U-Bahnbau:Neue U-Bahnlinie könnte U3 und U6 entlasten

Lesezeit: 3 min

  • Der favorisierte Entwurf würde von Martinsried über den Hauptbahnhof nach Garching führen.
  • An diesem Mittwoch befassen sich der Planungs- und Wirtschaftsausschuss mit dem drei Milliarden Euro teuren Projekt.

Von Andreas Schubert

Die neue U-Bahnlinie U 9 soll die bestehenden - und zu Hauptverkehrszeiten chronisch überfüllten - Linien U 3 und U 6 entlasten. Die aktuelle Machbarkeitsstudie sieht eine neue U-Bahnstation am Hauptbahnhof vor. Das würde allerdings eine Planänderung für die zweite Stammstrecke erfordern. Außerdem könnte die Linienbezeichnung U 6 künftig verschwinden. An diesem Mittwoch befassen sich der Planungs- und Wirtschaftsausschuss in einer gemeinsamen Sitzung mit dem drei Milliarden Euro teuren Projekt.

Die Studie wurde überwiegend von externen Ingenieurbüros unter Federführung der Stadtwerke und Mitarbeit des Baureferats erstellt. Dabei kam aus fünf Varianten eine Vorzugsvariante heraus. Nach dieser könnte die U 9 als Stammlinie zwischen Garching Forschungszentrum und Martinsried verlaufen. Zwischen Impler- und Dietlindenstraße würde sie in einer eigenen Röhre geführt. Ansonsten verläuft sie auf der Strecke der heutigen U 6.

U-Bahn und Tram
:München will 5,5 Milliarden Euro für Ausbau des Nahverkehrs ausgeben

Das hat das Rathaus-Bündnis aus SPD und CSU angekündigt. Die geplanten neuen Strecken für U-Bahn und Tram im Überblick.

Von Andreas Schubert

Die Stationen Impler- und Poccistraße könnten zu einem neuen U-Bahnhof mit Anschluss an den geplanten Regionalzughalt Poccistraße zusammengefasst werden. Die neue Station wäre direkt an der Bahnstrecke München-Rosenheim, die alten U-Bahnhöfe würden stillgelegt. Diese Variante wird in der Machbarkeitsstudie als die derzeit verkehrlich sinnvollste genannt. Nächster Halt könnte am Esperantoplatz an der Theresienwiese sein. Laut den vorläufigen Plänen würde der U-Bahnhof ungefähr unter dem Familienplatzl der Wiesn liegen. Das legt nahe, dass sich die Wiesn hier womöglich verkleinern müsste.

Der Halt am Hauptbahnhof erfordert Eile. Noch hat die Bahn nicht mit dem Bau der zweiten Stammstrecke und dem S-Bahn-Halt begonnen. Doch wenn die U 9 wirklich am Hauptbahnhof halten soll, dann muss das in der Baumaßnahme zur Stammstrecke bereits berücksichtigt, die U-Bahnstation also zumindest als Rohbau erstellt werden. Nach bisherigen Planungen läge sie teilweise unterhalb des Querbahnsteiges in der Haupthalle und unter dem heutigen Empfangsgebäude. Die Baugrube für die S-Bahn, der sogenannte Nukleus, müsste entsprechend nach Westen hin erweitert werden, der neue S- und der U-Bahnhof bekämen ein gemeinsames Zugangsbauwerk.

Es laufen bereits Gespräche zwischen Bahn und Stadtwerken. Im Detail soll geprüft werden, wie sich die Verknüpfung von U- und S-Bahn realisieren ließe. Es muss dabei nicht zwangsläufig zu einer zeitlichen Verzögerung der Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke kommen, sagt eine Bahnsprecherin. Dass der Zeitplan - Fertigstellung bis 2026 - nicht durch die U-Bahnpläne beeinträchtigt werden soll, steht auch in der Vorlage für den "Bekenntnisbeschluss" der Stadträte. Das Projekt ist laut Bahn machbar, aber nur zum jetzigen Zeitpunkt. Nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke und dem Neubau des Empfangsgebäudes sei es kaum mehr möglich.

Auch den bestehenden Bahnhof Theresienstraße müssten die Stadtwerke umbauen. Hier könnte ein drittes Gleis für eine mögliche Entlastungslinie U 29 entstehen. Die Pinakotheken könnten unterhalb der Arcisstraße ebenfalls eine Station bekommen, wie auch der Elisabethplatz, etwa zwischen der Agnesstraße und der Nordendstraße.

Obwohl diese Stadtteile mit dem ÖPNV recht gut erschlossen sind, könnten die U-Bahnhöfe wegen der langen Strecke zwischen Hauptbahnhof und Münchner Freiheit aus Gründen der Sicherheit notwendig sein. In den Vorplanungen sollen diese Möglichkeiten deshalb vertieft betrachtet werden. Die Station Elisabethplatz würde eine Anbindung an die geplante Tram-Nordtangente ermöglichen.

Die ursprüngliche Idee, die U 9 bereits an der Münchner Freiheit in die Strecke der heutigen U 6 einzufädeln, bewerten die Planer als zu schwierig. Deshalb schlagen sie an der Münchner Freiheit einen separaten Umsteigebahnhof westlich des heutigen U-Bahnhofs vor. Die U 9 wird erst an der Dietlindenstraße eingefädelt. An der Nordseite wäre Platz für eine Umsteigeverbindung der Stationen.

München
:Diese Baustellen könnten Autofahrer 2018 nerven

Neue Leitungen für Fernkälte, barrierefreie Bushaltestellen oder neue Trambahngleise: Worauf sich Münchens Autofahrer einstellen müssen - ein Überblick.

Von Andreas Schubert

Laut der Studie sind die positiven Effekte der neuen U-Bahn deutlich. Die Hochschulstandorte Garching und Martinsried, das Uni-Klinikum Großhadern und das Stammgelände der Technischen Universität an den Pinakotheken sowie die Fröttmaninger Arena wären direkt mit dem Hauptbahnhof verbunden. Da sich die U 3 zwischen Moosach und Fürstenried West ihre Strecke nicht mehr mit einer anderen Linie teilen müsste, könnte diese bedarfsgerecht verdichtet werden, wobei Verstärkerfahrten zur Fröttmaninger Arena nach wie vor möglich wären.

Durch eine Abzweigung der U 2-Trasse ab dem U-Bahnhof Theresienstraße auf die U 9 am Hauptbahnhof entstünden neue Kapazitäten auf dem Nordast der U 2 und mit der U 29 eine Direktverbindung zum Südast der heutigen U 6. In Spitzenzeiten wären laut Studie zudem Verstärkungen auf der U 1-Nord möglich, da Züge der U 2-Nord teilweise die neue Trasse der U 9 am Hauptbahnhof in Richtung Implerstraße nutzen (U 29) und somit zwischen Hauptbahnhof und Kolumbusplatz Kapazitäten für eine Verstärkung der U 1 frei würden. Die U 9-Station am Esperantoplatz würde während der Wiesn die U 4 und U 5 und vor allem die Station Theresienwiese um 15 Prozent entlasten, heißt es in der Vorlage.

Wann die U 9 kommt, wenn denn überhaupt, ist derzeit noch offen. Welche Verkehrsprojekte zuerst angegangen werden, soll der Stadtrat jeweils nach Notwendigkeit und Nutzen beschließen.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Öffentlicher Nahverkehr in München
:Ausbau-Offensive: Es braucht endlich Taten

Schon vor neun Jahren sprach man in München von einer ÖPNV-Offensive. Inzwischen ist die Dringlichkeit enorm gestiegen - deshalb ist zu hoffen, dass bald alle an einem Strang ziehen.

Kommentar von Dominik Hutter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: