Was läuft für Kinder und Familien?:Der Frühling der wilden Theaterhelden

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Obwohl es immer mit gezuckertem Glücksklee gefüttert wurde, ist das "Neinhorn" anders als seine Artgenossen im Herzwald. (Foto: Junges Theater Bonn)

Lilalieb war gestern: Im April und Mai erobern unangepasste Charaktere wie das Neinhorn, Pippi Langstrumpf und ein Trommeltroll die Bühnen.

Von Barbara Hordych

Marc-Uwe Kling, bestens bekannt als Autor der "Känguru-Chroniken", hat vor fünf Jahren einen entzückend eigenwilligen Kinderbuch-Charakter erschaffen: Ein Einhorn, das im Herzwald zunächst als "schnickeldischnuckeliges" Tierchen zur Welt kommt. Doch obwohl dort alle "lilalieb" zu ihm sind und es ständig mit gezuckertem Glücksklee gefüttert wird, benimmt sich das niedliche Wesen alles andere als einhornmäßig. Es verweigert sich allen Verhaltensvorschlägen mit einem maulenden Nein und bricht als NEINhorn aus seiner Zuckerwattewelt aus. Es trifft den WASBären, einen Waschbären, der nicht zuhören will, den NaHUND, dem echt alles schnuppe ist, und dann die KönigsDOCHter, eine Prinzessin, die immer Widerworte gibt. Zu viert bilden sie ein herrlich widerborstiges Team, das von 24. bis 26. April auf die Bühne des Deutschen Theaters klettert - gespielt wird das Musiktheaterstück Das Neinhorn mit Rap und Reimen vom Jungen Theater Bonn.

Als stärkstes Mädchen der Welt stemmt Pippi Langstrumpf auch locker ihr eigenes Pferd, den Kleinen Onkel. (Foto: Rolf Demmel/Münchner Theater für Kinder)

Längst ein Klassiker der Kinderliteratur, trotzdem hat auch diese unangepasste Heldin ihren Charme bis heute nicht verloren. Am 1. Mai kehrt Astrid Lindgrens Heldin Pippi Langstrumpf mit einer Wiederaufnahme-Premiere auf die Bühne des Münchner Theaters für Kinder zurück: Sie macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt - und richtet sich mit ihrem Affen Herrn Nilsson und ihrem Pferd Kleiner Onkel in der Villa Kunterbunt nach ihren eigenen Regeln ein. Glücklicherweise ist sie auch das stärkste Mädchen der Welt, so wird sie mit Leichtigkeit mit Ganoven und Polizisten fertig. Außerdem ist sie bei ihrem Seeräuber-Vater auf einem Schiff aufgewachsen, wo sie vieles gelernt hat, nur keine Manieren. Ihre Stippvisiten in der Schule und auf einem Kaffeekränzchen sind deshalb nach wie vor legendäre Auftritte (1., 10. und 11. Mai).

Kaum ist in der Villa Kunterbunt einigermaßen Normalität eingekehrt, bricht Pippi auch schon wieder zu neuen Ufern, oder genauer nach Taka-Tuka-Land auf, als sie eine Flaschenpost mit einem Hilferuf von ihrem Vater erhält: Seeräuber haben die Hoppetosse gekapert und ihn gefangen genommen. Klar, dass sich seine Tochter, begleitet von ihren Freunden Tommy und Annika, auf den Weg macht, um ihn zu befreien. Pippi in Taka-Tuka-Land (nach Motiven des gleichnamigen Films), ebenfalls eine Bearbeitung des Jungen Theaters Bonn mit Musik von Marc Schubring, gastiert am 1. Mai um 13.45 und 16.15 Uhr im Kulturzentrum Taufkirchen.

Als anarchischer Charakter trommelte sich bereits Günter Grass' kleinwüchsiger Held Oskar Matzerath durch Roman wie Film "Die Blechtrommel". Mit Anatol, der Trommeltroll betritt am 21. April ein ebenfalls sehr eigenwilliger Geselle die Bühne des Gasteig HP8, um beim Konzert von Mini-Musik das junge Publikum auf eine klangvolle Reise durch die Welt der Schlaginstrumente mitzunehmen (14 und 16 Uhr).

Zu viel Krach, der die geregelten Abläufe stört? Eigentlich kann es davon nicht genug geben, man denke nur an das Sozialexperiment mit verheerenden Folgen, das Morton Rhue in seinem Jugendbuchklassiker "Die Welle" beschreibt: Die Inszenierung der 8. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule Schwabing unter der Regie von Simeon Wutte zeigt vom 2. bis 5. Mai Die Welle im Theater Leo17. Und führt auf eindrückliche Weise vor Augen, was passiert, wenn sich alle stillschweigend autoritären Strukturen unterwerfen - und zu bedingungslosen Jasagern werden.

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