TSV 1860 München:Gute Bekannte

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Publikumsliebling Benjamin Lauth ist der neue Kapitän von 1860 München. Der Verein hat mit "Liqui Moly" auch einen neuen Hauptsponsor.

Gerald Kleffmann

Ewald Lienen ist ein Mensch, der aufgrund seiner gelungenen Sozialisation jede Form des demokratischen Denkens befürwortet, deshalb hat er am Donnerstag die Wahl des 1860-Kapitäns politisch korrekt durchgeführt. Stimmberechtigt seien all jene gewesen, die sich auf dem Trainingsplatz versammelt hatten.

Pure Freude: Publikumsliebling Benjamin Lauth (r.) wird neuer 1860-Kapitän - hier im Torjubel mit Nikolas Ledgerwood. (Foto: Foto: dpa)

Dann grinste Lienen und präzisierte nach einer Pause: "Ein Kriterium war, über 50 zu sein." Da der einzige Ü50-Mann zufällig Ewald Lienen hieß, habe dann eben dieser Ewald Lienen den neuen Kapitän des Münchner Fußballzweitligisten bestimmt. Die Wahl fiel auf Benjamin Lauth, einstimmig sogar, und am Blick des Trainers war zu erkennen: Er stufte den Mann als sehr kompetent ein, der den Stürmer zum neuen Anführer erkor.

Dass Lienen, der neue Trainer, anders tickt, hat man in München inzwischen kapiert, zumindest tickt er anders als mancher Löwen-Trainer vor ihm. Werner Lorant hätte nie das Wort emblematisch ausgesprochen, sondern "interessiert mich nicht" dazu gesagt. Lienen sagt: "Benjamin ist eine emblematische Figur." Die Vizekapitäne wurden im Übrigen auch bestimmt, es sind Torwart Gabor Kiraly und Verteidiger Torben Hoffmann; Michael Hofmann bleibt Kassenwart, "eine wichtige Funktion", wie Lienen meinte. Manches von dem, was der Trainer sagte, klang ironisch, im Grunde aber hat der Trainer weise entschieden.

Vertrag für Lushtaku

Lauth ist der Publikumsliebling, nachdem Daniel Bierofka nach seiner Bandscheiben-OP ausfällt; hätte er ihn übergangen, wären viele Fans böse geworden. Kiraly soll ein Anker, eine Leitfigur in der Abwehr werden. Hoffmann erfährt mit der Stellvertreterrolle Respekt dafür, dass er sich dauernd (vor allem verbal) einsetzt, obwohl nicht gesetzt. Und Hofmann gibt man das Gefühl, weiter gebraucht zu werden. Konfliktvorbeugung könnte man auch zu alledem sagen.

So flachsig Lienen die Wahlergebnisse präsentierte, so sehr verdeutlichen sie auch, dass der Trainer sich über alles Gedanken macht. Das trifft sich insofern günstig, da die Löwen an diesem Samstag die Zweitligasaison eröffnen. Zumindest empfindet das der Trainer so. Für Lienen ist das Erstrundenpokalspiel beim SC Paderborn (15.30 Uhr) "wie ein Meisterschaftsstart".

Ein nachvollziehbarer Vergleich. Paderborn ist auch - als Aufsteiger aus der dritten Liga - Zweitligist und gilt als kampfstarke Einheit, was typisch ist für Zweitligamannschaften. "Für uns ist die Partie überlebenswichtig und zugleich eine Standortbestimmung", bekannte Lienen, der bis auf die Verletzten Bierofka und Stefan Aigner seine Kaderspieler beisammen hat; mit an Bord ist nun endgültig auch Kushtrim Lushtaku. Der 19-jährige Kosovo-Albaner erhielt einen Dreijahresvertrag.

Liqui Moly ist neuer Hauptsponsor

Als Lienen das Medienhaus verließ, folgte eine zweite Pressekonferenz, anhand der Krawattendichte ließ sich kombinieren: Es ging ums Geld. 1860-Präsident Rainer Beeck und Geschäftsführer Manfred Stoffers präsentierten eine ihrerseits getroffene Wahl. Liqui Moly wurde als der neue Hauptsponsor präsentiert, aufgrund frühererer Ereignisse mussten die Reporter nicht lange im Gedächtnis kramen, um die Firma einzuordnen.

Der Ulmer Motorenölhersteller war in den Jahren 2002 bis 2005 Finanzier der Löwen, ehe es Unstimmigkeiten zwischen dem damaligen 1860-Präsidenten Karl Auer und dem kernigen Liqui-Moly-Besitzer Ernst Prost gab. Der hatte mehr Einfluss gefordert, schließlich zahlte er angeblich eine Million Euro im Jahr; am Ende bot er zudem an, gegen weitere Zuflüsse Anteile des Klubs sowie einen Aufsichtsratsposten erwerben zu wollen. Auer ließ ihn abblitzen, es folgte die Trennung - und Festina als Sponsor. Mitglied der Geschäftsleitung damals: Stoffers, das kernige Prost-Pendant aus der Uhrenbranche.

So schließt sich nun der Kreis, und alle Krawattenträger waren darüber natürlich begeistert. Bei einem Gespräch im Berliner Adlon seien sich Ernst und Stoffers, die zuvor losen Kontakt gepflegt hätten, einig geworden. Der Kern des Deals: Es fließen Bezüge wie damals, sollte 1860 aufsteigen, würde Prost sein Engagement erweitern. Ob er sich mit der Rolle des stillen Geldgebers zufrieden gebe, wurde er abschließend berechtigt gefragt. Prost ist ein Macher, der sich vom Sponsoring "etwas erwartet". Er antwortete: "Ich begnüge mich damit fürs Erste." Bei einigen im Raum war nicht auszumachen, ob sie sich nun freuten - oder fürchteten.

© SZ vom 31.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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