Nachruf:Trauer um Tom Ferster

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Tom Ferster hat Wolfratshausen maßgeblich geprägt und auch die Zentrale des FC Bayern entworfen. (Foto: Viktoria Spinrad/oh)

Der Architekt aus Wolfratshausen ist überraschend im Alter von 82 Jahren gestorben. Er baute für den FC Bayern und prägte seine Heimatstadt.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Er war ein Mann mit einem großen Netzwerk, mit seinen Freunden aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft pflegte er meist das vertraute "Du". Der Architekt Tom Ferster gab der Zentrale des FC Bayern in München jene Optik, die die ganze Fußballwelt aus den Fernsehübertragungen kennt. Auch seine Heimat prägte er: Tom Ferster hat mit seinen Bauten das Bild der Stadt Wolfratshausen bis zuletzt maßgeblich beeinflusst. Erst kürzlich ist ein Wohn- und Geschäftshaus am Untermarkt fertig geworden, das anstelle des einstigen Isar-Kaufhauses mitten in der Altstadt nach seinem Entwurf errichtet wurde. Der Architekt ist am Samstag nach kurzer schwerer Krankheit überraschend gestorben. Er wurde 82 Jahre alt.

Mit Ferster verliert die Loisachstadt ihren "Stararchitekten". So jedenfalls haben ihn die Boulevardzeitungen betitelt. Schließlich machte sich der Mann mit der markanten Brille, der seit 1972 in Wolfratshausen sein Büro führte, schnell über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus einen Namen. Zu den von ihm realisierten Projekten gehörten auch die Sanierung des Orlandohauses am Platzl in München und die Zentrale des FC Bayern an der Säbener Straße, auf die er besonders stolz war. Ferster war mit zahlreichen prominenten Sportlern, Schauspielern und Politikern per Du. Weil er auch für Pierre Brice gearbeitet hat, wurde er von der Bild-Zeitung als "Winnetou-Architekt" betitelt.

"Er war ein echter Lebenskünstler"

In seiner Heimatstadt konnte der Diplom-Ingenieur fast jedes wichtige Projekt an Land ziehen: ob Rathaus, Haderbräu-Komplex oder Sportheim des Isar-Loisach-Stadions. "Fersterhausen" nannten manche Bewohner scherzhaft ihre Stadt, weil er so viele prägende Gebäude gestaltet hat. Auch im Umland hinterließ er seinen Stempel, etwa beim Golfclub Beuerberg. Fast 3000 Projekte habe er realisiert, sagte Ferster einmal, darunter zahlreiche Privathäuser und Villen im Münchner Speckgürtel, aber auch in Frankreich und auf Mallorca.

Für seine Weggefährten kam Fersters Tod überraschend. "Wir sind alle erschlagen", sagt Rechtsanwalt Harald Mosler, der ihn seit Jahrzehnten gut kannte und als Geschäftsführer des Bauherren bei seinem letzten Projekt am Untermarkt mit ihm zusammengearbeitet hat. Ferster sei trotz seines Alters "eigentlich superfit und voll einsatzfähig" gewesen. Sein Tod sei ein "bedeutender Verlust", nicht nur in Bezug auf sein architektonisches Wirken. "Er war ein echter Lebenskünstler, ein vom Grundsatz positiver Mensch", sagt Mosler. Auch in schweren Zeiten, etwa nach dem Krebstod seiner ersten Frau, habe Ferster stets Lebensfreude ausgestrahlt und Probleme "immer perfekt gelöst", sagt Mosler. "Er war ein geradliniger Typ." Als "unwahrscheinlich offenen und fröhlichen Menschen" beschreibt ihn Fritz Schnaller, der mehr als 25 Jahre Stadtrat war und Ferster aus seiner Tätigkeit im Bauausschuss kennt.

Ferster hinterlässt seine Ehefrau, eine Tochter und zwei Enkelkinder. Die Trauerfeier findet am Mittwoch, 2. August, 10.30 Uhr, in der Pfarrkirche Sankt Andreas statt, mit anschließender Beisetzung auf dem Friedhof in Nantwein.

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