"Tatort"-Dreh:Batic und Leitmayr ermitteln in Harlaching

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Film ab: Franz Leitmayr alias Udo Wachtveitl (links) übersteht die Drehpausen in eine Decke gehüllt. (Foto: Robert Haas)

Am Hochufer der Isar werden Szenen für eine neue "Tatort"-Folge gedreht. Ob die Kommissare das blutige Beziehungschaos entwirren können?

Von Katharina Kaak, Harlaching

Der Himmel über Harlaching ist grau, die Straßen sind verlassen, Regentropfen glitzern auf dem Asphalt. Nur in der Hochleite herrscht rege Betriebsamkeit. Eine Polizeistreife parkt am Straßenrand, Spurensicherer in weißen Ganzkörperoveralls schwirren umher. In einem der Häuser ist eine tote Frau gefunden worden. Mord, grausam, brutal - aber fiktiv. Harlaching ist einer der Drehorte der neuen Münchner Tatort-Folge "Die Liebe, ein seltsames Spiel", die Mitte nächsten Jahres ausgestrahlt wird. Vier Tage arbeitet die Filmcrew im Stadtviertel.

"Mit den Anwohnern haben wir gar keine Probleme", sagt Thomas Klimmer. Der 38-Jährige arbeitet als Producer für Claussen + Putz Filmproduktion, die den Krimi im Auftrag des Bayerischen Rundfunks herstellt, "wir haben natürlich alle informiert." Die Filmarbeiten in Harlaching finden im und vor dem Haus eines fiktiven Mordopfers statt, bei solchen Drehs mit Außenszenen ist immer eine besonders enge Abstimmung mit den Behörden nötig: "Es bedarf einer guten Kommunikation mit dem Kreisverwaltungsreferat." Besonders dann, wenn die Straße zum Schutz vor ungebetenen Autofahrern gesperrt werden soll.

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Mit den Fußgängern sei man aber weniger streng - wer passieren will, darf auch durch. Einzige Ausnahme von der Regel ist, wenn vor dem Haus gefilmt wird. "Wir versuchen, uns immer auch nach dem jeweiligen Viertel zu richten", erklärt Thomas Klimmer. Der Dreh in Harlaching sei bisher ruhig verlaufen, keine Schaulustigen, keine neugierigen Nachbarn. Die wenigen, die am Filmset vorbeilaufen, drehen nur beiläufig den Kopf. Wie zum Beispiel ein junger Mann, der lässig im neonfarbenen Sportdress vorbeijoggt. Einzig sein Hund bleibt kurz stehen, um zu schnuppern. "In München ist man es schon gewohnt, dass manchmal eine Leiche herumliegt", sagt Stephanie Heckner und lacht. Sie ist redaktionell für den "Tatort" beim Bayerischen Rundfunk verantwortlich.

Ausschlaggebend für Harlaching als Kulisse, sagt Producer Klimmer, sei das Haus gewesen, in dem gedreht wird - ein großes, verwinkelt gebautes Anwesen aus grauem Beton. Grüne Fensterrahmen, um die Hausecken rankt der Efeu. Ein Gebäude, das sich abhebt von seiner Nachbarschaft herrschaftlicher Stuckvillen. "Der Ort muss immer zur Geschichte passen", erklärt Thomas Klimmer.

Davon ist auch Stephanie Heckner überzeugt: "Man muss die Figuren charakterisieren, und der Wohnort ist wie eine dritte Haut." Im Mittelpunkt des München-Krimis steht der Architekt und Frauenheld Thomas Jacobi, gespielt von Martin Feifel, der in ein Liebesgeflecht mit fünf Damen verstrickt ist. Als plötzlich Verena Schneider, eine seiner Gespielinnen, in dem Harlachinger Haus tot aufgefunden wird, gerät er unter Verdacht. "Wir wollten die Unterschiedlichkeit der Frauen auch durch die Architektur abbilden", so Heckner.

Das Beziehungschaos in dieser Episode macht den beiden Kommissaren Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ihre Arbeit schwer. Angenehm hingegen waren die bisherigen Dreharbeiten in Harlaching: "Präzise, effizient, künstlerisch hochwertig, verbunden mit frühem Aufstehen", resümiert Udo Wachtveitl mit einem Schmunzeln. Während der kurzen Drehpause hat es sich der 57-Jährige in einem Regiestuhl am Straßenrand bequem gemacht. Er ist in eine rote Decke eingehüllt, damit sein Filmdress nicht nass wird.

Seit 25 Jahren ermittelt der Schauspieler nun schon mit Filmkollege Miroslav Nemec im Münchner Tatort. Langweilig sei es nie gewesen: "Es gibt eine gute und eine schlechte Routine. Die gute Routine hilft einem, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren." Im Laufe der Zeit habe man ein gleiches Humorverständnis entwickelt. Aber ordentliche Vorbereitung sei trotzdem wichtig: "Text lernen und versuchen, nicht müde auszuschauen," sagt Wachtveitl. Dazu gehöre auch, zwischen den Drehbuchzeilen zu lesen: "Ein guter Text ist mehr als seine reine Bedeutung: Rhythmus, Poesie, Klang. Und manchmal im besten Sinne verräterisch."

Auch Regisseur Rainer Kaufmann ist vom bisherigen Dreh begeistert. "Es ist toll, mit einem so eingespielten Team zu arbeiten," schwärmt der Grimmepreisträger. An dem Stoff reizt ihn vor allem der Kontrast: "Einen Film zu machen über Liebeslügen, und das in einem Krimi, ist eine Expedition in die Seele der Darsteller." Für den Filmemacher ist es nach "Der Wüstensohn" aus dem Jahr 2014 der zweite Münchner Tatort. In "Die Liebe, ein seltsames Spiel" geht es jetzt aber deutlich emotionaler zu. "Von diesen Frauen, ihren Vorstellungen von Liebe und ihren Enttäuschungen zu erzählen, ist aufregend", sagt Kaufmann.

Ob Batic und Leitmayr zwischen all den Damen einen kühlen Kopf bewahren und den Mörder finden, erfahren die Zuschauer dann im kommenden Jahr.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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