CD-Präsentation:Grandioses Gespann

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Thorsten Klentze (Zweiter von rechts) und Roger Jannotta (Zweiter von links) sind der Kern der Gruppe. (Foto: Nikolaus Roepfl/Unterfahrt)

Nun als Sextett: Das Jannotta-Klentze-Project in der Unterfahrt.

Von Oliver Hochkeppel

Seit mehr als 35 Jahren gehört der Gilchinger Gitarrist Thorsten Klentze zu den profiliertesten Jazzgitarristen der deutschen Szene. Nach Lehrjahren in der Liedermacher- und Folk-Szene seiner Heimatstadt Hamburg machte er sich Ende der Siebzigerjahre als Wahlmünchner auf den Weg zum eigenen Jazz-Stil.

Er wurde Gitarrenlehrer, um über das hinauszukommen, was er sich im Unterricht bei Michael Sagmeister oder Peter Wölpl angeeignet hatte. Ließ sich vom berühmten Pariser Gitarrenbauer Jean-Pierre Favino das zu ihm passende Instrument mit einem bluesigen Grundton und einer grandiosen Dynamik anfertigen. Und eignete sich - inspiriert von seinem größten Vorbild, dem belgischen Gitarristen Philip Catherine - eine Lagentechnik an, mit der er in einer Position alle Tonarten spielen kann, ohne groß rutschen zu müssen.

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Vor allem aber hielt Klentze über die Jahre eine perfekt harmonierende Gruppen zusammen. Der Bassist Jost H. Hecker vom Modern String Quartet gehörte lange ebenso dazu wie die Percussionistin Marika Falk, als Gleichgesinnte, die mit ihm am kammermusikalischen Jazz-Ansatz tüftelten und die Vorliebe für balladeske, atmende Linien, für Experimente mit ungeraden Takten oder Chromatik und für sensibel ausbalancierte Arrangements teilten. Zwischen 1995 und 2006 stieß immer wieder die Saxofon-Legende Charlie Mariano dazu, ab Ende der Neunzigerjahre auch der Star-Vibrafonist David Friedman.

Gewissermaßen den Nukleus dieser Arbeit aber bildet seit 25 Jahren Klentzes Gespann mit Roger Jannotta. Der aus Chicago stammende Holzbläser, der neben Saxofon und Klarinette auch Flöte und Oboe spielt, landete Ende der Siebzigerjahre nach einem Studium am New England Conservatory und einer Dozentur am Berklee College of Music in München. Wie Klentze ist auch er ein überzeugter Musikpädagoge, in eigener Sache machte er sich als Theatermusiker für Dieter Dorn, in der Carla Bley Bigband, im ICI Ensemble oder als Leiter des Passauer Jazz Orchesters einen Namen.

Im vergangenen November wurde dieser eminente Vertreter der klassischen US-Bläsertradition, der doch so europäisch und weltmusikalisch geworden ist, 80 Jahre alt. Pünktlich dazu erschien das Album "Gratitude" des Jannotta-Klentze-Project, das nun in der Unterfahrt präsentiert wird: genussvoller, enorm variantenreicher Jazz - vom Blues und hinreißenden Balladen ("Friends") bis zu Bossa und Tango. Opulenter denn je, dank des mit Mathias Engel an der Trompete, Paul Tietze am Bass und Thomas Elwenspoek am Schlagzeug auch durch Natalie Elwoods großartige Stimme um Gesang erweiterten, absolut gleichberechtigt spielenden Sextetts.

Jannotta-Klentze-Project, Do., 4. Jan., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42, www.unterfahrt.de

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