SZ-Adventskalender:Eine syrische Familie blickt nach vorne

Lesezeit: 2 min

Das größte Glück für Elenya K. (Mitte) und ihre Schwester ist, dass die Mutter mit dem kleinen Bruder wieder zur Familie zurückgekehrt ist. (Foto: Catherina Hess)

Rashid K. ist mit seiner Frau und zwei Töchtern vor dem Bürgerkrieg aus Syrien geflüchtet. Daran zerbrach die Familie zunächst. Nun gibt es einen Neuanfang - und die Hoffnung, wieder zusammenzuwachsen.

Von Karin Kampwerth

Das Herz geht einem auf, wenn man ein so fröhliches 16-jähriges Mädchen am Telefon hat wie Elenya K. Seit sie 2016 mit ihrer Familie aus Syrien nach München fliehen musste, hat sie in der Schule fleißig Deutsch gelernt. Für ihre Eltern ist sie deshalb eine große Hilfe, auch, als die Reporterin um einen Interviewtermin bittet. Dabei kommt man ins Plaudern.

Begeistert berichtet sie von ihrem Praktikum bei einer Kosmetikerin, das sie gerade abgeschlossen hat. "Das hat mir sehr großen Spaß gemacht", sagt Elenya. Für diese Geschichte hat sie ein Pseudonym bekommen, denn es geht um Bedürftigkeit - und selbst, wenn man wie die Familie von Elenya durch den furchtbaren Bürgerkrieg völlig unverschuldet alles verloren hat und die Heimat verlassen musste, ist es für die meisten Geflüchteten mit großer Scham verbunden, um Hilfe zu bitten.

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Elenya zum Beispiel muss sich auf ihren Schulabschluss vorbereiten, dazu benötigt sie einen Laptop - auch, um darauf im Anschluss Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz zu schreiben. Den kann sie sich zum Beispiel in einem sozialen Beruf vorstellen. "Ich habe vor dem Kosmetikstudio auch ein Praktikum bei der Caritas gemacht", berichtet die 16-Jährige. In einem Flüchtlingsheim habe sie mit Kindern gespielt und Hausaufgaben mit ihnen gemacht. "Das war eine gute Arbeit", sagt sie.

Für ihren Vater Rashid K., der als Fahrer für einen Behindertenfahrdienst arbeitet und aufstockende Leistungen erhält, um die Familie über Wasser zu halten, ist ein Laptop unerschwinglich. Seine schwierige finanzielle Situation führe ihm immer wieder vor Augen, wie groß nicht nur der emotionale Verlust der Heimat sei, sondern auch die materiellen Einbußen, schreibt sein Betreuer im Sozialreferat. Doch nicht nur die Flucht alleine hat das Leben der Familie schwer belastet. Das Ankommen in Deutschland hat sie zerrissen.

Die K.'s kamen zunächst in einer Wohnungslosen-Pension unter, eine Situation, die die von der Flucht traumatisierte Mutter nicht aushalten konnte. Sie verließ die Familie, lernte einen neuen Partner kennen und bekam mit diesem ein Kind, einen kleinen Jungen, der jetzt drei Jahre alt ist. Für Elenya und ihre heute zehn Jahre alte Schwester war das der nächste Schock in ihrem jungen Leben. Wenigstens gelang es, den auf einmal alleinerziehenden Vater und seine beiden Töchter in einer KomProB-Anlage unterzubringen. Das Kürzel steht für "Kommunales Wohnungsbauprogramm", mit dem die Stadt München den durch Bund und Land geförderten Sozialen Wohnungsbau ergänzt. Das Angebot richtet sich an Menschen, die auch eine Sozialwohnung nicht bezahlen könnten. "Wohnen statt Unterbringen" ist das Ziel, denn anstatt von Zimmern oder Betten in Notquartieren soll dauerhafter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt K.

Das größte Glück für seine beiden Töchter ist aber, dass ihre Mutter vor Kurzem zur Familie zurückgekehrt ist und die Eltern sich versöhnt haben. Nun ist es in der kleinen Wohnung, die eigentlich nur für drei Personen ausgelegt ist, zwar etwas eng geworden, aber darüber würde sich Rashid K. niemals beschweren, denn das Wichtigste ist für ihn, die Kinder in Sicherheit aufwachsen zu sehen. Dazu gehört jetzt auch der Sohn seiner Frau, den er mit offenen Armen aufgenommen hat. Der Dreijährige wird allerdings langsam zu groß, um weiterhin bei den Eltern zu schlafen. "Ein eigenes Bett für ihn wäre schön", sagt Rashid K. Elenya und ihre Schwester wünschen sich außerdem Fahrräder, um mit ihren Freundinnen die Stadt zu erkunden. Und nicht zuletzt wäre es für die K.'s die größte Freude, einen gemeinsamen Ausflug zum Beispiel in einen Märchenpark zu machen, um als Familie einen unbeschwerten Tag verbringen zu können.

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