TV-Projekt:Moshammers Leben wird verfilmt

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Rudolph Moshammer - hier mit seiner Hündin Daisy - war im Januar 2005 erdrosselt worden. (Foto: Volker Dornberger/dpa)
  • Zwölf Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Münchner Modehändlers gibt der Bayerische Rundfunk einen Fernsehfilm über dessen Leben in Auftrag.
  • In Prag haben gerade die Dreharbeiten zum Fernsehfilm mit dem Arbeitstitel "Ich und R" begonnen.
  • Die Dreharbeiten dauern noch bis Ende August, zwischendurch soll auch in München gefilmt werden.

Von Josef Grübl, München

Wie sehr man sich an jemanden gewöhnt hat, merkt man oft erst, wenn dieser Mensch nicht mehr da ist. Der Münchner Modeschöpfer Rudolph Moshammer ist seit zwölf Jahren nicht mehr da, er wurde im Januar 2005 in seinem Haus in Grünwald ermordet.

Seitdem ist die Stadt ein Stückchen langweiliger geworden: Der Mann, den sie abwechselnd "Modezar", "Paradiesvogel" oder einfach nur "Mosi" nannten, adelte jede Schickeria-Sause, er gehörte zu München wie die Maximilianstraße, in der er mit seinem Modegeschäft "Carnaval de Venise" residierte. Davon ist heute nichts mehr zu sehen, auch seine eigenwilligen Blazer-und Blusenkreationen sind weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Vergessen ist Rudolph Moshammer aber nicht.

Darum kümmert sich der Bayerische Rundfunk, der einen Film über die Kunst- und Kultfigur Mosi in Auftrag gegeben hat. In Prag haben gerade die Dreharbeiten zum Fernsehfilm mit dem Arbeitstitel "Ich und R" begonnen. In der Moshammer-Rolle schillert der Münchner Schauspieler Thomas Schmauser.

An den Kammerspielen war der 44-Jährige zuletzt in "Der Kaufmann von Venedig" oder in Dostojewskis "Der Spieler" zu sehen, im Kino kennt man ihn aus "Nach fünf im Urwald" oder "Räuber Kneißl". Schmauser ist ein sehr wandlungsfähiger Schauspieler, auf seine Mosi-Interpretation darf man gespannt sein. Produziert wird das Biopic von der Berliner Firma "Producers at Work", die letztes Jahr bereits mit Til Schweiger drehte.

Als Regisseur und Drehbuchautor wurde Alexander Adolph verpflichtet. Der gebürtige Münchner ist vor allem für seine Fernsehkrimis bekannt, er realisierte mehrere mit Fernsehpreisen dekorierte "Tatort"- und "Polizeiruf 110"-Folgen. Um den Mordfall Moshammer soll es in seinem Film aber nicht gehen, "Ich und R" spielt im Jahr 1983 - zu einer Zeit also, als der Modeschöpfer schon stadtläufig bekannt, aber noch nicht bundesweit berühmt ist.

Seinen Teilhabern und Finanziers reicht das aber nicht; sie wollen, dass das Geschäft nahe der Bayerischen Staatsoper zum Anlaufpunkt des Hoch- und Geldadels wird. Dabei helfen soll auch eine junge Verkäuferin: Die Augsburger Fußpflegerin Evi (Lena Urzendowsky) stellt sich zwar nicht besonders geschickt an, wird aber schon bald zu einer Attraktion und gewinnt die Herzen und Brieftaschen der anvisierten Zielgruppe. Der BR betont, dass es sich um eine erfundene Geschichte um Schönheit, Geld und Glamour handelt, allzu genau will sich der überlebende Teil der Schickeria eben auch 30 Jahre später nicht in die Karten schauen lassen.

Es darf also wieder einmal spekuliert werden, was davon wirklich passiert ist. Robert Stadlober, Sunnyi Melles, Hanns Zischler, Franziska Schlattner und Daniel Christensen spielen weitere Rollen, den aufsehenerregendsten Part hat aber Hannelore Elsner übernommen: Die Schauspielerin, die während der Dreharbeiten an diesem Mittwoch ihren 75. Geburtstag feiert, spielt Else Moshammer, die Intrigen schmiedende Mutter des Modeschöpfers mit der blauen Wasserwellenfrisur.

Ganz neu ist die künstlerische Aufarbeitung der Mosi-Biografie allerdings nicht: Im Jahr 2010 arbeitete sich die ARD in ihrer Doku-Reihe "Die großen Kriminalfälle" an seinem gewaltsamen Tod ab, auch die Kammerspiele thematisierten vor fünf Jahren das Ableben des Modemachers, in Elfriede Jelineks furioser Maximilianstraßen-Abrechnung "Die Straße. Die Stadt. Der Überfall".

Deutlich schriller gingen die Macher von "Daisy's König" an das Thema heran, ihr Musical feierte vor zehn Jahren im Oberanger-Theater Premiere und rückte das Verhältnis des Modeschöpfers zu seiner geliebten Yorkshire-Hündin Daisy in den Mittelpunkt des Geschehens. Wirklich überzeugend war das nicht, das Stück lief dann auch nicht lange - was die Neuköllner Oper in Berlin aber nicht davon abhielt, es wenige Monate später mit einer "Moshammeroper" zu versuchen.

Das Moshammer-Biopic wird sich vermutlich irgendwo zwischen all diesen Produktionen einpendeln, zwischen ernsthafter Auseinandersetzung und Trash, alles andere wäre bei so einer schillernden Existenz auch irgendwie enttäuschend. Die Dreharbeiten in und um Prag dauern noch bis Ende August, zwischendurch soll auch in München gefilmt werden. Bis sie den Film sehen können, müssen sich die Zuschauer allerdings noch ein bisschen gedulden: Die Ausstrahlung in der ARD ist für 2018 eingeplant.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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