar um Beträge zwischen 76 und 19 000 Euro. Nicht die Welt, aber immerhin. Ein schwerer Schlag für das Image der Wiesnwirte als geldgierige Bierpreistreiber.
Doch im Ernst: Herausgekommen ist beim Theater um die Umsatzpacht letztlich eine sehr münchnerische Lösung. Man lässt nämlich, mit ein paar kosmetischen Korrekturen, alles weitgehend beim alten. Das Löwenbräuzelt wird weiterhin von der Familie Hagn-Spendler betrieben, mittlerweile im 40. Jahr. Ein Denkmal wie Wiggerl Hagn will niemand stürzen. Nicht wegen einer Dummheit, die auch noch im ersten Jahr einer Neuregelung passiert ist, in dem man noch nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen konnte. Tatsächlich sind die städtischen Richtlinien inzwischen schon mehrfach nachgebessert worden.
Oktoberfest:Eine Wiesn-Dynastie ist ins Schleudern geraten
Wer bekommt das Löwenbräuzelt auf dem Oktoberfest? Und warum interessiert das überhaupt so viele? Ganz einfach: Ein Wiesnwirt ist auch nichts anderes als Prinz Harry.
Davon abgesehen hält die Brauerei sowieso an Spendler fest. Die Stadt muss lediglich die Zuverlässigkeit der Wirtin prüfen. "Jenseits moralischer Überlegungen", sagt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), habe man eine "rechtssichere Entscheidung" treffen müssen und sehe deshalb keine Gründe für eine Nichtzulassung. Damit wäre dann wohl auch Wiggerl Hagn entlastet. Schließlich haben er und seine Tochter die Firma ja bislang gemeinsam geführt und dürften sich dabei kaum Geschäftliches verschwiegen haben.
Die Entscheidung für Spendler fällt der Stadt aber umso leichter, als Eduard Reinbold vom Schützenzelt eine vertragliche Option auf das Löwenbräuzelt hat. Eine Familie mit zwei großen Zelten auf dem Oktoberfest, das wäre den Münchnern kaum zu vermitteln. Sie sind ja ohnehin schon recht großzügig, was die Vererbung von Bierzelten über Generationen hinweg angeht. Hätte die EU wirklich was zu sagen, dann müsste die Vergabe der Festzelte sowieso alle zehn Jahre neu ausgeschrieben werden, steht zu vermuten.
Mutige Entscheidungen sehen jedenfalls anders aus. Immerhin ist gendertechnisch betrachtet jetzt eine kleine Revolution passiert. Nach der Ochsenbraterei ist das Löwenbräuzelt nun das zweite große Zelt allein in Frauenhand.