Vielleicht ist es eine kollektive Erinnerung: die Phase während der Schulzeit, in der es peinlich war, sich auch nur zu bemühen. In der es erstrebenswert schien, alles, aber bloß nicht strebsam zu sein. Zum Glück ändert sich das irgendwann wieder. Das pubertäre Hormonhoch flacht, ab und Bildung und Ambitionen sind plötzlich doch nicht so uncool. Vielleicht ist Camila Milieme also ein Streber: Sauber, präzise, hochdurchdacht sind Attribute, die ihr und ihren Techno-Sets als The Lady Machine zugeschrieben werden. Sie ist eine Überfliegerin unter den Vinyl-DJs und überhaupt, heißt es. Weltweiter Erfolg, Labelgründung, renommierte Residencys.
Milieme kommt ursprünglich aus Rio de Janeiro, hat vor mehr als 20 Jahren angefangen, sich mit Musik auseinanderzusetzen, und führte jahrelang die Underground-Elektroszene Brasiliens an. Auch international mischte sie oben mit, hatte Gigs in den USA, Asien und Europa, wo es sie später auch hin verschlägt. Zu reizvoll sei die europäische Szene. Und nachdem sie den technischen Teil des Techno die letzten Dekaden hatte schweifen lassen - sie interessierte sich zwar immer fürs Producing, konzentrierte sich aber auf ihre DJ-Karriere, als diese Fahrt aufnahm -, absolvierte sie schließlich in Großbritannien ein Studium zur Toningenieurin.
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Ihr anschließender Umzug nach Berlin festigte Milieme dann in all ihren bisherigen Entscheidungen und brachte sie zu ihren musikalischen Anfängen zurück: In den frühen 2000er hatte sie Berlin zum ersten Mal besucht, und mit der dauerhaften Rückkehr Jahre später, kehrte sie auch zu ihrem eigenen Sound und Einfluss zurück. Mit Erfolg: Inzwischen hat sie das Label "Unterwegs" co-gegründet und darauf mehrere Veröffentlichungen vorzuweisen.
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Sie ist Resident bei Pornceptual, einer der gefragtesten Partyreihen Berlins, die von einem weiteren brasilianischen Aussiedler gestartet wurde und als sozialpolitische, sexpositive Danceparty Pornografie in einem queeren und inklusiven Kontext fördert. Und sie wird nicht nur dort als immersiver Live-Act weiterhin hochgelobt: Mit ihrem clean gemixten Techno lässt sie Genres kollidieren, trifft die perfekte Track-Auswahl und bringt ihre Crowd ohne Ausnahme zum Tanzen - scheinbar ganz mühelos. Und das ist dann doch wieder ziemlich cool.
The Lady Machine, Freitag, 11. August, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1